Stadtmauer von Dubrovnik
Die Stadtmauer von Dubrovnik (kroatisch Dubrovačke gradske zidine) in der kroatischen Stadt Dubrovnik (früher Ragusa bzw. Republik Ragusa) ist das besterhaltene defensive mittelalterliche Befestigungssystem in Europa. Etwa zwei Kilometer lang, umrundet sie die Altstadt von Dubrovnik von allen Seiten und ist zum Wahrzeichen nicht nur der Altstadt geworden, die seit 1979 zum UNESCO-Welterbe in Kroatien gehört[1][2].
Geschichte
Der Bau der Mauer begann bereits Ende des 8. Jahrhunderts[3] und bewährte sich bereits im Jahr 866–867 während der fünfzehnmonatigen Belagerung durch die Sarazenen in den Byzantinisch-arabischen Kriegen.[4][5][6] Der weitere Bau der Mauer, so wie sie bis heute – trotz einem katastrophalen Erdbeben 1667[3] – erhalten ist, begann im 12. Jahrhundert und dauerte bis zum Ende des 17. Jahrhunderts.[7] An der Konstruktion beteiligten sich verschiedene kroatische beziehungsweise dalmatinische sowie italienische Baumeister und Architekten der damaligen Zeit wie Nićifor Ranjina (im Jahre 1319), Michelozzo di Bartolommeo (1461–1464), Giorgio da Sebenico (1465–1466), Paskoje Miličević (1466–1516), Antonio Ferramolino (1538) oder Mihajlo Hranjac (1617) und andere.[7]
Die Bedeutung der Verteidigungsanlage ergibt sich alleine aus der Aufzählung zahlreicher Belagerungen der Stadt in der Geschichte:
- fünfzehnmonatige Belagerung durch die Sarazenen 866–867[4][8]
- Belagerung durch Venedig 948[9]
- Belagerung durch den serbischen Großžupan Stefan Nemanja 1185[10]
- Belagerung durch Venedig und die Ritterarmee des Vierten Kreuzzugs 1205 und die folgende Abhängigkeit der Stadt von Venedig[11][12]
- Verwüstung Dalmatiens durch die Mongolen, Dubrovnik überstand die Belagerung
- Belagerung durch den bosnischen Großvojvoden Stjepan Vukčić Kosača 1451[13]
- Russisch-montenegrinische Belagerung 1806[14]
- Belagerung durch die österreichisch-ungarische Truppen 1814[15]
- Belagerung durch die Jugoslawische Volksarmee während der Kämpfe um Dubrovnik 1991–1992
Ausstattung
Die Mauer ist zur Landesseite zwischen vier und sechs Meter breit, auf der Seeseite dann eineinhalb bis drei Meter. An einigen Stellen erreicht sie die Höhe von bis zu fünfundzwanzig Metern. Von der Festlandseite ist der eigentlichen Mauer noch eine kleinere, schräge Mauer vorgelagert, welche dem Schutz vor Kanonenbeschuss diente. Früher gab es hier zusätzlich einen tiefen Schutzgraben.[16]
In der Stadtmauer befinden sich zwei gut befestigte Haupteingänge zu der Altstadt: das Pile-Tor im Westen und das Ploče-Tor im Osten, beide aus dem 15. Jahrhundert, beide mit Zugbrücken. Außerdem gibt es zwei Tore, welche als Eingang zum Stadthafen dienten – das Ponte-Tor (Vrata od Ponte) von 1476 und das Fischmarkt-Tor (oder Peskarija-Tor; Vrata Ribarnice) von 1381; 1908 wurde schließlich ein kleines Tor in der Nordmauer als Zugang zu Tennisplätzen für die Offiziere der österreichischen Armee durchgebrochen.[17][18]
Zu den markanten Punkten der Befestigung gehören fünf Festungen:
- Festung Minčeta (Tvrdava Minčeta) aus dem 15. Jahrhundert auf der Nordnordwest-Seite
- Festung Sveti Ivan (Tvrdava Sveti Ivana; auch Festung des hl. Johannes o. ä.) aus dem 14. bis 16. Jahrhundert im Südosten, welche den Stadthafen beschützte
- Festung Bokar (Tvrdava Bokar) aus dem 15. Jahrhundert im Westen, welche das Pile-Tor verteidigen sollte und die älteste noch erhaltene Kasemattenfestung in Europa ist[7]
- Festung Revelin (Tvrdava Revelin) aus dem 15. Jahrhundert im Nordosten, welche das Ploče-Tor beschützte
- Festung Lovrijenac (Tvrdava Lovrijenac) aus dem 14. bis 16. Jahrhundert im Westen, auf einem 37 m hohen Felsen erbaut, für die Verteidigung des westlichen Stadtteils gegen Angriffe vom Meer wie vom Land bestimmt
Die ersten drei Festungen sind in die Stadtmauer integriert, die letzteren zwei sind alleinstehend.[16][19]
Zur Verbesserung der Verteidigungsanlage wurden in die Mauer ferner folgende zusätzliche Elemente eingefügt: zwei runde und zwei große eckige Türme, zwölf viereckige Türme und fünf Bastionen; die vorgelagerte zweite Mauer zur Festlandseite wurde mit einer großen und neun kleineren halbrunden Bastionen bestückt.[16][Anm. 1] Die Stadtmauer war bestückt mit über 120 Kanonen. Sie wurden in lokalen Werkstätten gegossen, die damals für ihre Künste berühmt wurden; zu den bekanntesten Kanonengießern des 16. Jahrhunderts gehörte der in Dubrovnik tätige Ivan Rabljanin.[4][16]
Weblinks
- Interaktive Karte der Altstadt. In: dubrovnikcity.com
Anmerkung
- Einige Quellen (wie City Walls Of Dubrovnik. (PDF; 829 kB) In: geographica.hr, abgerufen am 17. Mai 2019; englisch) nennen leicht abweichende Angaben zu diesen Verteidigungselementen, wobei keine der Quellen angibt, welches Jahr als Grundlage dient.
Einzelnachweise
- Old City of Dubrovnik. In: whc.unesco.org, abgerufen am 17. Mai 2019 (englisch).
- Dubrovnik. In: britannica.com, abgerufen am 17. Mai 2019 (englisch).
- The city walls (Memento vom 23. Februar 2010 im Internet Archive). In: diu.hr, abgerufen am 17. Mai 2019 (englisch).
- Stadtmauer in Dubrovnik Altstadt – Festungsmauern Kroatien (Memento vom 1. September 2014 im Internet Archive). In: dubrovnik.li, abgerufen am 17. Mai 2019.
- Chronology of Dubrovnik from 600 A.D. until 1808 (Memento vom 3. September 2014 im Internet Archive). In: dubrovnik-online.com, abgerufen am 17. Mai 2019 (englisch).
- Dubrovnik City Walls. In: dubrovnik-guide.net, abgerufen am 17. Mai 2019.
- City Walls Of Dubrovnik. (PDF; 829 kB) In: geographica.hr, abgerufen am 17. Mai 2019 (englisch).
- Der Stadtkern von Dubrovnik (Memento vom 3. September 2014 im Internet Archive). In: visitdubrovnik.hr, abgerufen am 17. Mai 2019.
- Fred Singleton: A Short History of the Yugoslav Peoples. Cambridge University Press, Cambridge 1985, ISBN 0-521-27485-0, S. 68 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- John V. A. Fine: The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century to the Ottoman Conquest, S. 8 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
- e.marcial: 2011 Ragusa, Croatia. (Nicht mehr online verfügbar.) In: worldcapitalinstitute.org. 25. Januar 2011, archiviert vom Original am 9. Mai 2011; abgerufen am 17. Mai 2019 (englisch).
- 1205–1526 Republica Ragusina. In: nicos.de, abgerufen am 17. Mai 2019.
- Bariša Krekić: Contributions of Foreigners to Dubrovnik’s Economic Growth in the Late Middle Ages. In: Robert L. Benson (Hrsg.): Viator. Medieval and Renaissance studies. Band 9. University of California Press, Berkeley/Los Angeles/London 1986, ISBN 0-520-03608-5, S. 388 (Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Barbara Jelavich: History of the Balkans (= History of the Balkans. Eighteenth and Nineteenth Centuries. Band 1; The Joint Committe on Eastern Europe publication series. Band 12). Cambridge University Press, 1983, ISBN 0-521-27459-1, S. 121 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Dubrovnik und Ragusa, zwei klangvolle Namen für eine bewegte Geschichte (Memento vom 26. September 2014 im Internet Archive). In: dubrovnik24.de, abgerufen am 17. Mai 2019.
- City Walls. (Nicht mehr online verfügbar.) In: sitiunescoadriatico.org. UNESCO, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 17. Mai 2019 (englisch, Quelle: Dubrovnik-Neretva County Tourist Board).
- Dubrovnik. In: porta-croatia.de, abgerufen am 17. Mai 2019.
- Dubrovnik City Gates. In: dubrovnikcity.com, abgerufen am 17. Mai 2019 (englisch).
- Stadtmauern und Festungen (Memento vom 3. September 2014 im Internet Archive). In: cromaps.com, abgerufen am 17. Mai 2019 (kroatisch).