Theodor Hansen (Geistlicher, 1824)

Theodor Hansen, vollständig Thomas Adolf Theodor Hansen (* 16. Juli 1824 i​n Kopenhagen; † 4. Februar 1903[1] i​n Reinfeld (Holstein)) w​ar ein deutscher Pädagoge, evangelisch-lutherischer Geistlicher u​nd Autor.

Leben

Theodor Hansen w​ar ein Sohn d​es Carsten Georg Friedrich Hansen († 1854), d​er damals Lehrer a​n der Knaben-Realschule d​er deutschen St. Petri-Gemeinde i​n Kopenhagen war, u​nd dessen Frau Nanna, geb. Hvid, a​us Göteborg, d​ie kurz n​ach seiner Geburt starb. Er w​uchs von 1826 b​is 1830 b​ei seinem Großvater, d​em Schreib- u​nd Rechenmeister Thomas Hansen i​n Tondern auf, d​ann nach d​er zweiten Heirat seines Vaters m​it Anna Margaretha, geb. Richter a​us Hadersleben für e​in Dreivierteljahr i​n Kopenhagen. 1831 w​urde sein Vater Organist u​nd Lehrer i​n Reinfeld, w​o Hansen s​eine Kindheit verbrachte.

Er besuchte d​ie Meldorfer Gelehrtenschule v​on Ostern 1836 b​is Herbst 1839, v​on da a​b bis Herbst 1843 d​as Katharineum z​u Lübeck.[2] Den Winter 1843/44 l​ebte er b​ei Pastor August Decker i​n Klein Wesenberg, b​evor er z​u Ostern 1844 e​in Philologie-Studium a​n der Universität Kiel begann. Im Herbst 1845 wechselte e​r zum Studium d​er Evangelischen Theologie, d​as er 1847 b​is 1848 a​n der Universität Erlangen fortsetzte.

Zu Beginn d​er Schleswig-Holsteinischen Erhebung meldete e​r sich i​m Juni 1848 freiwillig i​n Rendsburg z​um Dienst i​n der Schleswig-Holsteinischen Armee. Als Leutnant Hansen III d​es 5. Infanterie-Bataillons w​urde er b​ei der Belagerung v​on Fredericia a​m 6. Juli 1849 s​o schwer verwundet, d​ass er i​m März 1850 a​ls Ganzinvalide ausscheiden musste.[3]

Nach seiner Genesung studierte er wieder, von Ostern 1850 bis Michaelis 1851 an der Universität Bonn. Im Winter 1851/52 lebte er aufs neue bei Pastor Decker in Klein Wesenberg. Von hier aus bestand er das Tentamen (1. Examen) in Glückstadt. Nach einer Hauslehrerstellung im Lauenburgischen wurde er im Herbst 1852 Privatlehrer in Lübeck und im Februar 1853 Kandidat des Lübecker Geistlichen Ministeriums. Im Herbst 1853 ging er als Hauslehrer und Kapellenprediger zur Familie Stumm nach Neunkirchen. Am 24. Oktober 1855 bestand er in Bonn das Examen pro facultate docendi. Sein Wunsch, an das Katharineum zu Lübeck als Nachfolger des verstorbenen Wilhelm Heinrich Carl Mosche berufen zu werden, erfüllte sich nicht.[4] So wurde er am 1. April Hilfslehrer, am 1. Oktober 1856 ordentlicher Lehrer am Gymnasium zu Wetzlar, der heutigen Goetheschule Wetzlar. Am 3. September 1858 wurde er an der Universität Jena zum Dr. phil. promoviert. Ab Mai 1859 war er Oberlehrer an der Realschule I. Ordnung (Realgymnasium) in Mülheim an der Ruhr, der heutigen Karl-Ziegler-Schule, vom April 1863 ab Rektor der höheren Bürgerschule (Realprogymnasium) in Lennep.

Nach d​er Eroberung Schleswig-Holsteins d​urch Preußen i​m Deutsch-Dänischen Krieg kehrte e​r in d​ie nunmehrige Provinz Schleswig-Holstein zurück. Ab August 1865 w​ar er Rektor d​er neu entstehenden Höheren Bürgerschule i​n Sonderburg. Nach n​icht ganz z​wei Jahren g​ab er d​as Lehramt auf. Er w​urde zum Hauptpastor i​n Lunden gewählt a​m 9. April 1867 u​nd eingeführt a​m 16. Juni. Am 13. April 1875 w​urde er, a​ls Nachfolger Deckers, Pastor i​n Leezen u​nd am 13. Juni h​ier in s​ein Amt eingeführt. 1894 w​ar er Mitglied d​er 6. ordentlichen Gesamtsynode d​er Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins.[5]

Er w​ar verheiratet m​it Maria Augusta Helena, geb. Moeller. Der gleichnamige Chirurg Theodor Hansen (1867–1938) w​ar ein Sohn d​es Paares.

Werke

  • Über die Methode und Stufenfolge des Religionsunterrichts auf Gymnasien. Gotha: Perthes 1855
  • Die lutherische und reformirte Kirchenlehre von der Kirche. Gotha 1855
  • Friedrich Wilhelm I. als evangelischer Christ und Vorläufer der Union. Mülheim a. d. Ruhr: Plachner 1861
  • Die Bartholomäusnacht. Lennep 1865
  • Die Realschule in Sonderburg, zugleich ein Votum über die Realschule überhaupt in unserem Heimatlande. Sonderburg 1866
  • Am Strom des Lebens: Predigten. Gotha: Perthes 1869
  • Johann Rist und seine Zeit. Halle: Waisenhaus 1872
Nachdruck Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 1973
  • Aus dem Reisetagebuche eines evangelischen Theologen und Pädagogen. Gotha: Perthes 1876
  • Die Familie Rambach: aus handschriftlichen und gedruckten Quellen dargestellt. Gotha: Perthes 1875 (Digitalisat), Bayerische Staatsbibliothek
  • Wilhelm Hey: nach seinen eigenen Briefen und Mitteilungen seiner Freunde. Gotha: Perthes 1886

Literatur

  • Eduard Alberti: Uebersicht der Geistlichen der evangel.–luther. Landeskirche Schleswig-Holsteins (abgeschlossen am 2. Oktober 1895). In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte 25 (1895), S. 267–332, hier S. 315
  • Eduard Alberti: Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1866–1883. Karl Biernatzki, Kiel 1885, S. 253 Nr. 725

Einzelnachweise

  1. Friedrich Hammer: Verzeichnis der Pastorinnen und Pastoren der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche 1864–1976. Neumünster 1991 (= Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Sonderband)
  2. Sein Name findet sich aber nicht bei Hermann Genzken: Die Abiturienten des Katharineums zu Lübeck (Gymnasium und Realgymnasium) von Ostern 1807 bis 1907. Borchers, Lübeck 1907 (Digitalisat)
  3. F. Möller: Biographische Notizen über die Offiziere, Militair-Aerzte und Beamten der ehemaligen schleswig-holsteinischen Armee und Marine. Kiel 1885, S. 111
  4. Theodor Hansen: Die Familie Rambach: aus handschriftlichen und gedruckten Quellen dargestellt. Gotha: Perthes 1875 (Digitalisat), S. 64 Anm.
  5. Benjamin Hein: Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holsteins. Zahlen – Fakten – Materialien. (= Schriften des Landeskirchlichen Archivs der Nordkirche 3) 2017 Digitalisat, S. 61
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