Swan Song (2021, Todd Stephens)
Swan Song ist ein Filmdrama von Todd Stephens, das im März 2021 beim South by Southwest Film Festival seine Premiere feierte. Mit dem Film beendet Stephens nach Edge of Seventeen und Gypsy 83 für die er jeweils die Drehbücher schrieb seine „Sandusky“-Trilogie über die gleichnamige Heimatstadt des Regisseurs. In Swan Song spielt Udo Kier den gealterten Friseur Pat Pitsenbarger, der von einer seiner früheren Stammkundinnen ein wenig Geld vermacht bekommt, was ihm ermöglicht, seine Seniorenwohnanlage zu verlassen und Sandusky ganz neu wiederentdecken zu können.
Film | |
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Originaltitel | Swan Song |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Länge | 105 Minuten |
Stab | |
Regie | Todd Stephens |
Drehbuch | Todd Stephens |
Produktion | Tim Kaltenecker, Todd Stephens, Eric Eisenbrey |
Musik | Chris Stephens |
Kamera | Jackson Warner Lewis |
Schnitt | Spencer Schilly, Santiago Figueira W. |
Besetzung | |
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Handlung
Einst war Pat Pitsenbarger einer der besten Friseure in der Kleinstadt Sandusky in Ohio und Lieblingsfriseur der Schönen und Reichen. Auch als Drag-Performer wurde er unter dem Künstlernamen „Mister Pat“ in der örtlichen Schwulenbar „The Universal Fruit and Nut Company“ gefeiert. Nun befindet er sich schon seit einigen Jahren wegen eines Schlaganfalls in einer Seniorenwohnanlage. Er träumt aber immer noch davon, dort wieder auf der Bühne zu stehen.
Als Walter Shamrock, der Anwalt der kürzlich verstorbenen schwerreichen Rita Parker Sloan, zu Besuch kommt und ihn über eine Erbschaft in Höhe von 25.000 US-Dollar informiert, die ihm seine verstorbene Mandantin in ihrem Testament hinterlassen hat, auch mit dem Auftrag versehen, ihr für die Beerdigung die Haare und das Make-up zu machen, ist Pat erst nicht wirklich begeistert, denn zwischen den Beiden herrschte ein angespanntes Verhältnis, war sie doch einige Jahre zuvor nicht zur Beerdigung seines Lebenspartners David gekommen.
Weil es für ihn jedoch zu verlockend ist, mit dem Geld ein Stückchen verloren geglaubte Freiheit zurückzugewinnen, nimmt er die Erbschaft an, kommt dem Wunsch aus dem Testament nach und verlässt die Einrichtung, in der er sich zunehmend gefangen fühlte. Er steckt sich den prunkvollen Ring aus seinen wenigen Habseligkeiten an den Finger, den er die ganzen Jahre wie einen kleinen Schatz hütete, und genießt die grünen Felder und den blauen Himmel des Mittleren Westens.[1][2]
Produktion
Einordnung in die „Sandusky“-Trilogie
Regie führte Todd Stephens, der auch das Drehbuch schrieb.[3] Er würdigt mit dem Film den echten Pat Pitsenbarger, ein Friseur aus Sandusky, wo er aufwuchs, und im dortigen Designers Hair Salon in der Innenstadt arbeitete.[4] In Sandusky hatte der Regisseur auch sein Coming-out, und Pitsenbarger war zu seiner Muse, aber auch ein Wegbereiter in der ganzen schwulen Community geworden: "Als ich ein kleines Kind war ... sah ich diesen wunderbaren, hell gekleideten, eleganten kleinen Mann in der Innenstadt herumlaufen, der ganz anders aussah als alle anderen", erinnerte sich Stephens. „Als ich aufgewachsen bin, war es in Sandusky ziemlich konservativ und alle sahen gleich aus. Aber hier war dieser Typ, der… einen Samt-Fedora und eine Federboa trug und die lange, braune More-Zigarette rauchte.“ Als Stephens 17 Jahre alt war, begegnete er Pitsenbarger dann in der Schwulenbar „The Universal Fruit and Nut Company“ in Sandusky. Auch wenn er nicht lange nach dieser Begegnung nach New York zog, habe er immer einen Film über ihn machen wollen, so der Regisseur.[5] Pitsenbarger habe mit seiner Offenheit und einem gewissen Stolz in seinem Auftreten in seiner Heimatstadt den Weg für die Akzeptanz von Homosexualität in der Gesellschaft geebnet, und dies bereits in einer Zeit, in der Homosexualität noch weitgehend dämonisiert wurde.[4] Pitsenbarger starb im Jahr 2012.[1]
Über „The Universal Fruit and Nut Company“, die einzige Schwulenbar in Sandusky[6], sagt der Regisseur, dorthin zu gehen sei gewesen, als würde man nach Hause gehen und eine völlig neue Familie zu treffen. Pitsenbargers Generation habe diese Bar buchstäblich geschaffen und damit die Schwulengemeinschaft.[5] Die Bar fand bereits Verwendung in dem Film Edge of Seventeen aus dem Jahr 1998, für den Stephens das Drehbuch schrieb und im Jahr 1984 spielt. Die Bar, die Even Stephens gehörte, gab es schon damals nicht mehr und wurde für den Film nachgebaut.[7] Wie auch Edge of Seventeen spielt Swan Song in Sandusky, womit der Film seine „Sandusky“-Trilogie abschließt, die mit Gypsy 83 begonnen hatte, der ebenfalls in Stephens' Heimatstadt gedreht wurde und für den er die Geschichte beisteuerte.[4][8][9]
Besetzung und Dreharbeiten
Udo Kier spielt in der Hauptrolle Pat Pitsenbarger. Tom Bloom übernahm die Rolle des Anwalts Walter Shamrock, Linda Evans spielt dessen Mandantin, die kürzlich verstorbene Rita Parker Sloan, die Pitsenbargers treueste Stammkundin war. Jennifer Coolidge spielt seine alte Kontrahentin im Friseurbusiness namens Dee Dee. Eric Eisenbrey, einer der Produzenten des Films, ist in Rückblenden in der Rolle von Pitsenbargers Lebenspartner David zu sehen.[10][1]
Die Dreharbeiten fanden in der Kleinstadt Sandusky in Ohio statt, in der die Geschichte spielt.
Filmmusik und Veröffentlichung
Die Filmmusik komponierte Chris Stephens. Es handelt sich um seine erste Arbeit für einen Film.[11]
Die Weltpremiere erfolgte am 16. März 2021 beim South by Southwest Film Festival.[12] Beim Marché du film in Cannes sicherte sich Magnolia Pictures die Vertriebsrechte für die USA.[13][14] Dort kam er am 6. August 2021 in ausgewählte Kinos[15] und ist seit 13. August 2021 auch als Video-on-Demand erhältlich.[16] Ende August 2021 wird er beim norwegischen Filmfestival in Haugesund und im November 2021 beim Sydney Film Festival gezeigt.[17][18] Ebenfalls im November 2021 wird er beim Braunschweig International Film Festival gezeigt.[19] Am 17. Dezember 2021 soll er in den USA bei Apple TV+ veröffentlicht werden.[20]
Rezeption
Kritiken
Der Film stieß bislang auf die Zustimmung von 93 Prozent aller Kritiker bei Rotten Tomatoes bei einer durchschnittlichen Bewertung von 7,9 der möglichen 10 Punkte[21] und erhielt auf Metacritic einen Metascore von 71 von 100 möglichen Punkten.[22]
Peter Debruge von Variety schreibt, Udo Kier bringe etwas in die Rolle, das kein anderer Darsteller könnte, was er als schlaue europäische Eleganz bezeichnet, und er spiele Pat Pitsenbarger mit genau dem richtigen Maß an Pathos. Bei einem anderen Schauspieler, so einem heterosexuellen, hätte Pitsenbarger schnell / leicht zu einer Figur wie aus La Cage aux Folles werden können, doch Kier versuche gar nicht erst, für Lacher zu sorgen, indem er ein schwules Stereotyp spielt. In seinem Drehbuch für Swan Song vergesse Todd Stephens auch nicht zu zeigen, dass die schwule Kultur, zu der auch Drag-Shows gehören, dem Untergang geweiht ist und zunehmend verschwindet. Gleichzeitig mache der Film auch deutlich, dass Pitsenbarger, der seine extrovertierte Art nicht verstecken will, mit dieser nunmehr völlig akzeptiert wird, und sich alles, was er als Homophobie kannte, nur noch in seinem Inneren abspielt. Leider lege Stephens bei seiner Arbeit eine ähnliche Ungeschicklichkeit wie bei seinen früheren Arbeiten an den Tag. Mit ein wenig mehr Tiefgang hätte Swan Song möglicherweise mit Richard Linklaters ähnlich angelegtem Film Bernie mithalten können, so Debruge.[2]
Teresa Vena vom Filmbulletin schreibt, mit einer souveränen Gelassenheit verkörpere Udo Kier in dem Film einen zu gleichen Teilen stolzen und einsamen Menschen. Er passe mit seinem auffälligen deutschen Akzent im Englischen und dem charaktervollen Altersgesicht perfekt für die Rolle, die sicher zu einer der besten gehöre, die er bisher verkörpert hat.[23]
Auszeichnungen
Cleveland International Film Festival 2021
- Nominierung im Local Heroes Competition (Todd Stephens)[24]
Haugesund 2021
- Auszeichnung mit dem Kritikerpreis (Todd Phillips)[25]
Independent Spirit Awards 2022
- Nominierung für das Beste Drehbuch (Todd Stephens)
- Nominierung als Bester Hauptdarsteller (Udo Kier)[26]
NewFest: New York's LGBT Film Festival 2021
- Auszeichnung mit dem Publikumspreis - Narrative Feature (Todd Stephens)[27]
Weblinks
- Swan Song in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- David Rooney: 'Swan Song': Film Review. In: The Hollywood Reporter, 18. März 2021.
- Peter Debruge: ‘Swan Song’ Review: Udo Kier’s Queer, Late-Career Makeover Shows Another Side of the Actor. In: Variety, 18. März 2021.
- Swan Song. In: sxsw.com. Abgerufen am 19. März 2021.
- Alyssa Wieber: Lights, cameras, action. In: sanduskyregister.com, 11. Juli 2019.
- Matt Grobar: ‘Swan Song’ Director Todd Stephens Pays Tribute To Sandusky Hairdresser That Became His Muse & Other “Forefathers” In Gay Community. In: deadline.com, 18. März 2021.
- On the Edge of a Breakthrough: Todd Stephens, writer/producer of “Edge of Seventeen”. In: indiewire.com, 22. Juli 1998.
- Gary Morris: Edge of Seventeen (1999): Coming of Age and Coming Out in the Glamorous ’80s. In: 1. August 1999.
- Todd Stephens to complete his Ohio set trilogy with Swan Song starring Udo Kier. In: thequeerreview.com. Abgerufen am 19. März 2021.
- CIFF45 Streams Announces DReam Catcher and Groundbreaker Programs and Awards. In: clevelandfilm.org, 18. März 2021.
- Swan Song. In: uncut.at. Abgerufen am 19. März 2021.
- https://static1.squarespace.com/static/576454e629687fb39bd1f977/t/60d27b6e3a00eb36899bb7c5/1624406895509/SWANSONGpressnotes.pdf
- Jordan Roberts: 2021 SXSW Film Festival Lineup Announced: Features, Shorts, Episodics & More. In: sxsw.com, 10. Februar 2021.
- John Hazelton: 'Swan Song' leads Cannes sales action for Magnolia. In: screendaily.com, 15. Juli 2021.
- https://www.swansongfilm.com/
- Paul Heath: Watch the brand new trailer for 'Swan Song' starring Udo Kier like you’ve never seen him before. In: thehollywoodnews, 25. Juni 2021.
- Clark Collis: Movie legend Udo Kier is a hairdresser on a quest in the trailer for 'Swan Song'. In: Entertainment Weekly, 24. Juni 2021.
- Swan Song. In: filmfestivalen.no. Abgerufen am 11. August 2021.
- 2021 First Films. In: ff.org.au. Abgerufen am 2. Juli 2021.
- . In: filmfest-braunschweig.de. Abgerufen am 2. Oktober 2021.
- Ben Kenigsberg: New Fall Movies 2021: Here Are More Than 125 Coming Soon. In: The New York Times, 17. September 2021.
- Swan Song. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 6. August 2021 (englisch).
- Swan Song. In: Metacritic. CBS, abgerufen am 27. März 2021 (englisch).
- Teresa Vena: Swan Song – Abgesang eines Paradiesvogels. In: Filmbulletin, 18. Februar 2022.
- Swan Song. In: clevelandfilm.org. Abgerufen am 26. Mai 2021.
- Jan Lumholdt: Swan Song, The Man Who Sold His Skin and CODA win awards at Haugesund. In: cineuropa.org, 27. August 2021.
- 2022 Spirit Awards Nominations: A24 Leads with 13, Four Women in for Best Director (Full List). In: IndieWire. 14. Dezember 2021, abgerufen am 23. Februar 2022 (englisch).
- https://newfest.org/event/swan-song/