Theater am Rand
Das Theater am Rand ist ein privates Haus- und Freiluft-Theater in der Siedlung Zollbrücke (Ortsteil Zäckericker Loose, Gemeinde Oderaue, Landkreis Märkisch-Oderland, Land Brandenburg) an der Oder gelegen, der östlichen Grenze Deutschlands, also „an einem Rand“ Deutschlands.
Das Projekt
„Begonnen hat alles mit einem Misserfolg. Die Begründer Tobias Morgenstern (Musiker) und Thomas Rühmann (Schauspieler) hatten einen szenischen Abend nach Edna Annie Proulx` 600-Seiten-Roman „Das grüne Akkordeon“ erarbeitet. Doch der Verlag verweigerten die Rechte. Wenigstens einmal wollten die beiden das Stück aufführen und luden Freunde und Bekannte am 31. Januar 1998 zum privaten Vorspiel nach Zollbrücke. Im Wohnzimmer (ca. 4 × 10 Meter groß) befand sich ein Portal – wie geschaffen zur Trennung von Bühnen- und Zuschauerraum. Der Abend wurde ein Erfolg. Jeder Besucher gab danach, ,was ihm dieser Abend wert war´...“[1].
Die Berliner Künstler zog es aus der Metropole aufs freie Land mit vielen neuen Möglichkeiten und Perspektiven. Mit großem Engagement errichteten sie mit ihren Helfern eine erste Spielstätte. Sie hatten die Idee von einem eigenen Theater und starteten in einem alten Fachwerkhaus im Oderbruch gleich hinter dem Oderdeich. Der Deich hatte dem Jahrhundert-Oderhochwasser 1997 widerstanden. Die dahinter liegenden Siedlungen waren nicht mehr bedroht. Im Januar 1998 erfolgte die erste Aufführung, „Accordion Mystery“, vor 32 Zuschauern auf einer winzigen Bühne mit fünf Scheinwerfern[2].
Kamen anfangs vor allem Freunde, Bekannte und Kollegen, erweiterte sich das Publikum bald. Anwohner aus der Umgebung, Berliner und weitgereiste Gäste kamen einzeln und in Bussen, um die Künstler in der einzigartigen Spielstätte zu erleben.
Die Veranstalter nehmen kein Eintrittsgeld. Nach Ende der Vorstellungen wird am Ausgang um eine individuelle Spende gebeten, je nachdem, wie es dem Gast gefallen hatte und was die Vorstellung ihm wert war.
Die Spielstätten
Nach dem Beginn im hundertjährigen Fachwerkhaus reichte der Platz bald nicht mehr und man wich auf die grüne Wiese aus. Ein neues Haus wurde mit überdachtem Bühnenraum errichtet. Die grüne Wiese verwandelte sich in eine Freilichtbühne mit amphitheaterähnlichen Publikumsrängen.
Das Theater wuchs mit seiner Akzeptanz. Wurde eine akzeptable Zuschauerzahl erreicht, dachte man über Veränderungen nach.
Ergänzend zum Programm des TaR gab es von 2011 bis 2015 auch „Kino am Rand“. Vorführungen fanden u. a. im Rahmen der OderKurz-Filmpektakel statt.
Direkt neben dem Theater steht die „Randwirtschaft“, Deutschlands selbst erklärte einzige bio-zertifizierte Theatergastronomie. Holz und Lehm bestimmen das Ambiente, serviert werden Köstlichkeiten aus dem Umland.[3]
Für die Autos der Gäste legte die Gemeinde einen neuen Parkplatz an.
Produktionen (Auswahl)
- Accordion Mystery
- Die Entdeckung der Langsamkeit
- Im Spinnenhaus
- Mitten in Amerika
- Seide
- Siddhartha
- Weihnachtsprogramm
- Vom Schnee
- Das Wunder von Ballybradawn
Bislang sind z. B. folgende Produktionen des Theaters mitgeschnitten und auf CD erschienen: „Die Weihnachtsrevue“ (2007), das „Liederfest“ (2009), welches eine der Höhepunkte zum 10. Jubiläum war, „Troubadoure am Rand“ (2013 – 15 Jahre Theater am Rand) oder „Musik zu Film und Theater“ von Tobias Morgenstern (2017).[4]
Das Theater heute
Personal[5]:
- Künstlerische Leitung: Tobias Morgenstern und Thomas Rühmann
- Geschäftsführung: Almut Undisz
- Weitere 14 Mitarbeiter im Büro, an der Technik und Theatergärtnerinnen
Wegen gesetzlicher Kontaktbeschränkungen infolge der Corona-Pandemie findet von 2020 bis 2022 nur eingeschränkter bzw. kein Theaterbetrieb statt.
Bedeutung
Künstlerisch wurde oft u. a. das Akkordeonspiel hervorgehoben. Vielen ist das Instrument bestenfalls noch von Heimat-, Seemanns- und Kneipenliedern bekannt. Morgenstern begeistert mit ganz neuer Virtuosität. Musik und Inhalte bildeten spontane Einheiten, ebenso Akteure und Publikum. Zusammen verwirklichten Rühmann und Morgenstern ihre verschiedenen Projekte – von Theaterinszenierungen über Konzerte bis hin zu Kurzfilmfestivals. Sprache und Musik, Bilder und Klänge, Worte und Noten fügen sich in Zollbrücke zu etwas Neuem zusammen.
Gesellschaftlich belebt die kleine Spielstätte im Dorf eine ganze Region und ist ein Zuhause für viele Menschen[6]. Das Theater bereichert nicht nur die kreative Vielfalt im Oderbruch, sondern erweitert nach der Wende und deutschen Wiedervereinigung auch den kulturellen, geistigen und geografischen Horizont von Anwohnern und Gästen. Es wurde zur festen Adresse in der künstlerischen Landschaft Brandenburgs.
Websites
Einzelnachweise
- Tom Mustroph 2003, abgerufen 9. Januar 2022
- TaR online Geschichte, abgerufen 9. Januar 2022
- TaR online Randwirtschaft, abgerufen 9. Januar 2022
- Buschfunk 2017, abgerufen 9. Januar 2022
- TaR Menschen, abgerufen 9. Januar 2022
- RBB online, abgerufen 9. Januar 2022