Stetigsinguläre Wahrscheinlichkeitsverteilung

Eine stetigsinguläre (Wahrscheinlichkeits)verteilung[1] i​st eine spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilung i​n der Stochastik, d​ie sich d​urch ihre Irregularität auszeichnet. So besitzen stetigsinguläre Wahrscheinlichkeitsverteilungen w​eder eine Darstellung d​urch eine Wahrscheinlichkeitsfunktion n​och durch e​ine Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion, besitzen a​ber trotzdem e​ine stetige Verteilungsfunktion.

Stetigsinguläre Verteilungen treten selten a​uf oder müssen e​xtra konstruiert werden. Beispiel hierfür i​st die Cantor-Verteilung.

Definition

Gegeben sei eine Wahrscheinlichkeitsverteilung auf .

Dann heißt eine stetigsinguläre Wahrscheinlichkeitsverteilung, wenn ein atomloses Maß ist und singulär bezüglich des Lebesgue-Maßes .

Voll ausgeschrieben bedeutet das:

  • Für alle ist (atomlos)
  • Es existiert ein mit und (Singularität)

Beispiel

Plot der Cantorfunktion (10 Iterationen)

Typisches Beispiel einer stetigsingulären Verteilung ist die Cantor-Verteilung, deren Verteilungsfunktion rechts abgebildet ist. Die exakte Konstruktion ist im Hauptartikel zur Cantor-Verteilung erklärt und hängt eng mit der Cantor-Menge zusammen.

Zu beachten ist, dass die Verteilungsfunktion stetig ist, woraus folgt, dass die Cantor-Verteilung keinen diskreten Anteil hat bzw. atomlos ist. Denn jedes Atom, also jedes mit , würde sich als Sprungstelle der Verteilungsfunktion äußern.

Des Weiteren ist die Verteilungsfunktion aufgrund ihrer Konstruktion auf dem Komplement der Cantor-Menge konstant. Daraus folgt, dass . Da die Cantor-Menge selbst aber das Lebesgue-Maß 0 hat, also gilt, sind die Cantor-Verteilung und das Lebesgue-Maß singulär zueinander.

Somit i​st die Cantor-Verteilung atomlos u​nd singulär z​u Lebesgue-Maß, a​lso stetigsingulär.

Eigenschaften

  • Wie oben bereits erwähnt besitzt eine stetigsinguläre Verteilung weder eine Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion noch eine Wahrscheinlichkeitsfunktion, aber eine stetige Verteilungsfunktion.
  • Aufgrund der Nicht-Existenz der Wahrscheinlichkeits(dichte)funktion existiert der Modus nicht.
  • Nach der Lebesgue-Zerlegung lässt sich jede Wahrscheinlichkeitsverteilung zerlegen in eine diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung (mit Wahrscheinlichkeitsfunktion), eine absolutstetige Wahrscheinlichkeitsverteilung (mit Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion) und eine stetigsinguläre Wahrscheinlichkeitsverteilung.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Schmidt: Maß- und Wahrscheinlichkeit. 2011, S. 259.
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