Türkische Besetzung Nordsyriens
Die türkische Besetzung Nordsyriens bezieht sich auf Gebiete Syriens westlich des Euphrats, die von den türkischen Streitkräften und ihren Stellvertretern seit August 2016 während des syrischen Bürgerkriegs im Rahmen der Militäroffensive auf Afrin erobert wurden und seither unter ihrer Kontrolle stehen. Die Türkei bezeichnet die besetzten Gebiete als „Sicherheitszone in Nordsyrien“ (türkisch Suriye'de Güvenli Bölge, arabisch الحزام الامني السوري الشمالي, DMG al-Ḥizām al-amnī as-sūrī asch-schamālī). Die türkisch-kontrollierte Region ist ethnisch vielfältig: Sie wird überwiegend von Kurden, Turkmenen und Arabern bewohnt.
Verlauf
Die türkische Militäroffensive auf Afrin begann offiziell am 20. Januar 2018. Das Territorium der von der Türkei kontrollierten Region lag Ende September 2018 vollständig in den nördlichen Gebieten des Gouvernement Aleppo, wobei sich die Südspitze des Territoriums 40 Kilometer nordöstlich der Stadt Aleppo befand. Das Territorium grenzte im Süden an das von Rebellen gehaltene Gouvernement Idlib.
Nachdem türkische Streitkräfte das Gebiet unter ihre Kontrolle gebracht hatten, wurden gezielt Flüchtlinge aus den südlicheren Provinzen Syriens, sowie arabische Kämpfer in der Region angesiedelt, die teilweise zuvor in die Türkei geflohen waren.[1][2] Ihnen wurden die Wohnungen und Häuser der zuvor von dort vertriebenen Einwohner (hauptsächlich Jesiden bzw. Kurden) angeboten, da diesen von den türkischen Verbündeten ein Bekenntnis zu ISIS und Al-Qaida abverlangt oder sonst die Todesstrafe angedroht wurde.[3] Daher wird der Türkei vorgeworfen, aktiv eine Politik der ethnischen Säuberung in der Region zu betreiben, um so auch einen zusammenhängenden kurdischen Staat im Norden Syriens zu verhindern.[2]
Am 9. Oktober 2019 folgte die türkische Militäroffensive in Nordsyrien. Die Türkei drang in die nördlichen Provinzen Syriens östlich des Euphrats ein.
Positionen
Die Regierung Syriens lehnt die Anfang August 2019 zwischen der Türkei und den USA vereinbarte Sicherheitszone im Norden Syriens als Verletzung ihrer territorialen Integrität ab.[4]
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker verlangte Mitte Oktober 2019 von der Türkei, die Offensive zu beenden; Frankreich kündigte an, eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu beantragen.[5]
Beobachter werten die türkische Militäraktion als völkerrechtswidrigen Angriffskrieg.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- Seizing lands from Afrin’s displaced Kurds, Turkish-backed militias offer houses to East Ghouta families. Abgerufen am 2. März 2020 (englisch).
- Yazidis who suffered under Isis face forced conversion to Islam amid fresh persecution in Afrin. 18. April 2018, abgerufen am 2. März 2020 (englisch).
- How the Syrian conflict became a war of ethnic cleansing on an epic scale. 12. März 2018, abgerufen am 2. März 2020 (englisch).
- https://www.dw.com/de/syrien-lehnt-sicherheitszone-im-norden-ab/a-49934503
- https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/nordsyrien-tuerkei-beginnt-offensive-gegen-kurden
- Thomas Pany": "Modell Afrin": Menschenrechtsverletzungen und Kämpfe zwischen Milizen. In: heise.de. 10. Juli 2018, abgerufen am 10. Juli 2018.