Studio 54
Das Studio 54 in New York war einer der bekanntesten Nachtclubs der Welt. Er befand sich in 254 West 54th Street, zwischen Eighth Avenue und Broadway in Midtown Manhattan. Er existierte mit einer Unterbrechung von 1977 bis 1986 und konkurrierte in New York nur mit dem Nachtklub Xenon.
Geschichte
Vorgeschichte und Namensfindung
Die von Steve Rubell und Ian Schrager eröffnete Diskothek Studio 54 trägt ihren Namen aufgrund des Standortes in der 54. Straße und seiner Vorgeschichte.[1][2]
Bevor der Club einzog, war die Adresse das Zuhause eines Theaters, eines TV-Studios sowie eines der bekanntesten Discolabels der Welt – West End Records. Als das Gebäude 1927 gebaut wurde, richtete sich zunächst die San Carlo Opera Company darin ein. Diese wurde abgelöst von Theatern wie The New Yorker, Casino the Paris und Federal Music Theatre, bis es 1943 die Columbia Broadcasting Co. (CBS) in ein TV-Studio umwandelte. CBS produzierte in diesem Gebäude erfolgreiche Shows wie The Johnny Carson Show, Beat the clock und $64000 question. Die CBS-Leute nannten den Ort Studio 52, weil es das 52. Studio der CBS war.
Weil die Räumlichkeiten einst als TV-Studio genutzt worden waren, hatte Steve Rubell zunächst vor, den Club schlicht Studio zu taufen. Aber da das Gebäude an der West 54th Street liegt und in Kontinuität zum inoffiziellen vorherigen Namen, nannte er den Club Studio 54.
Als Vorbild gilt Deutschlands erste Großraumdiskothek Blow Up, die sich von 1967 bis 1972 in München befand und international berühmt wurde.[3]
Nachtclub-Ära
Das Studio 54 eröffnete am 26. April 1977. Obwohl Rubell und Schrager anfangs kaum Kontakte zu VIP-Szene von New York City hatten, schafften sie es, mit Hilfe der Promoterin Joanne Horowitz zahlreiche Stars in den Club zu locken, und ihn so über Nacht als Lokal der Prominenz bekannt zu machen. Vor der Eröffnung waren 5000 Einladungen verschickt worden, und es sammelten sich so viele Menschen vor dem Club, dass die Premiere zur Sensation wurde. Zu den Gästen der Eröffnungsnacht gehörten unter anderem Cher, Frank Sinatra, Bianca Jagger, Margaux Hemingway und Donald Trump.[1][4] Zu den weiteren Stars, die in der Folgezeit als Stammgäste gewonnen werden konnten, zählten Liza Minnelli, Andy Warhol, Christiaan Barnard, Truman Capote, Mick Jagger, Diana Ross, Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Elizabeth Taylor, John Travolta und Diane von Fürstenberg. Ebenfalls war es Rubell und Schrager gelungen, im Zuge der Ende der 1970er Jahre verbreiteten hedonistischen Geisteshaltung von Sex and Drugs and Rock and Roll dem Studio 54 ein Image als Ort sexueller und drogenrauschhafter Ausschweifungen zu verschaffen.
Als Tanzfläche des Nachtclubs diente der ehemalige Zuschauerraum des Theaters, vom erhalten gebliebenen halbrunden Balkonrang aus konnte man das Geschehen auf der Tanzfläche beobachten. Über der ebenfalls erhaltenen Bühne des Theaters schwebte die Abbildung eines "Mann im Mond", der sich rhythmisch einen Löffel Kokain zur Nase führte. Ein Stockwerk über der Tanzfläche lag der "Rubber Room", dessen Gummiwände man abwaschen konnte, und im Keller befand sich der VIP-Bereich.[1]
Im Dezember 1979 gerieten Rubell und sein Partner in Ermittlungen der Steuerfahndung und wurden im Januar 1980 wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Studio 54 schloss am 4. Februar 1980 mit einer Party mit dem Motto Das Ende des modernen Gomorrah. Nach 13 Monaten wurden Rubell und Schrager vorzeitig aus der Haft entlassen.
Das Studio 54 eröffnete im September 1981 erneut. Inzwischen hatten Rubell und Schrager den Nachtclub an Investoren verkauft, blieben aber noch ein paar Monate als Berater der neuen Betreiber. Doch Besuche des Nachtclubs durch Prominente blieben diesmal aus. Im Jahr 1986 musste der Club endgültig schließen.[1]
Nutzung als Theater seit 1998
Das Gebäude in New York wird seit 1998 von der Roundabout Theatre Company als Musical-Theater benutzt, unter anderem wurde hier die Neuinszenierung von Cabaret von Sam Mendes aufgeführt.
Kulturelles Erbe
Das Studio 54 war stilbildend für die Disco-Musik und Nachtclub-Szene der späten 1970er. Vor allem wegen der starken Symbolik, die mit dem Studio 54 verbunden ist, finden in vielen Diskotheken regelmäßig Studio 54-Partys statt.
1998 wurde ein US-amerikanischer Spielfilm mit dem Titel Studio 54 veröffentlicht. Die Geschichte handelt von einem im Studio 54 als Barkeeper arbeitenden jungen Mann (Ryan Phillippe) und seinen Erlebnissen dort.
Studio 54 in anderen Städten
Im Dezember 1997 eröffnete eine Replik des Studio 54 im MGM Grand Hotel und Casino in Las Vegas. Der Nachtclub enthielt einige Devotionalien aus dem Original wie den über der Tanzfläche hängenden Halbmond. Einige der Angestellten des Nachtclubs wurden als Seilartisten ausgebildet, die dann in den Shows auftraten. Während das direkt am Las Vegas Strip gelegene Studio 54 versuchte, wie sein Vorbild Prominente anzuziehen, blieb der Club an vielen Tagen schlecht besucht, so dass man später zunehmend versuchte, mit einem speziellen Programm auch Einheimische als Zielgruppe zu erschließen. Nach 14 Jahren schloss der Nachtclub im Februar 2012.[5]
Im Januar 2005 gab MGM bekannt, dass ein Standort für ein Studio 54 in Berlin gesucht wird. Dieses Projekt wurde von Joseph Jackson geleitet, dem Vater von Michael Jackson, der die Lizenzrechte für den Namen der New Yorker Kultdisco hält. Die Eröffnung fand am 26. Mai 2006 im Möbelkaufhaus Stilwerk am Berliner Savignyplatz statt. Schon im August desselben Jahres war der Club jedoch aufgrund mangelnden Zuspruchs zahlungsunfähig. Er wurde von einem anderen Besitzer bis zu seiner Schließung im Juni 2008 unter dem Namen Ultra Lounge weitergeführt.[6]
Film
- Studio 54 – Die legendärste Disco aller Zeiten. Film von Matt Tyrnauer. USA 2018.[7]
Weblinks
- Marc Pitzke: 30 Jahre "Studio 54" – Nachtclub der Exzesse. In: Der Spiegel. 25. April 2007 .
- Discoguy: Studio 54 - One of THE DISCOtheques..., disco-disco.com, 1999–2009
Einzelnachweise
- Marc Pitzke: 30 Jahre "Studio 54" – Nachtclub der Exzesse. In: Der Spiegel. 25. April 2017, abgerufen am 29. Januar 2020.
- Hier war mal die berühmteste Disco der Welt: Studio 54. In: New York Aktuell. 22. November 2019, abgerufen am 29. Januar 2020.
- Nicola Bardola: Mercury in München – Seine besten Jahre. München 2021, ISBN 978-3-453-27352-8, S. 57.
- Merle Ginsberg: Meet the publicist who got celebs to party at Studio 54. In: Page Six. 20. Oktober 2018, abgerufen am 26. Mai 2020 (englisch).
- Sam Glaser: Studio 54 bids farewell to Las Vegas. In: Las Vegas Weekly. 7. Februar 2012, abgerufen am 22. Mai 2020 (englisch).
- Papa Jacksons Berliner Disko ist pleite. In: B.Z. 6. August 2006, abgerufen am 26. Mai 2020.
- Studio 54 – Die legendärste Disco aller Zeiten