Theaterruine St. Pauli
Die Theaterruine St. Pauli ist die Ruine der evangelisch-lutherischen St.-Pauli-Kirche im Dresdner Wohngebiet Hechtviertel, die als Sommertheater und Gotteshaus genutzt wird.
Der Grundstein der dreischiffige Hallenkirche des Dresdner Architekten Christian Schramm wurde am 31. Mai 1889 gelegt. Am 4. Februar 1891 wurde die Kirche geweiht und bot 1000 Gottesdienstbesuchern Platz.
Die Kirche wurde bei Luftangriffen der United States Air Force am 16. Januar und 2. März 1945 stark beschädigt.
Mitglieder der Kirchgemeinde enttrümmerten das Gebäude 1965 bis 1969 in freiwilliger Arbeit und sanierten es teilweise. Es sind nur die Außenmauern und der Turm ohne Spitze erhalten.
1996 wurde zwischen der Kirchgemeinde als Eigentümer und der Stesad GmbH (Stadtentwicklungs-Gesellschaft der Stadt Dresden) ein 50jähriger Erbbaurechtsvertrag geschlossen und die Stesad begann mit Sicherungsmaßnahmen (Förderung mit 500.000 DM durch die Stadt Dresden).[1]
Im Jahre 1997 öffnete die Ruine als Kultur- und Begegnungsstätte.
Im Rahmen des Lärmschutzes der Anwohner werden u. a. die Fensteröffnungen teilweise verschlossen.
2010 bis 2012 wird die Ruine für 2,6 Mio. EUR (davon 2,2 Mio. EUR förderfähig) umfassend ausgebaut und saniert.[1] Insbesondere wurde ein 400 Quadratmeter großes Glasdach errichtet.
- Die Kirche um 1900
- Innenraum um 1900
- Bühnenbereich
- Turmblick
- Hinterer Bereich
Mieter ist seit 1999 der TheaterRuine St. Pauli e.V., die Jahresmiete incl. Betriebskosten beträgt 50.000 EUR.[2]
2017 wurde von der Gießerei Bierling die Glocke neu gegossen und wieder in Betrieb genommen. Sie läutet seitdem täglich und zu den Gottesdiensten in den Sommermonaten.
Spielstätte
Den Spielbetrieb trägt der gemeinnützige Verein TheaterRuine St. Pauli e. V., der circa 100 Mitglieder umfasst. Im Ensemble spielen Laienschauspieler, die von professionellen Schauspielern unterstützt werden. Der Verein war 1999 mit dem Ziel gegründet worden, die St.-Pauli-Ruine kulturell zu beleben und langfristig als Veranstaltungsort zu profilieren. Die Mitglieder sind ehrenamtlich umfassend an dem Betrieb des Hauses, der Organisation und der Inszenierungsarbeit auf und hinter der Bühne beteiligt.
Das Repertoire reicht von Stücken der Commedia dell’arte und adaptierten klassischen Stoffen bis zu deutscher Gegenwartsdramatik und Musiktheater. Künstlerischer Leiter ist Jörg Berger. Zu den besonders erfolgreichen Inszenierungen zählen Don Juan, Wie es euch gefällt, Die Zauberflöte, Die Bettleroper, Ein Sommernachtstraum, Don Gil von den Grünen Hosen (Don Gil de las calzas verdes), Der gute Mensch von Sezuan, Purcells Traum von König Artus u. a. Daneben finden Gastspiele von anderen Theater- und Tanzgruppen sowie Konzerte und besondere Events statt. Die Spielzeit dauert von April bis Oktober.
Der Theaterverein betreibt neben der St.-Pauli-Ruine auch den St.-Pauli-Salon als soziokulturelle Begegnungsstätte mit regelmäßigem Kursangebot, Ausstellungen und kulturellen Veranstaltungen. Der Verein beteiligt sich am jährlichen Stadtteilfest im Hechtviertel, dem HechtFest, am jeweils letzten Wochenende im August.
Jährlich besuchten etwa 20.000 Gäste etwa 60 Gast-Veranstaltungen und -Konzerte sowie etwa 80 Theateraufführungen des Vereins.[3]
Da der Mietvertrag mit dem TheaterRuine St. Pauli e.V. zum 31. Dezember 2020 gekündigt wurde, ist der Fortbestand des Theaterbetriebs ungewiss[4]. Es gibt eine Petition zur Rettung des Theaters.[5]
Die Stadt Dresden hat den Veranstaltungsbetrieb und das kulturelle Konzept dazu neu ausgeschrieben.
Weblinks
- Geschichte der St.-Pauli-Kirche Webseite der Kirchgemeinde
- Theater St.-Pauli-Ruine
- Holger Zürch: Umnutzung in Dresden: St.-Pauli-Kirche – Vom Gotteshaus zum Musentempel. In: Leipziger Internet Zeitung. Abgerufen am 9. Januar 2022.
Einzelnachweise
- https://www.stesad.de/ruine-der-st-pauli-kirche.html Mitteilung der Stesad GmbH: Ruine der St.-Pauli-Kirche / Entwicklung Kulturprojekt St. Pauli, abgerufen am 31. August 2020
- https://www.mdr.de/sachsen/dresden/dresden-radebeul/verein-st-pauli-ruine-wehrt-sich-gegen-rausschmiss-100.html Mitteldeutscher Rundfunk: Theaterverein wehrt sich gegen Rauswurf aus St.-Pauli-Ruine in Dresden, Beitrag vom 28. August 2020, abgerufen am 31. August 2020
- https://www.pauliruine.de/unterstuetzung-fuer-unseren-verein/ Angaben des Vereins TheaterRuine St. Pauli e.V., abgerufen am 31. August 2020
- Stadt kündigt Mietvertrag für Theaterruine St. Pauli Dresden – wie geht’s jetzt weiter? Abgerufen am 18. August 2020.
- https://www.dresden.de/de/leben/gesellschaft/buergebeteiligung/epetition.php?extForwardUrl=https%3A//apps.dresden.de/ords/f%3Fp%3D1610%3A3%3A%3A%3ANO%3A%3AP3_P_ID%3A10537 e-Petition der Stadt Dresden, Petent: TheaterRuine St. Pauli e.V., Titel: TheaterRuine e.V erhalten!, abgerufen am 31. August 2020