Stolpersteine im Landkreis Osterholz
Stolpersteine im Landkreis Osterholz werden seit 2005 im Landkreis Osterholz im Rahmen des gleichnamigen Projekts Stolpersteine von Gunter Demnig verlegt. Mit ihnen soll der Opfer des Nationalsozialismus gedacht werden, die hier lebten und wirkten.
Geschichte
2011 hatte es einen ersten Versuch gegeben, Stolpersteine in Osterholz-Scharmbeck zu verlegen. Wie in anderen Städten und Gemeinden auch, hatten die Fraktionen im Verwaltungsausschuss der Stadt Osterholz-Scharmbeck Bedenken und lehnten den Antrag deshalb ab.
Die Stadt Osterholz-Scharmbeck entschied sich nach dem Abriss der ehemaligen Synagoge im Jahr 2003/04 an deren Stelle ein Mahnmal zum Gedenken der jüdischen Opfer in der Bahnhofstraße zu errichten. Durch weitere Umgestaltungen entstand ein neuer Stichweg zum Gymnasium; dieser wurde nach Antrag vom 26. November 2016 im Folgejahr in „Geschwister-Rosenhoff-Weg“ umbenannt; das Mahnmal selbst wurde zum „Platz der jüdischen Synagoge“.[1] Ruth und Claire Rosenhoff waren die jüngsten jüdischen Opfer in Osterholz-Scharmbeck; für sie wurden dann 2021 auch Stolpersteine; zusammen mit denen ihrer Eltern; in der Bördestraße 20 platziert. Andere Gemeinden des Landkreises Osterholz starteten früher mit der Verlegung von Stolpersteinen. 2005 und 2014 wurden Steine in Ritterhude (Liste der Stolpersteine in Ritterhude) und 2006 in Lilienthal (Liste der Stolpersteine in Lilienthal) verlegt.
Im Februar 2021 unternahm der zweite Vorsitzende des „Arbeitskreises MUNA Lübberstedt“ Hartmut Oberstech einen neuen Versuch bei der Stadtverwaltung, der vom Historiker Manfred Bannow, der u. a. die Webseite Spurensuche betreut, aufgenommen wurde. Die Fraktionen der Grünen, Linken und der SPD stimmten zu und der Antrag passierte am 11. Juni 2021 den Verwaltungsrat und am 9. Juli 2021 den Stadtrat.[2] Die Steine wurden am 24. Juni 2021 durch Gunter Demnig verlegt (Liste der Stolpersteine in Osterholz-Scharmbeck).
Mitte August 2021 sind die drei Gedenksteine der Familie Davidsohn in der Bahnhofstraße 84 in Osterholz-Scharmbeck von unbekannten Tätern mit Farbe beschmiert worden.[3]
Verlegungen
- 2005: Ritterhude; 4 Steine
- 2006: Lilienthal: 2 Steine
- 2014: Ritterhude: 5 Steine
- 2021: Osterholz-Scharmbeck: 16 Steine
Personen ohne Stolperstein im Landkreis
Kurt Albrecht
Kurt Albrecht (* 1927–1945) war fahnenflüchtiger Soldat im Zweiten Weltkrieg. Er wurde am 28. April 1945 auf dem Schießplatz des Scharmbecker Schützenvereins standrechtlich erschossen. Er ist einer der wenigen hingerichteten Deserteure der Wehrmacht, nach dem mehrere öffentliche Straßen und Plätze benannt wurden. In Osterholz-Scharmbeck ist es der Weg parallel zum Bahndamm und zur Jacob-Frerichs-Straße, wo die sich jetzt auch die sechs Gedenksteine für die russischen Zwangsarbeiter befinden.
In der Bahnhofstraße; direkt am Beginn der Fußgängerunterführung zum Bahnhof; wurde im November 2020 eine Gedenktafel angebracht.[4]
Familie Cohen
Siegmund Cohen wurde am 19. März 1871 in Osterholz-Scharmbeck geboren und betrieb in der Bahnhofstraße 37 ein Manufaktur-, Kurz- und Weißwarengeschäft. Sein Bruder Alfred Cohen unterhielt in der Hohestraße 51 ein konkurrierendes Geschäft, welches er vom Vater der beiden übernommen hatte. Siegmund erwarb das Geschäft seines Bruders und gab es später an seine Tochter Hanny Cohen weiter.
Durch den Boykott jüdischer Geschäfte ging dieses schlecht laufende Geschäft endgültig insolvent und wurde am 6. Oktober 1934 zwangsversteigert. Die Familie zog daraufhin in die Lindenstraße 6. Sohn Erich Cohen war bereits 1933 nach Südafrika ausgewandert; Hanny eröffnete ein neues kleines Geschäft in der Bahnhofstraße 34, welches während der Novemberpogrome 1938 verwüstet wurde.
Die Wohnung der Cohens in der Lindenstraße wurde im Februar 1939 von der Gestapo nach „unerwünschtem Schrifttum“ durchsucht und Bücher wurden beschlagnahmt. Sigmund Cohen hatte 1938 schwere Verletzung erlitten und starb am 20. November 1939 an den Spätfolgen seiner Misshandlungen. Er wurde ohne Grabstein auf dem jüdischen Friedhof der Stadt beigesetzt.
Seine Frau Klara Cohen (* 28. Mai 1871 in Ottersberg als Klara Assenheimer) zog am 4. November 1940 zwangsweise in ein Judenhaus in der Elsasser Straße 114 im Stadtteil Schwachhausen von Bremen, dessen Bewohner am 18. November 1941 ins Ghetto von Minsk deportiert wurden, wo sie ermordet wurden.
Für Klara Cohen wurde an der Elsasser Straße 114 ein Stolperstein verlegt; siehe Liste der Stolpersteine in Bremen.[5]
Listen der Stolpersteine im Landkreis Osterholz
Siehe auch
Einzelnachweise
- Platz der jüdischen Synagoge und Geschwister-Rosenhoff-Weg. In: osterholz-scharmbeck.de. 27. Oktober 2017, abgerufen am 10. Februar 2021.
- Gute Chancen für Stolpersteine in Osterholz-Scharmbeck. In: anzeiger-verlag.de. 9. Juli 2020, abgerufen am 9. Februar 2021.
- Bernhard Komesker: Täter beschmieren neue Stolpersteine. In: weser-kurier.de. 23. August 2021, abgerufen am 9. Februar 2021.
- Gedenktafel für Kurt Albrecht aufgestellt. In: www.osterholz-scharmbeck.de. 14. November 2020, abgerufen am 14. Februar 2022.
- Barbara Ebeling: Stolperstein in Bremen: Klara Cohen. In: www.stolpersteine-bremen.de. 2013, abgerufen am 10. Februar 2022.