Subdominante
Subdominante, auch Unterdominante, bezeichnet den Akkord auf der vierten Stufe einer Dur- oder Molltonleiter. Die Bezeichnung Subdominante (sous-dominante) wurde von Jean-Philippe Rameau[1] eingeführt und bedeutet nach heutigem Verständnis, dass sie im Gegensatz zur (Ober-)Dominante, die sich eine Quinte über der Tonika befindet, eine Quinte unter der Tonika liegt.
Beispiele:
- Der Dreiklang auf der vierten Stufe von C-Dur besteht aus den Akkordtönen f - a - c. Die Subdominante von C-Dur ist somit der F-Dur-Dreiklang.
- Der Dreiklang auf der vierten Stufe von d-Moll besteht aus den Akkordtönen g - b - d. Die Subdominante von d-Moll ist somit der g-Moll-Dreiklang.
In ihrer klanglichen Wirkung stellt die Subdominante (Funktionssymbol: S, in Moll: s) ein Gegengewicht zur Dominante (D) dar und wird oft als Ruhepol empfunden. In ihrer Zielrichtung ist sie im Vergleich zur Dominante, die zur Tonika (T/t) zurückstrebt, wesentlich offener. Sie wird häufig als Ausgang für anstehende Modulationen verwendet. Gegenüber T und D hebt sie sich (insbesondere in der Moll-Variante) durch ihren vergleichsweise farbigen Klangcharakter ab.
Die Subdominante ist Bestandteil der gängigen Kadenz T - S - D - T.
Kadenz T - S - D - T
Hier: T=Tonika mit den Tönen f, a und c S=Subdominante mit den Tönen b, d und f D=Dominante mit den Tönen c, e und g |
Kadenz in allen drei Lagen
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Der Plagalschluss als Akkordfortschreitung Subdominante - Tonika wirkt weniger zwingend als der authentische Schluss Dominante - Tonika.
Die Wirkung der Subdominante lässt sich durch das Hinzufügen der großen Sexte verstärken (in C-Dur ein dem F-Dur-Dreiklang hinzugefügtes d, in c-Moll entsprechend f-as-c-d).
Beispiel eines Mollsubdominantenakkords mit Sixte ajoutée: Dem Subdominantenakkord F-As-C wird noch die Sexte D beigefügt. Dann kommt der Dominantakkord G-H-D und die Tonika C-Es-G. (Beachte: Das Intervall As-D ist ein Tritonus mit dem Frequenzverhältnis 45/32.)
Schluss von „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Satz von Friedrich Silcher. transponiert nach c-moll. Siehe: Reine Stimmung Klangbeispiel |
Der so entstehende Subdominantquintsextakkord wurde bereits von Jean-Philippe Rameau beschrieben („l’accord de la sixte ajoutée“, S56 bzw. s56). Gebräuchlich ist auch die Kurzbezeichnung „Rameau-Akkord“. Im Barock (Bach-Choral) und in der Wiener Klassik war er charakteristisches Element einer abschließenden Kadenz. In der Romantik (z. B. Brahms, Tschaikowsky) wurde er in der Moll-Form gern plagalschlüssig als besonders reizvolle, emotionale Farbwirkung auch in Durtonarten eingesetzt (in C-dur also f-as-c-d).
Es gibt auch den subdominantischen Akkord mit Sexte statt Quinte, den man als subdominantischen Sextakkord bezeichnet (kurz: S6 bzw. s6, in C-dur f-a-d, in c-Moll f-as-d). Dieser Akkord besteht aus den gleichen Tönen wie der leitereigene Dreiklang der 2. Stufe.
Ein weiterer subdominantischer Akkord ist der neapolitanische Sextakkord (kurz: „Neapolitaner“, sn). Er ist – in Moll und Dur gleichermaßen – eine Variante der Moll-Subdominante, bei der aber die Quinte durch die tonleiterfremde kleine Sexte ersetzt wird (in C-Dur und c-Moll f-as-des). Da das Tonmaterial des Neapolitaners mit dem im Quintenzirkel weit entfernten Des-Dur-Akkord identisch ist, bietet er sich für Modulationen an.
Siehe auch
- Harmonik, für einen allgemeinen Überblick über die Lehre der Akkordverbindungen
- Quintenzirkel, für die Subdominant- und Dominantbeziehungen zwischen den Tonarten
- Kadenz, für das Grundmodell einer Akkordfolge
- Doppelsubdominante
Quellen
- Jean-Philippe Rameau, Nouveau systeme, 1726