Technophobie
Technophobie (von altgriechisch τέχνη téchnē, deutsch ‚Kunst, Fähigkeit, Geschick‘, und φόβος phóbos, deutsch ‚Angst‘), genannt auch Technology related anxiety (TRA)[1] ist die Angst (oder starke Ablehnung) vor Technologie, komplexen Geräten und besonders auch Computern.[2] Technophobie ist seit der Industriellen Revolution ein bekanntes Phänomen und tritt in absoluten Zahlen mit zunehmender Komplexität der Technik in der heutigen Welt immer mehr auf. Das Gegenteil von Technophobie ist Technophilie.
Vielfach wird und wurde Technophobie von Künstlern aufgegriffen und thematisiert, z. B. in Frankenstein oder dem Film Metropolis.
Ein historisches Beispiel für Technophobie ist der Luddismus.
Selektiver Gebrauch von Technologien unter Täufergruppen
Heutige Täufergruppen deutscher Herkunft in Nord-, Mittel- und Südamerika, wie die Amischen alter Ordnung, Mennoniten alter Ordnung, Altkolonier-Mennoniten und Ähnliche sind keineswegs technophob, sondern bewerten Technologien danach, ob sie ihrer Gemeinschaft förderlich sind oder nicht. Erst wenn sich erwiesen hat, dass eine Technologie einerseits für ihre Gemeinschaft von Nutzen ist und andererseits den Zusammenhalt der Gemeinschaft nicht gefährdet, wird sie übernommen. Amische und ähnliche Gruppen haben sogar selbst neue Technologien entwickelt, um den Gefahren anderer Technologien zu entgehen.[3][4]
Vor allem das Fernsehen wird als Gefahr wahrgenommen, daneben oft auch Radio, Telefon und Internet. Da all diese Technologien auf elektrischen Strom als Energiequelle angewiesen sind, besteht eine Tendenz, alles, was auf Elektrizität beruht, abzulehnen, um so den oben genannten Technologien kein Einfallstor zu bieten. Alternativ hat man Pressluft zu einer Technologie weiterentwickelt, mit der man viele Maschinen und Haushaltsgeräte, etwa Waschmaschinen und Holzbearbeitungswerkzeuge, betreiben kann.[5]
Autos werden beispielsweise von den Amischen und den meisten Mennoniten alter Ordnung abgelehnt, weil sie den Bewegungsradius der Menschen stark erweitern und so den starken Bezug auf die eigene Gemeinschaft schwächen. Konservative Russland-Mennoniten in Lateinamerika und viele Mennoniten alter Ordnung erlauben zwar Traktoren, jedoch nur mit Stahlreifen, um den Bewegungsradius der Mitglieder der eigenen Gemeinschaft zu begrenzen. Die Hutterer können aufgrund ihrer Gütergemeinschaft den Gebrauch von ihrer Ansicht nach schädlichen Technologien wesentlich besser kontrollieren, weshalb es unter ihnen im Wesentlichen nur Beschränkungen moderner Kommunikationstechnologien wie Fernsehen und Internet gibt.
Die Vorstellung, dass die oben genannten Gruppen aufgrund von Technophobie moderne Technik ablehnen, beruht auf Ignoranz.[6]
Häufigkeit
Für eine Studie[7] wurden zwischen 1992 und 1994 Hochschulstudenten in verschiedenen Ländern befragt.[8] Insgesamt wurden dabei unter 3.392 befragten US-Studenten[9] ein Anteil von 29 % mit starken Technophobien festgestellt.[9] Zum Vergleich gab es dabei in Japan 58 % Technophobe, in Indien 82 % und in Mexiko 53 %.[9]
Ein im Jahr 2000 veröffentlichter Bericht zeigte auf, dass 85 bis 90 Prozent neuer Angestellter einer Organisation sich nicht vertraut fühlen mit neuer Technologie und zu einem gewissen Grad technophob sind.[10]
Siehe auch
Referenzen
- Vgl. Technology related anxiety-the deepest contributor to stress.
- Definition of "Technophobia". Dictionary.reference.com. Abgerufen am 29. Juli 2008: „(1) tech·no·pho·bi·a (těk'nə-fō'bē-ə) n. Fear of or aversion to technology, especially computers and high technology. -Related forms: tech'no·phobe' n., tech'no·pho'bic (-fō'bĭk) adj."— (American Heritage Dictionary)
(2) "tech·no·pho·bi·a ˌtɛknəˈfoʊbiə - Show Spelled Pronunciation [tek-nuh-foh-bee-uh] –noun abnormal fear of or anxiety about the effects of advanced technology. [Origin: 1960–65; techno- + -phobia] —Related forms: tech·no·phobe, noun —(Dictionary.com unabridged (v1.1) based on the Random House unabridged Dictionary, © Random House, Inc. 2006.)“ - Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner and Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, seite 313.
- Look Who's Talking - an article about the selctive use of technologies among the Amish.
- Donald B. Kraybill, Karen M. Johnson-Weiner and Steven M. Nolt: The Amish, Baltimore 2013, seite 313.
- Donald B. Kraybill: The Riddle of Amish Culture Baltimore 2001, Seite 188.
- Matthieu Guitton: Computers in Human Behavior Elsevier, abgerufen am 5. Juli 2018.
- Michelle M. Weil, Larry D. Rosen: A Study of Technological Sophistication and Technophobia in University Students From 23 Countries. In: Computers in human behavior. 11, Nr. 1, 1995, S. 95–133. doi:10.1016/0747-5632(94)00026-E. „Over a two-year period, from 1992 - 1994, data were collected from 3,392 first year university students in 38 universities from 23 countries on their level of technological sophistication and level of technophobia. Technological sophistication was measured by the use of consumer technology (video-cassette recorders, microwave ovens, automated banking, computer/video games), university computing (classroom computer use, word processing experience, programming experience and use of library computers) and computer ownership. Technophobia was assessed by instruments measuring computer anxiety, computer cognitions and computer attitudes.“
- Michelle M. Weil, Larry D. Rosen: A Study of Technological Sophistication and Technophobia in University Students From 23 Countries. In: Computers in human behavior. 11, Nr. 1, 1995, S. 95–133. doi:10.1016/0747-5632(94)00026-E. „"Table 2. Percentage of Students in each country who possessed high levels of technophobia"“; several points are worth noting from Table 2. First, a group of countries including Indonesia, Poland, India, Kenya, Saudi Arabia, Japan, Mexico and Thailand show large percentages (over 50 %) of technophobic students. In contrast, there are five countries which show under 30 % technophobes (USA, Yugoslavia - Croatia, Singapore, Israel and Hungary). The remaining countries were in between these two groupings.
- Index - Learning Circuits - ASTD. Learning Circuits. Archiviert vom Original am 11. Mai 2008. Abgerufen am 4. April 2021.