The Tall Man – Angst hat viele Gesichter
The Tall Man – Angst hat viele Gesichter (Originaltitel: The Tall Man) ist ein französisch-kanadischer Mystery-Thriller des Regisseurs Pascal Laugier aus dem Jahr 2012.
Film | |
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Titel | The Tall Man – Angst hat viele Gesichter |
Originaltitel | The Tall Man |
Produktionsland | Kanada Frankreich |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Länge | 100 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16[1] |
Stab | |
Regie | Pascal Laugier |
Drehbuch | Pascal Laugier |
Produktion | Clément Miserez Kevin DeWalt Jean-Charles Levy Scott Kennedy |
Musik | Todd Bryanton |
Kamera | Kamal Derkaoui |
Schnitt | Sebastien Prangere |
Besetzung | |
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Handlung
Julia ist Krankenschwester in Cold Rock, einer kleinen Stadt in Washington. Früher einmal war Cold Rock ein belebter und florierender Ort; das änderte sich aber schlagartig, als die lokalen Bergbauminen aufgelöst wurden. Seitdem gibt es kaum Arbeit, die Schule schloss und Trübsal, Verzweiflung und Armut machten sich breit. Julia selber besucht während ihres Arbeitstags verschiedene Familien und hilft so auch der schwangeren Carol bei der Geburt ihres Kindes. Carol lebt mit Jennifer (Jenny), ihrer Mutter Tracy und deren gewalttätigem Freund, welcher Carol schwängerte, zusammen. Julia ist wütend, denn anstatt ihren Freund wegzuschicken, verstößt Tracy Carol mit ihrem Neugeborenen. Auch Jenny ist aufgrund der psychischen Belastung in ihrer Familie traumatisiert und spricht nicht mehr. Sie zeichnet ihre Gedanken und Erlebnisse dagegen auf. Unter den Zeichnungen befindet sich auch der „große Mann“, ein moderner Mythos im Ort, der für die zahlreichen Kindesentführungen verantwortlich sein soll. Jenny gestikuliert Julia, dass sie ihn gesehen habe.
Julia kehrt zu ihrem Haus zurück, das sich etwas abgelegen von Cold Rock befindet. Dort lebt sie mit David, ihrem Sohn, und ihrer Nanny Christine. Ihr Mann ist vor einiger Zeit gestorben. Nach dem gemeinsamen Essen und Spielen schläft Julia auf der Couch ein. In der Nacht wird sie unerwartet von Geräuschen geweckt. Als sie ins Erdgeschoss geht, findet sie Christine gefesselt am Boden vor – und dann bemerkt sie, dass David verschwunden ist. Julia sieht einen menschlichen Schatten davonlaufen, verfolgt ihn und kann sich eine Zeit lang am Auto des Entführers festhalten, bis es zu einem Unfall kommt. Der Entführer flieht mit David in den Wald. Julia verliert die Spur und bricht zusammen.
Lieutenant Dodd findet Julia und bringt sie zum örtlichen Diner. Die anwesenden Gäste verhalten sich aber seltsam. Als Julia im Hinterzimmer einen Schrein mit einem Bild Davids sieht, schöpft sie Verdacht und flieht. Die Dorfbewohner nehmen die Verfolgung auf. Auf der Rückbank einer Polizeistreife versteckt, gelangt sie zu einem verlassenen Gebäude und findet David, der aber Angst vor ihr hat und wegläuft. Plötzlich schlägt Davids leibliche Mutter Julia nieder und beginnt sie zu verhören. Es stellt sich heraus, dass Julia die eigentliche Entführerin ist. Auf die Frage, wo die restlichen Kinder seien, antwortet Julia, sie habe sie dem „großen Mann“ gegeben. Kurz darauf kann sie gemeinsam mit Jenny und David fliehen. In ihrem Haus übergibt sie mit ihrer Nanny Christine David dem „großen Mann“ in dem alten Minentunnel von Cold Rock. Jenny will auch mit dem „großen Mann“ sprechen und geht erst wieder, als Julia ihr versichert, sie habe Jennys Namen und Adresse dem „großen Mann“ übergeben.
Als Julia am Morgen aufwacht, hat sich Christine erhängt; die Polizei mit Lieutenant Dodd und die aufgebrachte Stadtbevölkerung stehen vor der Tür. Nachdem Davids Mutter von den Vorkommnissen erzählt hat, ist die Stadt davon überzeugt, dass Julia alle abgängigen Kinder verschleppt hat.
Im Polizeigewahrsam gibt sie zu, für die vergangenen Kindesentführungen verantwortlich zu sein. Einen „großen Mann“ gebe es nicht. Sie gibt ebenfalls an, die Kinder getötet und im Wald verscharrt zu haben, was aber gelogen ist. Tatsächlich gehört Julia einer Organisation an, die Kinder von armen oder misshandelnden Eltern „rettet“ und sie an fürsorgliche neue Eltern übergibt. Die Gruppierung will damit den Kreis der Armut und Misshandlung, der von Generation zu Generation weitergeht, durchbrechen.
Einige Zeit später beobachtet Jenny ihre Mutter Tracy bei einem handgreiflichem Streit mit ihrem betrunkenen Freund und geht dazwischen, wird aber von ihrem Stiefvater zu Boden geworfen und verletzt. Tracy lacht kurz darauf aber sofort wieder darüber, so als sei nichts passiert. Angewidert davon, wendet sich Jenny ab und folgt einem Rascheln im Wald – sie sieht dort den „großen Mann“. Er ist in Wirklichkeit Julias Ehegatte, der überraschenderweise doch nicht tot ist. Gemeinsam fahren die beiden in eine große, nahegelegene Stadt, wo Julias Mann Jenny einer neuen Mutter übergibt. Diese will bezahlen, der „große Mann“ lehnt aber ab und sagt, die Organisation nehme große Risiken in Kauf, um jedes Kind zu retten. Julia und Christine hätten sich geopfert, um die Arbeit der Organisation zu schützen.
Cold Rock kehrt wieder zur Normalität zurück. Julia sitzt im Gefängnis; ihr droht die Todesstrafe. Die Polizei hat den Fall abgeschlossen und die Suche nach den vermeintlichen Kinderleichen aufgegeben. Zur gleichen Zeit lebt Jenny nun in einer liebevollen Familie, die ihr alles bietet, was sie braucht. Das Mädchen spricht wieder und scheint glücklich zu sein. Als sie zum Zeichenkurs geht, reflektiert sie über ihre drei Mütter und ihre Liebe ihnen gegenüber: ihre leibliche Mutter, die Jenny vermisst; über Julia, der sie ihr neues Leben verdankt; und über ihre dritte Mutter, die ihr nun ein schönes und friedliches Leben bietet. Auf dem Weg sieht sie David mit seiner neuen Familie und vermutet, dass er seine leiblichen Eltern bereits vergessen hat. Den Tränen nahe schließt Jenny letztendlich den Film mit den nachdenklichen Worten „Ich habe dieses Leben gewollt. Ich schätze es ist besser so. Oder? Oder? Oder?“ ab.
Produktion
Jessica Biel war von Pascal Laugiers vorherigen Film, Martyrs, positiv angetan und auch das Drehbuch von The Tall Man gefiel ihr. Sie war von seinem Projekt zunehmend begeistert und wollte als Schauspielerin mitwirken.[2] Die Aufnahmen begannen im September 2010, gedreht wurde in der Region Kootenay in British Columbia. Der Film ist Pascal Laugiers erste englischsprachige Produktion.[3][4]
Veröffentlichung
Die Premiere des Films fand 2012 auf dem Festival South by Southwest statt.[5] Auf Blu-ray und DVD wurde der Film am 25. September 2012 veröffentlicht.[6] Das Einspielergebnis belief sich auf 5.212.903 US-Dollar.[7]
Rezeption
Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus: Auf Rotten Tomatoes bekam The Tall Man 5,2 von 10 Punkten,[8] auf IMDb erreichte er 5,9 von 10. Elizabeth Kerr schrieb auf The Hollywood Reporter, dass der Film wie Martyrs atemberaubende Bildsequenzen, aber dafür eine bleierne Erzählung zeigt.[9] Jeanette Catsoulis stellte in der New York Times einen positiven Vergleich mit Stephen Kings ersten Werken her und nahm The Tall Man in die Auswahl New York Times Critics’ Pick auf.[10]
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für The Tall Man – Angst hat viele Gesichter. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Juli 2013 (PDF; Prüfnummer: 137 427 V).
- Evan Dickson: Jessica Biel On Defying Convention With Pascal Laugier And The Ending Of ‘The Tall Man’. In: Bloody Disgusting. 8. August 2012. Abgerufen am 6. Dezember 2013.
- Brad Miska: Production Officially Underway on ‘The Tall Man’. In: Bloody Disgusting. 28. September 2010. Abgerufen am 6. Dezember 2013.
- Greg Nesteroff: Finding Nelson in The Tall Man. In: Nelson Star. Black Press. Abgerufen am 26. August 2012.
- Amanda Waltz: SXSW Features ‘Girls Against Boys’ and ‘The Tall Man’ Picked Up For Distribution; ‘Barrymore’ To Finally See Light Of Day. In: The Film Stage. 13. März 2012. Abgerufen am 6. Dezember 2013.
- Steve Barton: U.S. Trailer Premiere for the Tall Man Arrives!. In: Dread Central. 20. Juli 2012. Abgerufen am 6. Dezember 2013.
- The Tall Man. In: Box Office Mojo. Abgerufen am 6. Dezember 2013.
- The Tall Man Movie Reviews. In: Rotten Tomatoes. Flixster. Abgerufen am 6. Dezember 2013.
- Elizabeth Kerr: The Tall Man: Filmart Review. In: The Hollywood Reporter. 20. März 2012. Abgerufen am 6. Dezember 2013.
- Jeanette Catsoulis: A Small-Town Buzz About the Missing. In: The New York Times, 30. August 2012. Abgerufen am 6. Dezember 2013.
Weblinks
- The Tall Man – Angst hat viele Gesichter in der Internet Movie Database (englisch)
- The Tall Man bei Rotten Tomatoes (englisch)