Stadtkirche Biel
Die Stadtkirche Biel ist ein Sakralbau der reformierten Gemeinde in Biel/Bienne. Sie steht am Kirchgässli in der Altstadt und ist ein Kulturgut von nationaler Bedeutung.
Geschichte
Erste Erwähnung findet die Stadtkirche im Jahr 1228. Sie war ursprünglich dem Heiligen Benedikt von Nursia geweiht und gehörte bis zur Reformation 1528 zum Bistum Lausanne.
Die heutige Kirche wurde zwischen 1451 und 1470 im spätgotischen Stil durch den Werkmeister Wenzlin erbaut. Erhalten sind Mauerreste der romanischen und gotischen Vorgängerbauten, die im Zuge des Kirchenbaus zum Teil abgerissen oder aufgemauert worden waren. Der Sockel des Kirchturms stammt noch von der Vorgängerkirche und wurde 1480 erhöht, damit die Glocken über das neue Dach des Langhauses in der Stadt weiterhin hörbar waren. Kurz vor Vollendung stürzte der Turm mitsamt den Glocken ein, wobei diese aber nicht zerstört wurden. 1490 war der Turm wiederhergestellt. In den Jahren 1549 bis 1551 wurde der Turmhelm mit seinen Ecktürmchen gebaut.
Das Langhaus besteht aus Haupt- und Seitenschiffen und ist mit dem Chor 36 Meter lang. Das Hauptschiff ist 7,5 Meter breit und 14 Meter hoch. Der Chorraum mit seinen hohen Spitzbogenfenstern war zunächst durch einen Lettner vom Langhaus getrennt. Der Lettner wurde 1781 beseitigt; vorhanden sind bis heute die beiden Rundbogentüren zur Lettnerbühne.[1]
Ausstattung
Malerei
Von besonderer Bedeutung sind im Kircheninneren zum einen die Wandmalereien, insbesondere die Darstellung des Heiligen Benedikt am Eingang des Nordportals, das Fresko Schweißtuch der Heiligen Veronika in einer Nische im nördlichen Seitenschiff, eine Darstellung des Jüngsten Gerichts (Christus auf dem Regenbogen) im Hochschiff und eine Darstellung des Martyrium des Heiligen Sebastian im südlichen Seitenschiff.
Erwähnenswert sind ferner:
- Weihwasserausguss, Priesterdreisitz und Taufstein (1492) im Chorraum
- Glasmalereien im Mittelfenster des Chores (1457), gestiftet von der Stadt Biel, mit Darstellung der Leidensgeschichte Christi und Szenen aus dem Leben des Hl. Benedikt.
Schwalbennestorgel
An der Nordwand des Hochschiffs befindet sich eine Schwalbennestorgel, die 1994 von Metzler Orgelbau (Dietikon) gebaut wurde. An selbiger Stelle befand sich schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Schwalbennestorgel, erbaut 1517 von Hans Tugi, die 1527 im Zug der Reformationswirren zerstört wurde. Das heutige Instrument hat neun Register auf Rückpositiv (FGAB–g2a2: Gedackt 8′, Principal 4′) und Manualwerk (CDEFGAB–g2a2: Praestant 8′, Coppel 8′, Octave 4′, Waldflöte 2′, Mixtur IV, Sesquialtera II, Regal 8′). Das Pedal (CDEFGAB–c1) ist an das Manualwerk angehängt. Ausgestattet ist das Instrument mit einem Tremulanten sowie den Effektregistern Vogelgesang, Zimbelglöcklein sowie mit einer Kalkantenglocke. Es ist mitteltönig gestimmt und ist insbesondere für die Darbietung von Orgelmusik der Spätgotik, der Renaissance und des Frühbarocks angelegt. Die bemalten Flügeltüren waren 1995 fertiggestellt.[2]
Hauptorgel
Auf der steinernen Westempore befand sich eine barocke Orgel, die 1783 von Jacques Besançon erbaut wurde. Das Instrument überstand das Erdbeben von 1855 und wurde 1943 totalsaniert.[3] Letzteres kam einem Neubau gleich; die Orgel verfügte zu diesem Zeitpunkt über 55 Register, die sich auf drei Manuale und Pedal verteilten. Nach einer Erweiterung 1956 wurde das Werk im Jahr 2011 ersetzt.
Die heutige Hauptorgel wurde von der Orgelbaufirma Metzler 2011 fertiggestellt. Eine Besonderheit ist das 4. Manualwerk, ein winddynamisches Werk. Die Orgel hat insgesamt 51 Register, davon ein extendiertes Register und eine Transmission, auf vier Manualwerken und Pedal.[4]
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- Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
Chororgel
Im Jahr 2003 schuf Peter Kraul in Zusammenarbeit mit der Berner Hochschule für Künste eine experimentelle Chororgel, die über fünf Register verfügt (Principal 8′, Gedackt 8′, Flöte 4′, Quinte 2 2⁄3′, Terz 1 3⁄5′, Windharfe).[5]
Glocken
Im Glockenstuhl des Turms hängen heute fünf Glocken. Sie wurden von der Giesserei H. Rüetschi (Aarau) gegossen, drei im Jahr 1882, eine 1947 und die letzte 1955. Sie haben die Schlagtöne h0 – cis1 – dis1 – fis1 – gis1.[6]
Literatur
- Eduard Lanz, Hans Berchtold: 500 Jahre Bieler Stadtkirche. Verlag Heimatkundekommission, Biel 1963.
- Die Chorfenster der Stadtkirche Biel. Katalog zur Ausstellung vom 15. August – 12. September 1971. Druck: Buchdruckerei Gassmann, Biel.
- Ingrid Ehrensperger-Katz: Reformierte Stadtkirche Biel (= Schweizerische Kunstführer. Serie 30, Nr. 291). Gesellschaft für Schweiz. Kunstgeschichte GSK. Bern 1981, ISBN 3-85782-291-0.
- Ingrid Ehrensperger-Katz, Margrit Wick-Werder: Biel Bienne, Altstadt und neue Quartiere ohne die eingemeindeten Dörfer Bözingen, Madretsch, Mett und Vingelz (= Schweizerische Kunstführer. Serie 71, Nr. 705/706). Gesellschaft für Schweiz. Kunstgeschichte GSK. Bern 2002, ISBN 3-85782-705-X.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Vgl. den Überblick auf altstadt-biel.ch
- Informationen zur Hochwand-Orgel (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 7 kB)
- Vgl. den Überblick (Memento des Originals vom 21. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf altstadt-biel.ch
- Informationen zur Orgel (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 50 kB)
- Chororgel der Bieler Stadtkirche, gesehen 25. Oktober 2013.
- Zu den Glocken auf youtube.com