Tüpfel-Enzian
Der Tüpfel-Enzian (Gentiana punctata),[1] auch Punktierter Enzian genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Enzian (Gentiana) innerhalb der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae).[2] Er gedeiht in europäischen Gebirgen. Der Tüpfel-Enzian wird wie der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) als Arzneipflanze verwendet.
Tüpfel-Enzian | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Tüpfel-Enzian (Gentiana punctata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Gentiana punctata | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Der Tüpfel-Enzian wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimetern.
Von den kreuzgegenständig am Stängel angeordneten Laubblättern sind die oberen sitzend und die unteren gestielt. Die glänzend grünen Blattspreiten besitzen bei einer Breite von 3 bis 7 Zentimetern eine länglich-eiförmige bis lanzettliche Form und meist fünf Blattadern.
Generative Merkmale
Die Blütezeit erstreckt sich je nach Standort von Juli bis September. Die Blüten sitzen einzeln bis zu dritt in den oberen Blattachseln oder kopfig gehäuft am Ende der Sprossachse.[3]
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchblätter sind bis etwa der Hälfte ihrer Länge glockenförmig verwachsen und der Kelch endet in fünf bis acht unregelmäßigen, aufrechten, lanzettlichen Kelchzipfeln. Die 2,5 bis 3,5 Zentimeter langen und blass- bis schmutziggelben Kronblätter sind glockenförmig verwachsen und die Kronröhre endet in fünf bis acht, etwa 9 Millimeter langen, stumpfen und aufrechten Kronzipfeln.[4] Die Färbung der Kronblätter variiert von hellgelb bis rötlich, eine Punktierung ist mehr oder weniger stark dunkel ausgeprägt, wobei die Dichte der Punkte je nach Population stark schwankt. Die Staubbeutel sind anfangs miteinander verbunden, später sind sie frei.[5]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[6]
Synökologie
Der Tüpfel-Enzian gilt als Futterpflanze für die oligophag auf ihn angewiesenen Raupen des Enzian-Alpen-Blattspanners (Perizoma obsoletata).[1]
Ähnliche Arten
Gentiana punctata ist den beiden Arten Gentiana pannonica und Gentiana purpurea sehr ähnlich, sie gleichen sich in Wuchsform, Blüte und Standortansprüchen.
Vorkommen und Gefährdung
Der Tüpfel-Enzian gedeiht in europäischen Gebirgen und ist sowohl in den Alpen als auch in den Karpaten sowie der Balkanhalbinsel beheimatet. In den Kalkalpen findet man ihn selten, in den Zentral- und Südalpen kommt er dagegen häufig vor.
Der Tüpfel-Enzian kommt in Höhenlagen von 1500 bis 3000 Metern in (obermontanen) subalpinen bis alpinen Höhenstufen vor. In den Allgäuer Alpen kommt er in Höhenlagen vonzwischen 1400 bis 2200 Metern vor.[7] Er wächst auf sauren, meist kalkarmen oder kalkfreien Böden (der Tüpfel-Enzian ist kalkmeidend) und auf tiefgründigen, nährstoffarmen, nicht zu trockenen Lehmböden.
Er gedeiht in bodensauren Weiderasen, Hochstaudenfluren, Zwergstrauchheiden. Er besiedelt alpine Rasen und lockere Zwergstrauchbestände. Er bevorzugt Standorte, die im Frühjahr lange schneebedeckt bleiben. Der Tüpfel-Enzian gilt als Kennart des Verbands „Alpine bis subalpine Borstgrasrasen“ (Nardion Br.-Bl. 1926) und findet sein Hauptvorkommen im Verband „Schneebodengesellschaften“ (Salicion herbaceae Br.-Bl. 1926) und im Verband „Arktisch-alpine Silikatgesteinsrasen“ (Caricion curvulae Br.-Bl. 1925).[1]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 1 (stark sauer), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[2]
Obwohl der genaue Populationszustand des Tüpfel-Enzians nicht bekannt ist, stuft die IUCN diese Art aufgrund ihrer weiteren Verbreitung als „Least Concern“ = „gering gefährdet“ ein.[8] Er gilt in der Roten Liste der gefährdeten Arten Deutschlands als gefährdet und ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.[1]
Taxonomie
Die Erstveröffentlichung von Gentiana punctata erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 227. Synonyme für Gentiana punctata L. sind: Gentiana campanulata Jacq., Gentiana immaculata Pers., Gentianusa punctata (L.) Pohl.[8] Das Artepitheton punctata bedeutet getüpfelt oder punktiert.
Verwendung
Die unterirdischen Pflanzenteile des Tüpfel-Enzians wird ähnlich wie der des Gelben Enzians arzneilich und zur Schnapsherstellung verwendet. Er enthält aber Bitterstoffe in nur geringer Konzentration.
Quellen
- Thomas Gaskell Tutin: Gentiana. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 60 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Gentiana punctata L., Tüpfel-Enzian. FloraWeb.de
- Gentiana punctata Online bei Botanik im Bild - Flora von Österreich.
- Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3, S. 186.
- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Franckh-Kosmos-Verlag, 2. überarbeitete Auflage 1994, Stuttgart 2000, Band 3, ISBN 3-440-08048-X.
Einzelnachweise
- Gentiana punctata L., Tüpfel-Enzian. FloraWeb.de
- Gentiana punctata L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 20. März 2021.
- Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3, S. 186.
- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Thomas Gaskell Tutin: Gentiana. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 60 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 755.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 331.
- Gentiana punctata in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2014. Eingestellt von: S. Khela, 2013. Abgerufen am 13. Mai 2014.
Weblinks
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Tüpfel-Enzian. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).