Stiftskirche Kleve

Die sogenannte Stiftskirche ist eine Propsteikirche und die römisch-katholische Pfarrkirche von Kleve unter dem Patrozinium St. Mariä Himmelfahrt.

Stifts- und Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt Kleve (Turmfront)
Stifts- und Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt Kleve (Nordseite)
Blick durch das Langhaus
Grabmäler in der Seitenkapelle (Herzogsgruft)

Pfarre

1170 wird eine Kirche bei der Burg Kleve erwähnt. Bei der Gründung der Stadt Kleve 1242 blieb diese Kirche zunächst außerhalb der Stadtbefestigung. Innerhalb der Stadtmauern wurde eine Filialkirche errichtet, an der sich ein Minoritenkonvent ansiedelte. Von 1341 bis 1802 war die Pfarre Kleve dem landesherrlichen Marienstift inkorporiert. 1924 wurde die Klever Unterstadtkirche St. Mariae Empfängnis als selbständige Gemeinde abgepfarrt, 1950 die neue Christus-König-Pfarre eingerichtet. 1967 wurde die Pfarre St. Mariae Himmelfahrt zur Propstei und die Stiftskirche zugleich auch zur Propsteikirche erhoben. Der jeweilige Pfarrer trägt seither den Titel Propst. Bei der 2005 erfolgten Zusammenlegung der Klever Stadtpfarreien St. Mariae Himmelfahrt, St. Mariä Empfängnis, Christus-König, Herz-Jesu und der Pfarre St. Lambertus Donsbrüggen wurde die Stiftskirche Pfarrkirche der neuen Pfarre St. Mariae Himmelfahrt.

Stift

1334 hatte Graf Dietrich IX. von Kleve ein Marienstift auf seiner Burg Monterberg bei Kalkar gegründet, das 1341 unter Mitwirkung seines Bruders Johann in die Stadt Kleve verlegt wurde. Zweck dieses Kanonikerstifts war vor allem die Versorgung landesherrlicher Beamter. Bis 1366 waren die 13 vorgesehenen Pfründen dotiert worden, 1441 wurde die Propstei eingerichtet. 1802 wurde das Klever Stift im Zuge der napoleonischen Säkularisierung aufgehoben.

Baugeschichte

Die alte Pfarrkirche von Kleve war eine romanische, dreischiffige Basilika aus Tuffstein. Nach der Verlegung des Marienstiftes von Monterberg nach Kleve legte Graf Dietrich IX. am 12. August 1341 den Grundstein zu einem gotischen Neubau; die Arbeiten schritten so schnell voran, dass er 1347 in der Baustelle des Chors bestattet werden konnte, der 1356 geweiht wurde. Das Kirchenschiff war bis 1394 vollendet, 1426 war auch die Fertigstellung der Doppelturmfassade abgeschlossen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche fast völlig zerstört. Bis 1956 konnte die Kirche (zunächst ohne die Turmfront) wiederhergestellt werden. Der Wiederaufbau der Türme nach historischem Vorbild wurde 1969 abgeschlossen.

Ausstattung

Orgel

Die Orgel der Stiftskirche wurde 1992 von dem österreichischen Orgelbauer Rieger erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 45 klingende Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal. Die Spieltrakturen und Koppeln sind mechanisch, die Registertraktur elektrisch.[1]

I Grand Orgue C–a3
1.Montre16′
2.Montre8′
3.Flute harmonique 08′
4.Salicional8′
5.Bourdon8′
6.Prestant4′
7.Doublette2′
8.Fourniture IV2′
9.Cymbale III23
10.Cornet V8′
11.Bombarde16′
12.Trompette8′
13.Clairon4′
II Positif expressif C–a3
14.Principal8′
15.Bourdon8′
16.Octave4′
17.Flute douce4′
18.Nasard223
19.Doublette2′
20.Tierce135
21.Larigot113
22.Plein Jeu IV 001′
23.Trompette8′
24.Clarinette8′
Tremblant
III Recit expressif C–a3
25.Quintaton16′
26.Flute traversiere8′
27.Viole de Gambe8′
28.Voix celeste8′
29.Flute octaviante4′
30.Octavin2′
31.Carillon III223
32.Tuba magna16′
33.Trompette harm.8′
34.Basson-Hautbois8′
35.Voix humaine8′
36.Clairon harmonique 04′
Tremblant
Pedale C–f1
37.Soubasse32′
38.Contrebasse16′
39.Soubasse16′
40.Basse8′
41.Bourdon8′
42.Flute4′
43.Contrabombarde 032′
44.Bombarde16′
45.Trompette8′

Spielhilfen:12 generelle Setzer auf 16 Ebenen;1 Standard crescendo und drei individuell setzbare Crescendi;je Werk ein Appel-Tritt

  • Koppeln: II/I, III/I (auch als Suboktavkoppel) III/II, III/III (Suboktavkoppel), I/P, II/P, III/P (auch als Superoktavkoppel)
  • 32': Die beiden 32' Extensionen befinden sich hinten in der Orgel
  • Weihe: 20. September 1992

Läuteglocken

In den beiden Türmen befindet sich ein 6-stimmiges Geläut.[2] Im Frühjahr 2021 übernahm die Kirchengemeinde die Glocke b1 aus der früheren Auferstehungskirche in Kleve-Kellen, die in das bestehende Geläut (Nordturm) integriert wurde.[3]

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer, Ort
 
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(HT-1/16)
1Groote Bomm[4][5][6]2007Michael Reuter, Maria Laach17803800[4]b0
2Maria1961Monasterium15502300c1
3Josef1961Monasterium13001500es1
4Ludgerus1961Monasterium11501000f1
5Johannes1961Monasterium1030650g1
6Erlöser1965Rincker910470b1

Zudem befinden sich im Dachreiter noch zwei historische Glocken aus dem Jahre 1404. Beide tragen die gleiche Inschrift: Santa Catharina int jaer ons heren MCCCCIIII (Heilige Catharina im Jahre des Herrn 1404). Eine Glocke läutet zu den Gebetszeiten (Laudes...), die zweite läutet als "Wandlungsglocke".

Glockenspiel

Am 17. März 2017 wurde im Nordturm der Stiftskirche ein 14-stimmiges Glockenspiel mit den Schlagtönen es2–b3 installiert, welches von der Glockengießerei Eijsbouts im niederländischen Asten hergestellt wurde und über eine elektronische Tastatur oder einen Glockencomputer anspielbar ist. Die Glocken sind durch Spenden finanziert worden.[7][8][9] Im Frühjahr 2021 wurde das Glockenspiel mit 9 Glocken aus derselben Glockengießerei zu einem 23-stimmigen „Carillon“ (es2, f2, g2, chromatisch weiter bis es4) erweitert. Das Glockenspiel erklingt dreimal täglich (11:46 Uhr – 15:46 Uhr – 18:31 Uhr) sowie zu besonderen Gelegenheiten.

Literatur

  • Friedrich Gorissen (Bearb.): Urkunden und Regesten des Stiftes Monterberg-Kleve. 3 Bände. Boss, Kleve 1989–1993, ISBN 3-89413-183-7 (Band 2), ISBN 3-89413-185-3 (Band 3).
  • Bert Thissen: Kleve – Stift. In: Nordrheinisches Klosterbuch. Band 2. Franz Schmitt, Siegburg 2012, ISBN 978-3-87710-449-1, S. 691–715.
  • Guido de Werd: Die Propsteikirche St. Mariae Himmelfahrt zu Kleve. = St. Mariae Himmelfahrt, Kleve. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 1991.
  • Adolf Joseph Cornelius Tibus: Die Pfarre Cleve von ihrer Gründung an bis nach Errichtung der Collegiat-Kirche daselbst. Boss, Cleve 1878. Digitalisat
Commons: Stiftskirche (Kleve) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. rieger-orgelbau.com; Project Kleve
  2. Die Glocken der Stifts- und Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt Kleve, Kleve 2005.
  3. Astrid Hoyer-Holderberg: Eine Glocke zieht um zur anderen Konfession NRZ vom 12. Februar 2021.
  4. Die Groote Bomm, Kleve 2007.
  5. kirchensite.de: Klever "Groote Bomm" ist endlich heimgekehrt: Glocke klingt zur Ehre Gottes; 19. November 2007.
  6. Fotocollage von der Ankunft der neuen Glocke in Kleve In: schenkenschanz.de.
  7. himmelfahrt-kleve.de, Gruppen und Verbände, Glockenprojekt Stiftskirche (Memento des Originals vom 23. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.himmelfahrt-kleve.de
  8. Christian Breuer: Neues Glockenspiel für Klever Stiftskirche, in: Rheinische Post, 22. März 2017.
  9. Aus dem Nordturm der Stiftskirche klingt das Klever Lied; lokalkompass.de, 22. März 2017.

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