Steinbrücke (Quedlinburg)
Die Steinbrücke ist eine denkmalgeschützte Brücke über den Mühlgraben in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. Sie ist ein mittelalterliches Zeugnis der Verkehrsgeschichte von nationalem Rang. Da sie sich allerdings unter dem heutigen Geländeniveau befindet, ist sie vor Ort nur schwer wahrzunehmen und war über längere Zeit in Vergessenheit geraten.
Steinbrücke | ||
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Überführt | Mühlgraben | |
Unterführt | Straße Steinbrücke | |
Ort | Quedlinburg | |
Konstruktion | Steinbogenbrücke | |
Gesamtlänge | 103 m | |
Breite | 7,22 m | |
Anzahl der Öffnungen | 23 | |
Längste Stützweite | ca. 4 m | |
Zustand | öffentlich kaum sichtbar, da weitestgehend unter heutigem Straßenniveau sich befindlich und im Zuge der Überbauung eine Umnutzung der meisten Brückenbögen als Kellerräume sich vollzog | |
Schließung | ab 13. Jh. nur noch zwei Bögen als Brücke genutzt | |
Lage | ||
Koordinaten | 51° 47′ 18″ N, 11° 8′ 30″ O | |
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Längsschnitt | ||
Lage
Die im Quedlinburger Denkmalverzeichnis eingetragene Brücke liegt südlich des Markts der Stadt. Über sie verläuft die beidseitig bebaute Straße Steinbrücke.
Architektur und Geschichte
Für den Standort wird erstmals im Jahr 1229 urkundlich das Bestehen einer Brücke erwähnt. Sie diente zur Überbrückung eines sumpfigen Geländes südlich des Marktes. Die Stadtgebiete Word und Pölle waren unbebaut. Die heutige Brücke besteht aus 23 steinernen Rundbögen und erstreckt sich über 103 Meter.[1][2] Zum Teil wird die Zahl der Bögen auch nur mit 20 angegeben.[3][4] Allerdings liegt der Scheitel der Brückenbögen 1,80 Meter unterhalb des Straßenpflasters der heutigen Straße Steinbrücke. Die Breite der Brücke beträgt 7,22 Meter. Die einzelnen Bögen haben eine Spannweite von etwa vier Metern, der Bogenradius beträgt 2,70 Meter. Als Baumaterial wurde harter Kalkstein eingesetzt. Die Dicke der Gewölbe macht 0,50 Meter aus. Die Bögen ruhen auf 1,57 Meter breiten Pfeilern, die allerdings nur eine Höhe von 0,35 Metern erreichen. Die Brücke führte somit bereits bei ihrem Bau nicht über einen tiefen Fluss, sondern über einen breiten versumpften Bereich.[3]
Bereits im 13. Jahrhundert begann man mit der Trockenlegung der westlich und östlich der Brücke gelegenen Bereiche, um neues Bauland zu gewinnen. Es entstanden so auf beiden Längsseiten der Brücke bebaubare Flächen. Die so im Laufe der Zeit errichteten Häuser nutzten die Räume unterhalb der Brückenbögen als Teil ihrer Keller. So werden heute 21 der Bögen als Keller genutzt.
Im nördlichen Teil der Steinbrücke besteht im Bereich von zwei Bögen jedoch noch heute die ursprüngliche Brückenfunktion, da die Steinbrücke an dieser Stelle über den Mühlgraben führt. In diesem Brückenabschnitt wird die Straße durch aus der Zeit um das Jahr 1900 stammende Brüstungsgitter begrenzt, die mit einer Darstellung der Münzenberger Musikanten verziert sind.
Über die Jahrhunderte geriet die Brücke als Bauwerk in Vergessenheit. Bei Bauarbeiten zur Verlegung der städtischen Wasserleitung im Jahr 1880 stieß man wieder auf die Brücke.[4]
Am Haus Steinbrücke 1, 2 befindet sich eine über die Steinbrücke informierende Tafel.
Literatur
- Adolf Brinkmann: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Stadt Quedlinburg, Band 2, Berlin 1923, S. 159 f.
- Falko Grubitzsch in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band 1: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 761
- Wolfgang Hoffmann: Quedlinburg. Ein Führer durch die Weltkulturerbe-Stadt. 13. Auflage. Schmidt-Buch-Verlag, Wernigerode 2010, ISBN 978-3-928977-19-7, S. 32
- Hans-Hartmut Schauer: Das städtebauliche Denkmal Quedlinburg und seine Fachwerkbauten, Verlag für Bauwesen Berlin 1990, ISBN 3-345-00233-7, S. 28
- Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt. Band 7: Falko Grubitzsch, unter Mitwirkung von Alois Bursy, Mathias Köhler, Winfried Korf, Sabine Oszmer, Peter Seyfried und Mario Titze: Landkreis Quedlinburg. Teilband 1: Stadt Quedlinburg. Fliegenkopf, Halle 1998, ISBN 3-910147-67-4, S. 244
Weblinks
Einzelnachweise
- Falko Grubitzsch in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band 1: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 761
- Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt. Band 7: Falko Grubitzsch, unter Mitwirkung von Alois Bursy, Mathias Köhler, Winfried Korf, Sabine Oszmer, Peter Seyfried und Mario Titze: Landkreis Quedlinburg. Teilband 1: Stadt Quedlinburg. Fliegenkopf, Halle 1998, ISBN 3-910147-67-4, S. 244
- Hans-Hartmut Schauer: Das städtebauliche Denkmal Quedlinburg und seine Fachwerkbauten. Verlag für Bauwesen Berlin 1990, ISBN 3-345-00233-7, S. 28
- Wolfgang Hoffmann: Quedlinburg. Ein Führer durch die Weltkulturerbe-Stadt. 13. Auflage. Schmidt-Buch-Verlag, Wernigerode 2010, ISBN 978-3-928977-19-7, S. 32