Synagogen in Bamberg
In Bamberg bestanden vom Mittelalter an nacheinander mehrere Synagogen. Durch die Jahrhunderte hindurch waren und sind sie Zeichen auch für Siedlungspunkte der jüdischen Gemeinde in Bamberg.
Die erste Synagoge (heute: Judenstraße 1) bestand seit unbekannter Zeit und war Mittelpunkt der jüdischen Siedlung, welche bis 1348 bestand. Nach der Enteignung und Vertreibung der Juden unter Friedrich I. von Hohenlohe wurde 1422 an Stelle der Synagoge eine katholische Marienkirche errichtet. Mitte des 15. Jahrhunderts entstand der heutige Gebäudekomplex. Nachdem das Gotteshaus 1803 säkularisiert worden war, diente es von 1946 bis 2008 als Kirche der Baptistengemeinde.
Die zweite Synagoge wurde zwischen 1430 und 1478 und dann möglicherweise von 1520 bis 1660 genutzt; dazwischen waren die Juden aus der Stadt vertrieben worden. Nachdem sich wieder Juden in Bamberg niedergelassen hatten, entstand der Bau in der Hellerstraße in einem Hintergarten – allerdings ist heute nicht gesichert, wo genau das Gebäude stand.
Die dritte Synagoge entstand in der Generalsgasse Nummer 15. Um 1660 wurde dort ein Gebäudekomplex als Synagoge und Gemeindezentrum angemietet, das 1668 in den Besitz der Stadt Bamberg überging. Von der Stadt konnten dann die Gebäude offiziell gemietet werden. Bereits zehn Jahre später wurden die Gebäude erweitert und renoviert und 1694 konnte alles käuflich erworben werden. Bis 1853 wurde die Synagoge genutzt, bis sie endgültig zu klein geworden war. Das Haus steht heute nicht mehr. Es wurde Opfer der Theatergassen-Neubauten in den 1980er Jahren.
Der massive Umbau und die Erweiterung des Jahres 1853 wurde als eigenständiger Neubau bezeichnet und somit als vierte Synagoge betitelt. Doch bereits 1910 war dieser Bau wiederum zu klein geworden, weshalb die jüdische Gemeinde vom Anmieten diverser Säle zu großen Festen absah und einen weiteren Neubau plante.
Unter großem Spendenaufkommen aus der (auch nichtjüdischen) Bevölkerung wurde in der Herzog-Max-Straße in den Jahren 1908 bis 1910 die fünfte Synagoge, ein großes würdiges Gebäude, gebaut. Ihr Turm ragte 37 Meter in die Höhe und war von weitem gut sichtbar. Das Bamberger Tagblatt schrieb damals zur Eröffnung am 11. September 1910:
„So tuen diese von genialer Hand zur architektonischen und monumentalen Schönheit und Zierde der ganzen Stadt zusammengefügten Steine weitredend Zeugschaft ablegen.“
Während der Pogrome vom 9. auf den 10. November 1938 wurde sie unter Bürgermeister und Kreisleiter Lorenz Zahneisen niedergebrannt und der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Willy Lessing, beim Versuch, die Torarollen zu retten, vom Mob tödlich verletzt. Die Bamberger Feuerwehr wurde an den Löscharbeiten gehindert.[1] Die Synagogenruine wurde ein Jahr später auf Kosten der jüdischen Bevölkerung abgebrochen. Zahneisen wurde nach dem Krieg wegen Landfriedensbruch und Brandstiftung verurteilt.
Nach der Wiedergründung der jüdischen Gemeinde aus wenigen Überlebenden der Bamberger Vorkriegsgemeinde und in Bamberg vertreibungsbedingt ansässig gewordenen Juden wurde in einem ehemaligen Geschäftshaus in der Willy-Lessing-Straße 7 ab 1951 die sechste Synagoge eingerichtet, die 1963 umgebaut und vergrößert werden konnte.
Am 1. Juni 2005 konnte die israelitische Kultusgemeinde Bamberg ihre siebte Synagoge einweihen. Aus einem ehemaligen Gebäude der Nähseidenfabrik in der Willy-Lessing-Straße 7a entstand ein Gemeindezentrum mit Synagoge, Mikwe, Sukka, Saal, Lehrhaus und weiterer Infrastruktur. Die Einrichtung der sechsten Synagoge wurde zur Nutzung als Werktagssynagoge in den neuen Gebäudekomplex übernommen.
Literatur
- Michael Imhof (Hrsg.): Frömmigkeit und Kunst in Franken. BVB, Bamberg 1994, ISBN 3-87052-409-X.
- Herbert Loebl: Juden in Bamberg. Fränkischer Tag, Bamberg 1999, ISBN 3-928648-48-9.
Weblinks
- Israelitische Kultusgemeinde Bamberg (zu den Synagogen besonders Menüpunkt Geschichte)
Einzelnachweise
- Axel Polnik:Die Bayreuther Feuerwehren im Dritten Reich: Der Brandschutz in der Gauhauptstadt Bayreuth., Books on Demand 2011, ISBN 3842395639, S. 179