Stadtkirche Ludwigslust
Die evangelisch-lutherische Stadtkirche in Ludwigslust war ursprünglich die Hofkirche der Ludwigsluster Schlossanlage in der gleichnamigen Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern. Sie befindet sich rund 500 Meter südlich des Schlosses und ist mit diesem durch eine Abfolge von Hofplätzen verbunden. Beide Gebäude bilden zusammen das größte Barock-Ensemble in Mecklenburg.
Das Bauwerk
Das Gotteshaus wurde auf Veranlassung des Herzogs Friedrich von 1765 bis 1770 im Zuge des Ausbaus der Residenz durch den Architekten Johann Joachim Busch als Hofkapelle und spätere Grablege erbaut.
Durch ihre Ausrichtung auf das Schloss ist die Kirche nicht geostet und befindet sich als Ausgangs- bzw. als Endpunkt einer über einen Kilometer langen Achse mit dem Schloss in Verbindung. Dadurch, dass Schloss und Kirche und damit der zentrale Festsaal der Residenz, sowie die herzogliche Loge und der Altar in einer gewaltigen Linie liegen, verdeutlicht das Ensemble die Stellung des Fürsten im Sinne des Gottesgnadentums. Die eigentliche Kirche ist ein aus Backstein errichteter, äußerlich schlicht verputzter Saalbau mit einem Mansarddach, dem ein überbreiter, kulissenartiger Portikus vorangestellt ist, der aus Blickrichtung des Schlosses mit seiner toskanischen Säulenhalle als Point de vue dient. Von den fünf sichtbaren Jochen verbirgt sich die Kirche nur hinter den mittleren drei Öffnungen. Die Schaufront wird von Sandsteinfiguren der vier Evangelisten und einem hohen Christusmonogramm bekrönt, den Figurenschmuck schuf J. Eckstein. Die Säulenhalle wird von einem hohen Giebelfeld bekrönt, dieser trägt in großen Lettern die Widmungsinschrift
- IESU CHRISTO / MAGNO PECCATORUM REDEMTORI HOC TEMPLUM CONSECRATUM EST / A MAGNO PECCATORE REDEMTO / DEI GRATIA FRIDERICO DUCE MEGAPOLITANO / AEDIFICARI COEPTUM ANNO MDCCLXV MENSE MARTIO / FINITUM ANNO MDCCLXX MENSE IULIO
- Jesus Christus / dem großen Erlöser der Sünder ist dieser Tempel geweiht / von einem großen erlösten Sünder / Friedrich, durch Gottes Gnade mecklenburgischer Herzog / zu bauen begonnen im Jahr 1765 im Monat März / vollendet im Jahr 1770 im Monat Juli
Das Innere der Kirche wird durch 16 hölzerne Säulen – ohne tragende Funktion – gegliedert und von einem kassettierten, hölzernen Tonnengewölbe überspannt. Den Höhepunkt des Kirchensaals bildet ein monumentales Gemälde an der Südwand, das die Verkündigung der Hirten darstellt. Es überragt mit seinen mehr als 350 m2 Fläche den gesamten Altarbereich, das aus etwa 1000 Pappmaché-Vierecken bestehende, mehrdimensionale Gemälde schuf der Hofmaler Johann Dietrich Findorff, vollendet wurde es von Johann Heinrich Suhrlandt. Hinter den auf Karton gemalten und auf eine Holzwand geklebten Ebenen des Gemäldes sind, aus Blickrichtung des Kirchensaals nahezu unsichtbar, die Sakristei, darüber die Orgel und die Sängeremporen verborgen.
Unterhalb des als Confessio erhöhten Altarbereichs mit seiner zentralen Kanzel und den geschwungenen Treppenläufen befindet sich die Gruft der Herzogin Louise Friderike von Württemberg. Das Grabmal ihres Gatten, des Bauherren Herzog Friedrichs, steht vor dem Eingang der Gruft in der Mitte des Kirchensaals. Das gestalterische Gegengewicht zum Altarbereich bildet die Loge der herzoglichen Familie an der Nordwand des Gotteshauses, die durch ihren aufwendigen barocken Dekor einen Kontrast zum eher klassizistisch geprägten Kirchenraum bildet.
Eine Besonderheit der Ludwigsluster Kirche ist die nahezu durchgängige Verwendung von bemaltem Pappmaché – dem sogenannten Ludwigsluster Carton – als Material für die Dekore, Deckenrosetten, Leuchter und sonstigen Ausstattungsgegenstände. Das Altargerät der Kirche stammt zum Teil noch aus der für die Anlage der Siedlung niedergelegten Dorfkirche in Klenow, dem Dorf, aus dem sich im 18. Jahrhundert Ludwigslust entwickelte.
Die Kirche besitzt keinen eigenen Glockenturm, das Glockengestühl ist einige hundert Meter östlich in den Türmen des Friedhofsportals untergebracht.
Orgel
Die Orgel entstammte ursprünglich der Werkstatt von Paul Schmidt, die heutige Orgel ist ein Werk Friedrich Frieses III. Sie wurde von 2002 bis 2003 für fast 200.000 Euro restauriert.[1][2]
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Die Stadtkirche
Die einstige Hofkirche dient seit dem 19. Jahrhundert als evangelisch-lutherische Stadtkirche der Stadt Ludwigslust. Die Gemeinde gehört zur Propstei Parchim im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). Sie hat rund 2.800 Mitglieder und beschäftigt rund 20 Mitarbeiter haupt- und mehr als 100 Mitarbeiter ehrenamtlich. Die Stadtkirche war im Herbst 1989 Schauplatz von Protesten gegen das DDR-Regime.[3]
Gottesdienste finden in der Stadtkirche an Sonn- und Feiertagen von Ostern bis Neujahr statt, in den Wintermonaten werden die Gottesdienste in das Gemeindehaus verlegt. Weiter finden in der Kirche Konzerte statt, das Bauwerk kann zudem bei regelmäßig stattfindenden Führungen erkundet werden. Um den Erhalt und die Pflege der Kirche kümmert sich der Förderverein Stadtkirche Ludwigslust.
Zum 250. Jubiläum der Stadtkirche im Jahr 2020 wurde eine 140-seitige Chronik veröffentlicht[4], die geplanten Feierlichkeiten wurden aufgrund der COVID-19-Pandemie in das Jahr 2021 verschoben.
Pastoren
- 1772 Ferdinand Ambrosius Fidler[5]
- 1839–1850 Carl Wilhelm Sellin[6]
- 1934–1935 Ernst Voß, Landessuperintendent
- 1939–1955 Bruno Theek Pastor an der Stadtkirche.
Organisten
- 1837–1843 Johann Wilhelm Matthias Wöhler
Literatur
- Heike Kramer (Hrsg.): Schloss Ludwigslust. Staatliches Museum Schwerin, Schwerin 1997.
- Dieter Ueltzen, Sigrid Puntigam, Matthias Franke, Dr. Hans Lange, Prof. Dr. Andreas Waczkat, Stefan Fischer, Andreas Klein, Albrecht Lotz: Die Stadtkirche Ludwigslust. Das 250-jährige Kirchenjubiläum (1770 - 2020). 1. Auflage. 2020, ISBN 978-3-00-065446-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- Meldung auf www.kirche-mv.de vom 29. Juni 2003, abgerufen am 19. Juni 2011
- Zur Disposition
- Landkreis Ludwigslust – Herbst 1989 in der Region Ludwigslust/Hagenow, PDF-Datei
- Die Stadtkirche Ludwigslust. (PDF) Das Buch zum Kirchenjubiläum 1770 – 2020. Abgerufen am 23. September 2020.
- Gustav Willgeroth: Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege. 1925, S. 902, abgerufen am 23. September 2020.
- Pastoren der Griesegegend. Abgerufen am 20. November 2020.