Theodor Bausch

Theodor Bausch (* 19. Dezember 1849 i​n Stuttgart; † 3. März 1925 o​der 1928[1] ebenda) w​ar ein deutscher Bildhauer u​nd Hochschullehrer a​n der Königlich Württembergischen Akademie d​er bildenden Künste i​n Stuttgart.

Lesende Trauernde, Marmorrelief am Grabmal der Familie Köchele, Pragfriedhof in Stuttgart

Leben

Theodor Bausch w​urde am 19. Dezember 1849 a​ls Sohn d​es Schreiners u​nd Klavierbauers Wilhelm Friedrich Bausch († u​m 1893) i​n Stuttgart geboren.[2] Er absolvierte e​ine Lehre a​ls Holzbildhauer u​nd dann e​in Studium a​n der Stuttgarter Kunstakademie b​ei Theodor v​on Wagner. Von 1875 b​is 1881 studierte e​r an d​er Kunstakademie Dresden a​ls Meisterschüler u​nd Gehilfe v​on Johannes Schilling, e​r war u​nter anderem a​n der Ausführung d​es Niederwalddenkmals beteiligt.

1883 ließ e​r sich wieder i​n Stuttgart nieder, w​o er i​n dem Haus seiner Eltern wohnte (Rothestraße 4, h​eute Theodor-Heuss-Straße). 1888 unternahm e​r eine längere Studienreise n​ach Italien u​nd Frankreich. Anschließend b​ezog er e​ine Wohnung i​m Haus Eugenstraße 9 u​nd ein Atelier i​m Haus Neckarstraße 7, b​eide in d​er Nachbarschaft d​er Kunstakademie u​nd des Museums d​er bildenden Künste, d​er heutigen Alten Staatsgalerie.[3]

1897 w​urde Bausch z​um Professor a​n der Königlichen Kunstschule i​n Stuttgart ernannt, s​eit 1901 Königlich Württembergische Akademie d​er bildenden Künste.[4]

Werke

BildJahrOrtStandortObjekt
1879StuttgartPragfriedhofGrabmal des Schokoladenfabrikanten Eduard Otto Moser auf dem Pragfriedhof in Abteilung 4, 1879 oder später. Klassizistische Grabanlage nach einem Entwurf des Architekten Robert von Reinhardt, das Engelstandbild und die Bronzetür schuf Theodor Bausch.
1887StuttgartPragfriedhofGrabmal des Bildhauers Ludwig von Hofer auf dem Pragfriedhof in Abteilung 8. Stele mit einer Marmorbüste, 1887 oder später.
1888SingenFestung HohentwielZeughaustor der Festung Hohentwiel mit 2 Reliefmedaillons aus Bronze: Relief von Otto von Bismarck und Relief von Joseph Victor von Scheffel. Zustand von 1907, heute befinden sich die Reliefs auf zwei Mauerresten im Inneren des ehemaligen Zeughauses. Detailfotos: Bismarck-Relief, Scheffel-Relief.
1888StuttgartStädtisches Lapidarium StuttgartNymphenbrunnen am Neckartor in Stuttgart mit der Figur einer Quellnymphe oder Brunnennymphe, → Abbildung. Modell: Johann Heinrich Dannecker 1817, Ausführung in Sandstein: Theodor Wagner 1843, Ersatz durch haltbarere Marmorausführung: Theodor Bausch 1888. 1944 wurde der Brunnen zerstört, die Figur der Nymphe wurde in dem Städtischen Lapidarium Stuttgart aufgestellt (Nummer 50).[5] – Ein Brunnen mit einer Kopie der Nymphe befindet sich im Unteren Schlossgarten in Stuttgart, → Foto.
1893WiesbadenHessisches Staatstheater4 Nischenfiguren an der Südfassade des Hessischen Staatstheaters: Allegorien von Drama, Gesang, Musik und Tanz. Siehe: Hessisches Staatstheater Wiesbaden#Theater.
1895DarmstadtTechnische Universität, Altes HauptgebäudeGiebelfeldgruppe am alten Hauptgebäude der Technischen Hochschule Darmstadmit mit Athena und allegorischen Figuren der Ingenieurskunst, Geometrie, Baukunst und Mechanik.
1894/95StuttgartWilli-Bleicher-Straße 192 Attikastandbilder am Landesgewerbemuseum Stuttgart (heute Haus der Wirtschaft): Allegorien der Landwirtschaft und des Bergbaus, um 1965 abgenommen, seitdem an wechselnden Orten gelagert, heute in einem Natursteinwerk in Eppingen.[6]
1896StuttgartWilli-Bleicher-Straße 19Wappenschilde am Landesgewerbemuseum Stuttgart (heute Haus der Wirtschaft). Abbildung (als Beispiel): 3 Wappenschilde.
1896StuttgartSchwabtunnelLiegefiguren eines Steinmetzen oder Personifikation des Handwerks und einer Weingöttin oder Personifikation des Weinbaus über Südportal u. a.
1897StuttgartAugustenstraße 1Rubinstein-Gedenktafel am Haus Augustenstraße 1, zerstört. Zum Gedenken an den Komponisten, Pianisten und Dirigenten Anton Grigorjewitsch Rubinstein, der 1856 in der Augustenstraße 1 wohnte.[7]
1898UlmLandgericht Ulm6 allegorische Attikastandbilder von Adolf von Donndorf und Theodor Bausch auf dem Mittelbau des Landgerichts Ulm. Die Figuren symbolisieren Gottesfurcht, Standhaftigkeit, Friedfertigkeit, Wahrhaftigkeit, Weisheit und Besonnenheit.[8]
1901StuttgartJohann-Sebastian-Bach-PlatzGänsepeterbrunnen mit der Bronzefigur eines Gänsehirten mit zwei wasserspeienden Gänsen und zwei wasserspeienden Bronzemasken am Brunnenschaft.
1902Esslingen am NeckarEbershaldenfriedhof, AussegnungshalleAussegnungshalle auf dem Ebershaldenfriedhof in Esslingen am Neckar mit einer Engelsfigur als Kuppelbekrönung und einem Bronzeportal mit 2 flankierenden Relieftafeln: „Mutter mit Kind“ und „Alter Mann, der dem Tod entgegenblickt“.[9]
1908StuttgartMarktplatz 14Hans-Sachs-Standbild an der Ecke des Schuhhauses Bletzinger am Haus Marktplatz 14 in Stuttgart. Entwurf: Theodor Bausch. Ausführung: Richard Schönfeld.[10]
1912StuttgartStaatstheater Stuttgart, Großes HausEine von zehn 4 Meter hohen Figuren der Portikusbekrönung des Großen Hauses des Staatstheaters Stuttgart, 3. Figur von links: Allegorie der Technik. Entwurf nach Bewegungsskizzen von Ludwig Habich, Allegorien der Künste, die bei der Schaffung szenischer Vorgänge in Tätigkeit treten. Ausführung: Richard und Willy Schönfeld.
1912StuttgartMarmorbüste des Zoologen Prof. Gustav Jäger („Woll-Jäger“ oder „Seelen-Jäger“). Zuletzt im Städtischen Lapidarium Stuttgart (Nummer 149), Verbleib unbekannt.[11]

Literatur

  • Deutschlands, Oesterreich-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild. Band 1. Volger, Leipzig 1908, S. 30–31 (archive.org).
  • Bausch, Theodor. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 3: Bassano–Bickham. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1909, S. 93 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Gustav Wais: Stuttgarts Kunst- und Kulturdenkmale. 25 Bilder mit stadtgeschichtlichen, baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erläuterungen. Stuttgart 1954.
  • Bausch, Theodor. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S. 279.
  • Monika Spiller: Bausch, Theodor. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 7, Saur, München u. a. 1993, ISBN 3-598-22747-7, S. 637.
Commons: Theodor Bausch – Sammlung von Bildern

Fußnoten

  1. Bausch, Theodor. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 2., überarb. und erweiterte Auflage. Band 1: Aachen–Braniß. De Gruyter / K. G. Saur, Berlin / Boston / München 2005, ISBN 3-11-094657-2, S. 442 (books.google.de).
  2. Stuttgarter Adressbücher 1871–1900.
  3. Bauschs Wohnstätten und sein Atelier in Stuttgart sind nicht erhalten.
  4. #Spiller 1993.
  5. #Wais 1954.1, Seite 80.
  6. Judith Breuer: Die Attikafiguren des ehemaligen Landesgewerbemuseums in Stuttgart. Bedeutung und Schicksal der Skulpturen. In: Denkmalpflege in Baden - Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 50. Jg. 2021, S. 166–170, insbes. S. 167 u. Abb. 10 auf S. 169
  7. #Wais 1954.1, S. 79.
  8. Landgericht Ulm, Gerichtsgebäude.
  9. Keppler: Das neue Leichenhaus in Eßlingen. In: Württembergische Bauzeitung, 1904, S. 371 (digibus.ub.uni-stuttgart.de).
  10. #Wais 1954.1, S. 24.
  11. #Wais 1954.1, S. 119.
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