Theater Überzwerg
Das Theater Überzwerg ist das größte professionelle Kinder- und Jugendtheater im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Lothringen.
Geschichte
Im Oktober 1978 konzipierten Ingrid Braun, Ingrid Hessedenz, Alice Hoffmann, Jochen Senf und Peter Tiefenbrunner ein „Freies Kinder- und Jugendtheater Saarbrücken“, das später den Namen „sog. 2“ erhielt. Uneinigkeit herrscht darüber, ob alle fünf Personen auch als Gründungsmitglieder anzusehen sind. Am 20. April 1979 feierte das Theater die erste Premiere mit „Was heißt hier Liebe?“ vom Theater Rote Grütze. Im Oktober 1979 wurde das Stück mit einem Aufführungsverbot an saarländischen Schulen belegt.
Zunächst finanziert als AB-Maßnahme der Landeshauptstadt Saarbrücken, wurde das Theater zur Spielzeit 1981/82 durch einen Kooperationsvertrag mit dem Saarländischen Staatstheater organisatorisch selbständig. Das Theater benannte sich zu dieser Zeit auch um in „Theater IWWERZWERCH“ (das Wort bedeutet im Moselfränkischen „quer, überspannt, verschroben, übertrieben“).[1] Nach dem Einspruch eines gleichnamigen Karnevalsvereins aus dem saarländischen Überherrn nennt es sich fortan „Theater ÜBERZWERG“.[2] Seit 1989 verfügt das Theater über eine feste Spielstätte in Saarbrücken - St. Arnual, bietet aber zusätzlich alle Produktionen weiterhin als Gastspiele an. Nach Jahren des Kollektivs entschied sich das Theater zur Spielzeit 1990/1991 für eine Leitungsebene mit Künstlerischem Leiter, Geschäftsführer und Dramaturgen. Träger des Theaters ist heute ein Förderverein, den die saarländische Landesregierung bezuschusst. Vom Theater Überzwerg und anderen professionellen Kinder- und Jugendtheatern aus Hessen und Rheinland-Pfalz wurde 1999 eine „Landesarbeitsgemeinschaft Südwest“ ins Leben gerufen, die dem Erfahrungsaustausch und kritischen Qualitätsdiskussionen dienen soll.
Am 2. April 2009 startete eine umfassende Renovierung des Theaters Überzwerg. Nach dem Ende der Umbaumaßnahmen wurde das Theater Anfang November 2009 wiedereröffnet – mit vergrößertem Foyer, einer Klimaanlage im Theaterraum, einem Theaterhof und neuen Büroräumen. Für die Kosten des Umbaus von ca. 1.000.000 Euro wurden Mittel des Konjunkturpakets des Landes eingesetzt. Ebenso beteiligte sich die Landeshauptstadt Saarbrücken an den Kosten.
Anspruch und Programm
Bei der Stückauswahl berücksichtigt das Theater, dass Kindheit und Jugend sich ständig verändert, und bemüht sich, formal und ästhetisch unterschiedliche Inszenierungen anzubieten. Den Spielplan bestimmen aktuelle Stücke, die gezielt für bestimmte Altersklassen konzipiert werden. Einen weiteren Schwerpunkt der letzten Jahre bilden mobile Produktionen fürs Klassenzimmer sowie Stücke, die sich mit dem Verhältnis der Generationen und dem demographischen Wandel beschäftigen. Die Entstehung jeder neuen Überzwerg-Inszenierung wird von einer Patenklasse oder einem Patenkindergarten begleitet. Zum weiteren umfassenden theaterpädagogischen Angebot des Theaters gehören eine Lehrertheatergruppe, Vor- und Nachbereitungen zu allen Produktionen, Sichtungsveranstaltungen für Lehrkräfte, Publikumsgespräche sowie regelmäßige Veranstaltungen und Workshops mit dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM).
Jugendclubs
Bereits 1989 wurde der erste Überzwerg-Jugendclub ins Leben gerufen, zwei weitere folgten. Damit war das Theater Überzwerg eines der ersten deutschen Theater, an denen ein Theaterspielclub für Jugendliche installiert wurde. Ca. 40–50 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren treffen sich wöchentlich im Theater Überzwerg, um unter professioneller Anleitung Theater zu lernen und zu machen. Seit dem Herbst 2007 bietet das überzwerg auch einen Spielclub für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren an.
Festival „SpielStark“
Seit 2002 veranstaltet das Theater Überzwerg zusammen mit der Stadt Ottweiler das Kinder- und Jugendtheaterfestival „Spielstark“, das jeweils im September/Oktober stattfindet. Neben den Auftritten professioneller Kinder- und Jugendtheater bilden Theaterworkshops einen inhaltlichen Schwerpunkt des Festivals.
Ehrungen, Preise, Auszeichnungen
- 1992: Auf Einladung des Goethe-Instituts Tournee durch Polen mit der Produktion „Robinson & Crusoe“ von Nino d’Introna / Giacomo Ravicchio
- 1998: 3. Platz für die Produktion „Das besondere Leben der Hilletje Jans“ von Ad de Bont bei der 3. Marburger Kinder- und Jugendtheaterwoche
- 2000: Auf Einladung des Goethe-Instituts Tournee durch Frankreich (u. a. in Paris, Lille, Toulouse, Lyon …) mit der zweisprachigen Produktion „Es waren zwei Königskinder /Il était une fois deux enfants de rois“ von Wilfrid Grote (Musik: Peer Raben)
- 2001: 3. Platz und Publikumspreis für die Produktion „Vier aus Papier“ von Erhard Schmied (Musik: Oliver Hottong) bei der 6. Marburger Kinder- und Jugendtheaterwoche
- 2002: Nominierung der Überzwerg-Auftragsproduktion „Vier aus Papier“ von Erhard Schmied für den Deutschen Kindertheaterpreis 2002
- 2004: Die Produktion „lauschrausch“ von Edith Ehrhardt bei TRIANGEL 2004, dem 4. Internationalen Kinder- und Jugendtheaterfestival in der Bodenseeregion
- 2004: „lauschrausch“ einzige deutsche Produktion bei KORCZAK 2004, dem 8. Internationalen Kinder- und Jugendtheaterfestival in Warschau; anschl. weitere Gastspiele in Polen
- 2007: Die Produktion „Für Dich!“ bei KORCZAK 2007, dem 11. Internationalen Kinder- und Jugendtheaterfestival in Warschau
- 2008: 2. Platz für die Produktion „Für Dich!“ von Sebastian Eilers bei den 13. Hessischen Kinder- und Jugendtheatertagen in Marburg
- 2010: Einladung der Autorin Petra Wüllenweber und des Theaters Überzwerg mit der Uraufführung „Am Horizont“ zu den „KinderStücken 2010“ der 35. Mülheimer Theatertage
Einzelnachweise
- Karl Conrath: Die Volkssprache der unteren Saar und der Obermosel – ein moselfränkisches Wörterbuch. In: Beiträge zur deutschen Philologie. Band 41. Wilhelm Schmitz Verlag, Gießen 1975.
- Geschichte und Programm theater überzwerg. Abgerufen am 13. Januar 2020.