Stift Asbeke
Das Stift Asbeke ist ein abgegangenes Stift in den Rehburger Bergen bei Rehburg. Die Errichtung der mittelalterlichen Kirchenanlage im 11. Jahrhundert wird dem Bremer Erzbischof Adalbert zugeschrieben. Das Stift stand im Zusammenhang mit der Gewinnung von Baumaterial für den Bremer Dom. Die Reste der Stiftanlage wurden 1979 auf einem Acker beim Pflügen entdeckt, worauf das Institut für Denkmalpflege aus Hannover eine Ausgrabung durchführte.
Lage
Die Kirchenanlage lag etwa zwei Kilometer südwestlich von Rehburg am östlichen Hang der Rehburger Berge unterhalb des Loccumer Berges. In der Nähe befand sich die heutige Wüstung Asbeke. Die erhöhte Lage ermöglichte einen weiten Blick über Rehburg bis zum Steinhuder Meer. Wenige hundert Meter vom Standort der früheren Kirche entfernt liegt ein aufgelassener Steinbruch. Dort findet sich Sandstein aus der Unteren Kreide mit eingelagerten Bänken aus Kalkstein.
Entdeckung
Die Reste der Stiftanlage wurden 1979 durch einen Landwirt und Heimatforscher aus Rehburg entdeckt. Nachdem beim Pflügen regelmäßig Sandsteine und Mörtel an die Oberfläche traten, grub er im Acker nach und stieß auf Mauerfundamente. Seine Entdeckung teilte er umgehend dem Institut für Denkmalpflege in Hannover mit, das von Herbst 1979 bis 1982 archäologische Untersuchungen in jährlichen Ausgrabungskampagnen durchführte.
Quellenforschung
Die Entdeckung von Fundamentresten eines größeren Gebäudekomplexes 1979 führte neben der Ausgrabung zur Suche nach historischen Überlieferungen zu dem Objekt. Anhand der Grundrissform war auf ein Kirchengebäude zu schließen, wobei ein Ordenskloster anhand der überlieferten Bauformen auszuschließen war. Daher wurde von einer Stiftskirche ausgegangen. Da es in lokalen und regionalen Archiven in Rehburg und im Kloster Loccum keine Aufzeichnungen zu einer früheren Kirche bei Rehburg gab, konzentrierte sich die Quellenforschung auf die im Umfeld der Fundstelle gelegene Wüstung Asbeke. Sie wird vom 12. bis 14. Jahrhundert mehrfach urkundlich erwähnt. Da die letzte Erwähnung von 1407 nur noch das Land von Asbeke behandelt, wird von einer Aufgabe der Siedlung bereits im 14. Jahrhundert während der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode vermutet. Die Bewohner dürften in das nahe gelegene Rehburg gezogen sein, das sich ab 1320 um die Burg Rehburg gebildet hatte.
Im Verlauf der weiteren Nachforschungen fand sich eine Nennung von Asbeke in der Bischofsgeschichte der Hamburger Kirche, die der Magister Adam von Bremen im 11. Jahrhundert aufgezeichnet hatte. Demnach war Asbeke ein Ort und eine Propstei in den „Waldbergen des Bistums Minden“. Es gehörte zu einer Reihe von Propsteien, die der Erzbischof Adalbert von Bremen während seiner Amtszeit von 1043 bis 1072 gegründet hatte. Laut der Überlieferung sei das Stiftsgebäude eingestürzt, während er zu Besuch war.[1] Vermutlich war dem Stift aufgrund des Vorfalls mit einer anzunehmenden, starken psychologischen Wirkung keine lange Lebensdauer beschieden.[2] Laut einer späteren Erwähnung hielt sich der Bremer Erzbischof Liemar zur Beschaffung von Baukalk für den Bremer Dom in Asbeke auf. 1092 wird Asbeke in den Quellen im Zusammenhang mit Kalkbeschaffung erwähnt, wobei keine Rede mehr von einem Stift ist. Die Bremer Bischöfe ließen aber bis ins 13. Jahrhundert Sandstein in den Rehburger Bergen brechen. In diesem Zusammenhang wird Asbeke letztmals in einer Urkunde aus dem 13. Jahrhundert genannt, als der Bremer Erzbischof Hildebold Güter in Asbeke, außer einem Steinbruch, dem Kloster Loccum überließ.
Baubeschreibung
Hauptgebäude des Stiftes war ein langgestreckter, in drei Bereiche unterteilter Saalbau, der als Kirchengebäude angesehen wird. Daran war ein rechteckiger Chor angesetzt. In der Bauausführung war das Mauerwerk des Hauptgebäudes sauber gearbeitet. An den Chor waren mehrere kleine Gebäude angesetzt, in denen die Wohnräume der Geistlichen vermutet werden. Sie waren weniger gründlich gearbeitet, mit Mängeln in der Baukonstruktion, was einen Wechsel in der Bauführung vermuten lässt. Zu einer Seite weist die Anlage einen ummauerten Bereich auf, der als Hof angesehen wird. Wenige Meter von den Gebäuden entfernt fand sich ein Brunnen.
Die freigelegten Fundamente erstrecken sich über 45 mal 25 Meter, wobei nicht der gesamte Gebäudekomplex freigelegt wurde. Ein im Boden verfolgtes Mauerfundament zog sich noch über 37 Meter vom Gebäudekomplex hinweg. Im Ergebnis der Ausgrabung wurden die Bodenreste als der Grundriss eines frühromanischen Stifts bewertet.
Bewertung
Die vom Bremer Erzbischof im Gebiet eines fremden Bistums gegründete Stiftanlage diente nicht nur geistlichen Zwecken, sondern hatte einen wirtschaftlichen Hintergrund. Das Stift als dauerhafte Präsenz sicherte die Gewinnung von Baumaterial in Form von Sandsteinen und Kalk, die in den Rehburger Bergen für die Errichtung des Bremer Doms abgebaut wurden. Wie der Materialtransport nach Bremen erfolgte, ist nicht bekannt. Denkbar ist ein Landtransport über mehrere Kilometer zur Weser oder ein Schiffstransport auf dem durch Rehburg fließenden Meerbach, der bei Nienburg/Weser in die Weser mündet.
Präsentation
Nach der Ausgrabung wurde das Ackergelände mit den Bodenresten des Stift Asbeke mit öffentlichen Mitteln angekauft. Seither ist das Gelände als archäologisches Denkmal öffentlich zugänglich. Zur Sichtbarkeit und gegen Witterungseinflüsse wurden die originalen Mauerfundamente teilweise mit Sandsteinplatten abgedeckt. Der entdeckte Brunnen ist nachträglich aufgemauert worden. Eine Informationstafel stellt den geschichtlichen Hintergrund der Anlage dar.
Literatur
- Ernst-August Nebig: Das archäologische Rätsel von Rehburg. Das verschwundene „Stift Asbeke“ Eine gescheiterte Gründung aus dem Mittelalter.
- Hans-Wilhelm Heine, Norbert Steinau: Das Stift Asbeke an den Rehburger Bergen: Eine gescheiterte Gründung des Erzbischofs Adalbert von Hamburg-Bremen um die Mitte des 11. Jahrhunderts, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, 1986, S. 279–287 (Online, S. 253, 60,3 MB)
Weblinks
- Beschreibung des Stiftes und der Fundstelle
- Rekonstruktionsversuch als Zeichnung im mittelalterlichen Zustand von Wolfgang Braun
- Zeitungsbericht zum Stift Asbeke im Wunstorfer Stadtanzeiger vom 31. Juli 2008
- Fotos der Anlage mit Luftbild
Einzelnachweise
- Adami Bremensis: Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum, (Adam von Bremen: Bischofsgeschichte der Hamburger Kirche) in: Quellen des 9. und 11. Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche des Reiches, Bd. 11, 1968, S. 338
- siehe Literatur: Hans-Wilhelm Heine, Norbert Steinau: Das Stift Asbeke an den Rehburger Bergen, Ergebnis, S. 287