Sylvin Rubinstein
Sylvin Rubinstein, Bühnenname Imperio (* 1914 bei Moskau; † 30. April 2011[1] in Hamburg, Deutschland) war ein russisch-polnischer Tänzer und Widerstandskämpfer.
Werdegang
Sylvin Rubinstein und seine Zwillingsschwester Maria Rubinstein waren die unehelichen Kinder einer russisch-jüdischen Tänzerin und eines Offiziers des Zaren Nikolaus II. Während der Revolution 1917 floh die Mutter mit den Kindern in die zu dem Zeitpunkt polnische Stadt Brody, in der die Kinder aufwuchsen.
Anfang der 1920er Jahre nahmen die Kinder, welche seit einigen Jahren tanzten, in Riga und Tallinn Unterricht bei einer ehemaligen Moskauer Primaballerina. Sie wechselten später von Ballett zum Flamenco und traten in den 1930er Jahren als Dolores & Imperio in europäischen Varieté-Theatern auf. 1939 konnten Maria und Sylvin Rubinstein nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen das Land nicht mehr verlassen. Ab 1940 lebte das Geschwisterpaar im Untergrund in Warschau, nachdem es zuvor aus dem Ghetto geflohen war. Um in Krakau gefälschte Papiere zu bekommen und gleichzeitig die Mutter aus dem sowjetisch besetzten Teil Polens zuholen, trennten sich die Geschwister. Die Spur von Maria Rubinstein verliert sich auf dem Weg in die Stadt Brody. Ihr Bruder erfuhr später, dass sie dort nie angekommen war.
In Krakau fand Sylvin Rubinstein in dem deutschen Major Kurt Werner einen Förderer und Helfer. Werner, im Zivilberuf Lehrer in Berlin, warb ihn für eine Widerstandsgruppe in der südpolnischen Stadt Krosno an. Rubinstein verrichtete Botengänge und Anschläge, teilweise in Frauenkleidern. 1943 verhalf ihm Kurt Werner mit gefälschten Papieren zu einer Ausreise als sogenannter Fremdarbeiter nach Berlin. Dort erlebte er das Kriegsende. Sylvin zog nach Hamburg und trat dort sowohl als Tänzer als auch Travestiekünstler auf.
Sylvin Rubinstein lebte bis zu seinem Tod in St. Pauli. Am 30. April 2011 starb Sylvin Rubinstein in Hamburg.[2] Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel in Hamburg-Ohlsdorf.
Diverse Gegenstände und Bühnenkostüme von Sylvin befinden sich heute im Sankt-Pauli-Museum.[3]
Film
Über sein Leben drehten der Autor Kuno Kruse und der Kameramann Marian Czura gemeinsam den 90-minütigen Dokumentarfilm „Er tanzte das Leben“.[4]
Literatur
- Kuno Kruse: Dolores & Imperio. Die drei Leben des Sylvin Rubinstein; Kiepenheuer & Witsch, 2000, Köln. (Mit Fotos). ISBN 3-462-02926-6. Als Taschenbuch 2003.
Weblinks
- Seite zum Film: „Er tanzte das Leben - Sylvin Rubinstein“
- „Die Beine der Dolores“ von Kuno Kruse, DER SPIEGEL, Nr. 27/1998, Seite 162 ff.
- Ein Leben fürs Varieté: Sylvin Rubinstein alias Imperia Dolores
- Sylvin Rubinstein ZEIT Online Dezember 2009
- Sylvin Rubinstein in der Roten Flora in Hamburg 2006
- 'Unterschiedliche "Schreibwelten" - Das Leben des Sylvin Rubinstein', von Birgit Gärtner, Unsere Zeit, 27. Mai 2011
Einzelnachweise
- Zwei Abende in Erinnerung an Sylvin Rubinstein (Memento vom 26. August 2017 im Internet Archive) im Elbe Wochenblatt, abgerufen am 26. August 2017
- Hommage an Sylvin Rubinstein. In: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Landesvereinigung Hamburg. 4. Juli 2011, abgerufen am 26. August 2017.
- Mathias Thurm: Sankt Pauli Museum an neuem Standort. In: M – Das aktuelle Magazin. 12. Februar 2020, abgerufen am 8. März 2020.
- Er tanzte das Leben (2004), auf imdb.com