The Predator (Album)
The Predator ist das dritte Soloalbum des US-amerikanischen Rappers Ice Cube. Es erschien am 17. November 1992 auf Priority Records (EMI). Es war das einzige Nummer-eins-Album für Ice Cube in den Billboard 200, und enthält mit It Was a Good Day seine bekannteste Single.
Entstehungsgeschichte
Das Album und seine Songs entstanden vor dem Hintergrund der Unruhen in Los Angeles 1992 und sind sehr kämpferisch gehalten. Im ganzen Land, so Ice Cube, würden weiße Polizisten „systematisch und brutal“ Jagd auf Schwarze machen, mit dem Ziel diese zu „killen“, wovon es natürlich keine Videoaufnahmen gebe. „Diese Taten der Polizei haben mir eine Menge Material für dieses Album geliefert.“[1] Es kritisiert sowohl den Umgang mit den Schwarzen in Amerika, als auch das Sozialsystem der Vereinigten Staaten. Der Titel basiert auf dem Film Predator 2, einige Samples des Films lassen sich auf dem Album finden.
Das Album wurde von Ice Cube produziert. Weitere Produzenten sind DJ Pooh, Sir Jinx, Torcha Chamba und DJ Muggs (Cypress Hill).
Titelliste
# | Titel | Gastmusiker | Produzenten | Länge |
---|---|---|---|---|
1 | The First Day of School (Intro) | Ice Cube | 1:20 | |
2 | When Will They Shoot? | DJ Pooh, Bob Cat, Ice Cube | 4:36 | |
3 | I’m Scared (Interlude) | 1:32 | ||
4 | Wicked | Don Jagwarr | Torcha Chamba, Ice Cube | 3:55 |
5 | Now I Gotta Wet ’Cha | DJ Muggs | 4:03 | |
6 | The Predator | DJ Pooh | 4:03 | |
7 | It Was a Good Day | DJ Pooh | 4:19 | |
8 | We Had to Tear This Mothafucka Up | DJ Muggs | 4:32 | |
9 | Fuck ’em (Interlude) | Sir Jinx | 2:02 | |
10 | Dirty Mack | Mr. Woody | 4:34 | |
11 | Don’t Trust ’em | Rashad, Ice Cube, DJ Pooh | 4:06 | |
12 | Gangsta’s Fairytale 2 | Lil Russ | Pocketts, Ice Cube | 3:19 |
13 | Check Yo Self | Das EFX | DJ Muggs, Ice Cube | 3:42 |
14 | Who Got the Camera? | Sir Jinx | 4:37 | |
15 | Integration (Interlude) | Ice Cube | 2:31 | |
16 | Say Hi to the Bad Guy | Sir Jinx | 3:19 |
Musikstil und Texte
Musikalisch handelt es sich bei dem Album um klassischen Westcoast-Hip-Hop mit Elementen des P-Funk und des Souls. Für Abwechslung sorgt das mit Reggae-Klängen unterlegte Check Yo Self mit Gastrapper Das EFX. Ferner lockern eingestreute, von „kräftigen Hörnern“ oder tiefen Bässen getragene melodische Passagen die „wortgewaltigen Rapkanonaden“ auf.[1] An anderer Stelle übernehmen dies „Funk-orientierte Grooves mit Samples von Parliament, Ohio Players und den Isley Brothers“.[2] Ice Cube minimierte den Humor auf ein Minimum und schrieb damit ein überwiegend wütendes, anklagendes Album. Die Texte sind bewusst kämpferisch und wütend gehalten. Sie greifen das sogenannte „weiße Amerika“ an und enthalten explizite Schilderungen von Gewalt. Als Reaktion auf die Unruhen in LA sind es insbesondere Polizisten, die als Angriffspunkt für den Rapper dienen.[3] Insbesondere in Say Hi to the Bad Guy wird ein Szenario beschrieben, das von einer Polizeibelästigung zum Polizistenmord führt.[4] Neben den politischen Anklängen handeln die Texte aber auch vom selbstgewählten Gangsta-Image von Ice Cube.[5] Im Titellied attackiert Ice Cube das Branchenmagazin Billboard, das in einem Editorial zwei der Lieder auf Death Certificate als ausländerfeindlich und antisemitisch angeprangert hatte.[6]
Ice Cube selbst gab an, dass es ihm um die Benennung von Missständen gegangen sei, er aber nicht mehr ganz so knallhart und direkt wie auf den Vorgängeralben getextet habe, damit zu sehen sei, wie relaxt er auch sein könne,[7] schließlich sei er nicht „24 Stunden am Tag stinkig, sauer oder zornig“, sondern eben nachdenklich.[1] Einen „Wandel in seiner Person, Musik und in seinen Texten“ konstatierte auch das Breakbeat Magazin. Er habe seinen Sichtweisen und daraus resultierender Wut nicht mehr „kopflos und respektlos freien Lauf gelassen“, habe „seinen Zorn in positive Vibes um[gewandelt]“, stoße mit dezidierter Kritik nicht mehr anderen vor den Kopf und avanciere somit zum „schwarzen Bob Dylan“.[8] Auch der Musikexpress schrieb von einer verwandelten Person, die sich mehr auf „Zustandsbeschreibungen“ als auf „Haßparolen“ verlegt habe.[2]
Rezeption
Danyel Smith meinte im Rolling Stone 1993, dass man hinter Ice Cubes Machismo, seinem Image und seiner schonungslos brutal-zynischen Schilderung des Gang-Alltags von South Central Los Angeles kaum den echten Ice Cube sehen könne. Das Album erhielt gerade mal zweieinhalb von fünf Sternen.[9] Im The New Rolling Stone Album Guide wurde es mit einem Stern mehr bewertet, aber darauf hingewiesen, dass Ice Cubes Stern am Fallen war.[10]
Martin Scholz nannte das Album in der Frankfurter Rundschau in seiner Konzertvorschau angesichts der Verarbeitung von aktuellen Geschehnissen „Reality Rap“, an dem man sich im Gegensatz zu anderen, bequemeren, Rap-Produktionen die Zähne ausbeiße.[11] Der Musikexpress meinte, aus der Kombination von Bewährtem und Trendigem sei ein gelungenes Album hervorgegangen, was mit fünf von sechs möglichen Sternen honoriert wurde.[2]
Jason Birchmeier von Allmusic bezeichnete das Album als Ice Cubes letztes wichtiges Album in den 1990ern und als keineswegs eingängig, sondern als ernstes Album, das aber einige seiner größten Hits enthielt.[5]
Erfolg
Das Album erreichte Platz 1 der Billboard 200 und ist damit das bislang einzige Nummer-eins-Album des Rappers. Alle drei Single-Auskopplungen erreichten Platzierungen den Billboard Hot 100. Zum größten Hit entwickelte sich It Was a Good Day, das Platz 15 erreichte und heute als Klassiker des Genres gilt.[5][12] Priority-Records-Präsident Bryan Turner machte eine Kombination von Maßnahmen und Ereignissen für den Erfolg aus: Die Basis habe der zuletzt stark angewachsene harte Kern der Cube-Anhänger gebildet. Die Vorabauskopplung Wicked habe die Neugierde auf das Album angeheizt, das dazugehörige Video sei unter prominenter Beteiligung von Red-Hot-Chili-Peppers-Mitgliedern entstanden und die Teilnahme an der Lollapalooza-Tour habe neue Fankreise erschlossen. Die rasche Abfolge von Video- und Filmveröffentlichungen mit dem Künstler als Darsteller habe ihr Übriges getan. Da habe es keine Rolle gespielt, dass die Anstößiges (also mit Parental-Advisory-Warnstickern versehene Alben) nicht anbietenden Verkaufsständer im branchenfremden Handel unbestückt hatten bleiben müssen.[6]
„Der jetzige Erfolg ist eine Anerkennung für die Qualität und Kontinuität meiner bisherigen Arbeit. Und er zeigt, daß ich immer auf dem richtigen Weg war.“
Einzelnachweise
- Ice Cube. Wortgewaltige Rap-Attacken. In: Print. Nr. 1/1993, 1993, S. 6.
- Günter Jakob: Ice Cube. The Predator. In: Musikexpress. Nr. 445, Februar 1993, Dance, S. 70.
- Greg Sandow: The Predator. Entertainment Weekly, 20. November 1992, abgerufen am 5. Dezember 2014.
- Jimmie Briggs: POP RECORDINGS: The Rage and the Rhythm of West Coast Rappers. In: Washington Post. 29. November 1992, S. 10 (HTML-Version).
- Allmusic: The Predator - Ice Cube | Songs, Reviews, Credits (englisch)
- Craig Rosen: Ice Cube’s 'Predator' Debuts At No. 1. Topples Brooks From Billboard 200 Perch. In: Billboard. 5. Dezember 1992, Artists & Music, S. 12 und 96.
- Uwe Buschmann: Sag' hallo zum Predator. In: BAD. März 1993, S. 10 ff.
- Kutlu Yurtseven: Ice Cube. In: Breakbeat Magazin. Nr. 16, April 2000, S. 48 ff. (Quellenangabe ungenau1).
- Danyel Smith: The Predator. Rolling Stone, 7. Januar 1993, archiviert vom Original am 19. Juni 2008; abgerufen am 5. Dezember 2014.
- Nathan Brackett, Christian David Hoard (Hrsg.): The New Rolling Stone Album Guide. Simon and Schuster, 2004, ISBN 978-0-7432-0169-8, S. 400.
- Martin Scholz: Ice Cube. In: Frankfurter Rundschau. 3. April 1993, Rock-Rundschau.
- Ice Cube in den Billboard-Charts. Billboard.com, abgerufen am 5. Dezember 2014.