St. Zeno (Ladir)
Die Katholische Pfarrkirche St. Zeno steht östlich ausserhalb des Dorfes Ladir in der Surselva im schweizerischen Kanton Graubünden. Sie ist dem heiligen Zenon von Verona geweiht.
Geschichte
In einem karolingischen Urbar aus dem Jahr 831 erscheint die Kirche von Ladir als Besitz des Klosters Pfäfers. In einer Urkunde aus dem Jahr 991 wird das Patrozinium von St. Zeno genannt. Von diesem frühmittelalterlichen Bau haben sich keine Teile mehr erhalten, aus romanischer Zeit stammen die unteren Geschosse des Turmes. In einem Visitationsprotokoll von 1643 wird die Kirche als enger Bau mit gewölbtem Chor und Holzdecke beschrieben. Der Chorbogen war mit Bildern der Evangelisten und Kirchenväter bemalt.
Um 1710 erfolgte ein Neubau. Der Turm und die Anbauten im Westen stammen aus dem Jahr 1901, Architekt war August Hardegger. Am 22. November 1901 wurden drei Glocken der Giesserei Rüetschi von Bonaduz mit Pferden nach Ilanz transportiert. Alle Männer von Ladir und einige aus dem Nachbardorf Ruschein halfen mit, die Glocken den Berg hinauf nach Ladir zu transportieren; die Strasse war noch nicht gebaut. Bis 1972 waren die Zifferblätter am Turm nur aufgemalt, dann wurde auf der Dorfseite eine Uhr eingebaut. Seit 1964 steht die Kirche unter Bundesschutz.
Beschreibung und Ausstattung
Das geostete Gebäude besteht aus einem einschiffigen Langhaus mit Tonnengewölbe und eingezogenem Chor mit Kreuzgewölbe. Die barocken Malereien im Chor und am Chorbogen von Johannes Sepp wurden 1961 aufgedeckt.
Der barocke Hochaltar dürfte um 1710 entstanden sein. Der Mittelteil mit dem Bildnis des Patrons St. Zeno mit Angelrute und Fisch wird durch zwei goldschimmernde gewundene Säulen eingerahmt. 1760 wurde er renoviert und durch Seitenaufbauten erweitert.
Die beiden Flügel eines spätgotischen geschnitzten Altars aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stehen heute im Landesmuseum Zürich. Der geschnitzte Schrank des Taufbeckens stammt aus der Zeit um 1700, die Kanzel um 1680.
Orgel
Die Orgel mit 12 Registern auf zwei Manualen und Pedal wurde 1945 als Occasionsinstrument von Oberbuchsiten durch die Firma Orgelbau Goll eingebaut. Der Gehäuseunterbau wurde vom Vorgängerinstrument übernommen, das aus dem 19. Jahrhundert stammte und dem Orgelbauer Sylvester Walpen (1767–1837) zugeschrieben wird.[1]
Sage
Nach der Sage soll der heilige Zeno in Ladir gelebt und in der Umgebung gepredigt haben. Der Teufel war neidisch auf den Erfolg des Heiligen und wollte den eben begonnenen Bau der Kirche verhindern. Er holte einen grossen Stein aus dem Rhein, trug ihn den Wald hinauf und wollte mit ihm die Kirche zertrümmern. Unterwegs ruhte er sich aus und legte den Stein zu Boden. Wie er nun rastete, kam der heilige Zeno den Wald herab, um in der Ebene zu predigen. Als er den Teufel erblickte, kniete er auf diesem Stein nieder und betete. Dadurch nahm er dem Teufel die Macht, den Stein wieder zu heben und zwang ihn durch sein Gebet, die Gegend zu verlassen.[2]
Der Stein des Heiligen Zeno (Crap da Sogn Sein) liegt oberhalb von Schluein am Rande der alten Strasse, die Ladir mit Schluein verbindet. Die zwei Vertiefungen auf der Oberseite sehen so aus, wie wenn ein Mensch auf dem Stein gekniet hätte. Auch heute noch legen Vorübergehende hin und wieder einen kleinen Tannenzweig in die Vertiefungen.
Literatur
- Erwin Poeschel: Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Band IV, Birkhäuser Verlag, Basel 1942, S. 78
- Ludmila Seifert, Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden: Scheidegger & Spiess, Zürich 2008; S. 188
Weblinks
- Katholische Pfarrkirche St. Zeno (Foto) auf baukultur.gr.ch
Einzelnachweise
- Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein: Kath. Kirche St. Zeno Ladir GR
- Dietrich Jecklin: Volksthümliches aus Graubünden. Zürich 1874 (Nachdruck Zürich 1986), S. 3