Sturtische Eiszeit
Die Sturtische Eiszeit oder Sturtische Vereisung war ein Eiszeitalter des Cryogeniums. Sie war eines von mindestens drei größeren Eiszeitaltern in der Ära des Neoproterozoikums. Hinweise auf dieses Eiszeitalter wurden unter anderem anhand des Tillit-Gesteins aus dem namensgebenden südaustralischen Sturt-Tal erbracht. Auch eiszeitliche Ablagerungen aus anderen Teilen der Welt, darunter aus Nordaustralien (Kimberley-Region), Nordwest-Kanada (Ogilvie Mountains, Mackenzie Mountains und Victoria-Insel), Namibia (Otavi-Gruppe), Südchina (Yangtse-Kraton) und dem Oman (Huqf-Gruppe), werden dem Sturtischen Eiszeittyp zugeordnet.[1][2]
Geologie
Angaben über den genauen Zeitpunkt der Sturtischen Eiszeit variieren sehr stark und sind von der verwendeten Bestimmungsmethode und vom Untersuchungsort abhängig. Sie reichen von vor etwa 760 Millionen Jahren bis etwa vor 640 Millionen Jahren.[3] Auf Grund der großen zeitlichen Differenzen wird auch die Existenz mehrerer Sturtischer Eiszeiten diskutiert. Aktuellen Bestimmungen zufolge soll sich eine Sturtische Eiszeit vor etwa 715 Millionen Jahren ereignet haben und dauerte mindestens fünf Millionen Jahre an.[2]
Auch das Ausmaß der Sturtischen Eiszeit ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen. Nach der Schneeball-Erde-Hypothese führte sie zu einer praktisch vollständigen Vereisung der gesamten Erde. Als Hinweis darauf gelten unter anderem die südaustralischen Gesteine eiszeitlichen Ursprungs aus dem Präkambrium, deren Paläomagnetismus auf eine Ablagerung in der Nähe des Äquators hindeutet. Anderen Theorien zufolge sollen die eiszeitlichen Gesteinsablagerungen auf mehrere lokale Vergletscherungen ohne eine globale Vereisung zurückgeführt werden können.
Flora und Fauna
Die Sturtische Eiszeit hatte signifikante Auswirkungen auf die Entwicklung des Lebens auf der Erde. Vor der Sturtischen Eiszeit begann die Differenzierung eukaryotischer Lebensformen. Mikro- und Makrofossilien beweisen die Existenz von Amoebozoen, Rhizarien, Rotalgen, Grünalgen und Chromalveolaten. Mit dem Beginn der Sturtischen Eiszeit ist ein zahlenmäßig drastischer Rückgang des Lebens auf der Erde zu verzeichnen. Aus der Zeit vom Beginn der Sturtischen Eiszeit bis zum Ende des Cryogeniums stammen nur vereinzelte Mikrofossilien.[4] Die Zeit zwischen der Sturtischen und der nachfolgenden Marinoischen Eiszeit wird, basierend auf genetischen Untersuchungen, als Zeitpunkt des ersten Auftretens mehrzelliger Tiere (Metazoa) vorhergesagt. Molekulare Spuren aus dieser Zeit deuten auf das Vorkommen erster Schwämme.[5]
Einzelnachweise
- Kaufman AJ, Sial AN, Frimmel HE: Neoproterotoic to cambrian paleoclimatic events in southwestern Gondwana. In: Hartwig E. Frimmel; Claudio Gaucher; Alcides N. Sial; Galen P. Halverson (Hrsg.): Neoproterozoic-Cambrian Tectonics, Global Change and Evolution, Volume 16: A Focus on South Western Gondwana (Developments in Precambrian Geology). Elsevier Science, Amsterdam 2009, ISBN 0-444-53249-8, S. 369–388..
- Macdonald FA, Schmitz MD, Crowley JL, et al.: Calibrating the Cryogenian. In: Science. 327, Nr. 5970, 2010, S. 1241–1243. doi:10.1126/science.1183325.
- Kendall B, Creaser RA, Selby D: Re-Os geochronology of postglacial black shales in Australia: Constraints on the timing of “Sturtian” glaciation. In: Geology. 34, September 2006, S. 729–732. doi:10.1130/G22775.1.
- Knoll AH, Javaux EJ, Hewitt D, Cohen P: Eukaryotic organisms in Proterozoic oceans. In: Phil. Trans. R. Soc. B. 361, 2006, S. 1023–1038. doi:10.1098/rstb.2006.1843.
- Love GD, Grosjean E, Stalvies C, et al.: Fossil steroids record the appearance of Demospongiae during the Cryogenian period. In: Nature. 457, Nr. 7230, Februar 2009, S. 718–21. doi:10.1038/nature07673. PMID 19194449.