St. Margarethen (Kahla)
Die Stadtkirche St. Margarethen steht in Kahla im Saale-Holzland-Kreis in Thüringen.
Lage
Die stadtbildprägende Stadtkirche befindet sich mitten in der Stadt, westlich des Saalebogens, der auch bei der Führung der Bahntrasse und den Straßen entsprechend berücksichtigt worden ist. Die Friedhofskapelle befindet sich auf dem Friedhof am westlichen Stadtrand an der Bibraer Straße.
Geschichte
Die Stadtkirche steht auf den Mauern eines Verteidigungkomplexes einer Burg, der auf einem 700 Metern langen Plateau 25 Meter über dem Saalespiegel lag. 1225 nannte man einen Pfarrer aus Kahla urkundlich. Nach dem Stadtbrand 1410 wurde die Kirche auf den Ruinen u. a. Teilen aufgebaut. 1791–1793 erhielt die Stadtkirche ihr jetziges Aussehen. 1906 wurde nur noch der Zugang zum Chor geändert. Kriegsschäden entstanden 1945, die erst 1953–1955 ausgebessert werden konnten. Die dritte Empore wurde auch entfernt. Seit 1992 hat die Kirche eine neue Heizung.
Innenausstattung
- Ein Taufstein aus dem 12. Jahrhundert
- 1554 wurde die Kanzel bemalt
- 1615 Ersatz der alten Kanzel durch eine Barockkanzel. Die Vorgängerkanzel kam in die Friedhofskapelle
- Die Orgel befindet sich auf der Westempore. Sie wurde 1796 eingebaut und 1945 mit beschädigt. 1954/55 sowie 1966 erfolgte der Neueinbau.
Kirchensanierung seit 2002
Im Jahr 2002 gründete Kantor Hans-Georg Fischer[1] (1934–2021)[2] den Kirchbauverein Kahla. 2019 konnte die Außensanierung der Kirche abgeschlossen werden. Zu deren Kosten von mehr als 1,4 Millionen Euro steuerte der Förderverein 106.250 Euro sowie für die laufende Innensanierung 110.000 Euro bei.[2][3]
Orgeln
1796 schuf Johann Andreas Schulze aus Milbitz auf der oberen Westempore die bisherige Orgel. Sie wurde im 2. Weltkrieg beschädigt, 1955 führte Hermann Lahmann aus Leipzig einen Um- und Wiederaufbau durch. Ein weiterer Umbau erfolgte 1965 von der Firma Sauer (Frankfurt/O.): Es entstanden 29 Stimmen auf zwei Manualen und Pedal mit mechanischer Spieltraktur und pneumatisch angesteuerten Registern.[4]
Der Komponist und Kantor Johann Walter – in Kahla geboren, getauft und aufgewachsen – hatte Anteil an der von Martin Luther eingeleiteten Reform der Deutschen Messe und vertonte dessen deutsche Liedtexte. Er hat die Entwicklung der evangelischen Kirchenmusik mit seiner Herausgabe des ersten evangelischen Gesangbuches und der Schaffung des Kantoreiwesens maßgeblich mitbestimmt und gilt daher als Urkantor der evangelischen Kirche.
Deshalb soll in Johann Walters Heimatstadt Kahla seiner kirchenmusikalischen Bedeutung mit dem Bau einer neuen, ihm gewidmeten Orgel ein Denkmal gesetzt werden. Das Konzept umfasst zwei Orgeln: eine Hauptorgel auf der oberen Westempore und einer Chororgel (Positiv) mit doppeltem Stimmungssystem. Beide Instrumente sollen separat oder einander ergänzend gespielt werden. Im ersten Bauabschnitt wird das Chorpositiv gefertigt, die Hauptorgel folgt in einer späteren Ausbaustufe.
Chororgel (2021)
Die Chororgel, das sog. Johann-Walter-Positiv, wurde bereits fertig gestellt. Das Instrument hat 10 Register auf einem Manualwerk und Pedal. Der in das Gehäuse integrierte Spieltisch hat zwei Manuale. Vom zweiten Manual aus soll die später zu errichtende Hauptorgel auf der Empore angespielt werden können. Die Register des Positivs stehen auf Schleifwindladen. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch.[5]
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- Koppeln:
- Koppeln im Positiv: I/P (mechanisch), Basskoppel P/I (elektrisch)
- Koppeln der Hauptorgel (elektrisch): HW/I, HW/II, SW/II, Pedalkoppel
- Anmerkungen:
- Im Prospekt.
- 6 Schalenglocken.
Johann-Walter-Hauptorgel
Auf der Westempore soll eine Hauptorgel mit 23 Registern auf zwei Manualwerken und Pedal entstehen. Das Instrument soll in zwei Gehäusen untergebracht werden, die das Mittelfenster flankieren. Es wird einen dreimanualigen Hauptspieltisch haben, von dessen 1. Manual das Positiv im Chor angespielt werden kann. Gebaut werden soll das Instrument von der Orgelbaufirma Späth (Freiburg)
Geläut
Im Kirchturm sind vier denkmalgeschützte Bronze-Kirchenglocken aus der Epoche der Gotik und der Frührenaissance zuhause. Das Vierergeläut ist von besonderem kunsthistorischem Wert aufgrund der Verwendung verschiedener mittelalterlicher Schriftformen, des sorgfältig gearbeiteten Glockenschmucks und seines besonderen Klangs.
Es ist eine Besonderheit, dass das Geläut durch die Jahrhunderte in seinem ursprünglichen Bestand erhalten geblieben ist und dass es in dieser Kirche, als vielerorts die Glocken als Metallspende des deutschen Volkes abgegeben werden mussten, unversehrt blieb – in Mitteldeutschland ist nur noch in Niedergräfenhain bei Rochlitz (Sachsen) ein Vierergeläut aus der Zeit vor der Reformation erhalten.[6]
Nr. | Name | Gussjahr | Gießer | Durchmesser (mm) | Masse (kg) | Nominal (16tel) | Inschrift, Anmerkungen |
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1 | Concordia | 1509 | Heinrich Ciegeler, Erfurt | 1480 | 1.920 | d1 | Inschrift: ANNO D(OMI)NI XVc IX JAR (= Im Jahr des Herrn 1509) / CONCORDIA HEIS ICH / HEINRICH CIEGELER G(OS) M(ICH). Diese Glocke begleitet täglich weithin hörbar das Leben in Kahla mit dem Stundenschlag.[7] |
2 | Maria Sonntagsglocke | 1516 | Heinrich Ciegeler, Erfurt | 1370 | 1.500 | e1 | Inschrift: Anno d(omi)ni xvc xvi / Consolor viva flere mortua pelle noci(va) (= Ich tröste, was lebt, beweine, was gestorben, vertreibe, was schädlich) / h(einrich) c(iegeler). Die Glocke ist in Kahla täglich zum Mittags- und Abendläuten zu hören.[8] |
3 | Benigna | 1470 | 880 | 440 | h1 | Ihre Gestaltungsmerkmale weisen auf den „Erfurter Unbekannten“ als Gießer hin. Aus Urkunden anderer Orte wurde der Name des „Erfurter Unbekannten“ als Hans Sinderam bekannt. Glocken von ihm sind auch in Gumperda, Reinstädt, Engerda und Großkochberg nachgewiesen. Glocken-Inschrift: Anno d(omi)ni m cccc lxx / do laudu(m) sig(na) / m(ihi) nomen dulce benigna / a(t)q(ue) deo dig(n)a voco cantica pello maligna / feria quinta post d(ominicam) V (übersetzt: Im Jahr des Herrn 1470 / Ich gebe die Zeichen für Lob(lieder) / ich trage den süßen Namen Benigna / und ich rufe zu Gott würdigen Gesängen ich vertreibe das Schädliche / Am Freitag nach dem Sonntag (Estomihi?)). Das Datum für den Glockenguss könnte der Freitag nach dem Sonntag Estomihi gewesen sein, also der 16. März 1470.[9] | |
4 | Rex Gloriae Taufglocke | 1415 | 700 | 220 | dis2 | O REX GLORIE VENI CUM PACE (O KÖNIG DER EHREN KOMME MIT FRIEDEN)[10] |
Die Friedhofskapelle
Sie wurde im Laufe der Zeit mehrmals verlegt und zwar folgte sie den Neuanlagen von Gottesackern. Schließlich erreichte sie 1892 den Friedhof an der Landstraße nach Bibra und der Gottesacker wurde dort 1892 eingeweiht. Die Friedhofskapelle wurde aber erst 1895 eingeweiht. Im Mittelpunkt stand nun die Trauerhalle. Außerdem sind dort Räume für das Personal eingerichtet worden. Nunmehr steht die Friedhofskapelle in dem terrassenartig gestaffelten Friedhof.[11]
Literatur
- Wilhelm Schaffer: Die Kirche »St. Margarethen« in Kahla. Seite 19 in: Kirchen der Region Saale-Holzland-Kreis. Herausgeber: Landratsamt Saale-Holzland-Kreis, Schulverwaltungs- und Kulturamt, 38 Seiten, Format A4, Eisenberg/Jena 2012, ohne ISBN
- Helmut Weinhold: Wanderungen im Kirchenkreis Kahla. 111 Seiten, 2. Auflage, Berlin 1989, ISBN 978-3-374-00541-3
Weblinks
- Informationen zur Kirche auf der Website des Kirchenkreises Eisenberg. Abgerufen am 7. April 2021.
- Informationen zur Orgel. In: orgbase.nl. Abgerufen am 7. April 2021 (deutsch, niederländisch).
- Projekt Orgelneubau: Johann-Walter-Orgel. Abgerufen am 7. April 2021.
- Wilhelm Schaffer: Die Kirche St. Margarethen in Kahla. In: Kirchen der Region Saale-Holzland-Kreis. Landratsamt Saale-Holzland-Kreis, 2012, abgerufen am 13. April 2021.
Einzelnachweise
- Hans-Georg Fischer aus Kahla und Frank Zipfel aus Altendorf für Engagement im Ehrenamt geehrt. In: Ostthüringer Zeitung. 15. November 2013, abgerufen am 2. Juni 2021.
- Katja Dörn: Kahla trauert um langjährigen Kantor. In: Ostthüringer Zeitung. 1. Juni 2021, abgerufen am 11. Juni 2021.
- Maren Hellwig: 70 Jahre Johann-Walter-Kantorei Kahla. In: meinanzeiger.de. 29. Juni 2019, abgerufen am 2. Juni 2021.
- Kahla, St. Margarethen. Freiburger Orgelbau Hartwig und Tilmann Späth, abgerufen am 2. Juni 2021.
- Informationen zur neuen Chororgel
- Die historischen Glocken. Evangelischer Kirchenkreis Eisenberg, abgerufen am 2. Juni 2021.
- Die historischen Glocken: Concordia (1509). Evangelischer Kirchenkreis Eisenberg, abgerufen am 2. Juni 2021.
- Die historischen Glocken: Maria (1516). Evangelischer Kirchenkreis Eisenberg, abgerufen am 2. Juni 2021.
- Die historischen Glocken: Benigna (1470). Evangelischer Kirchenkreis Eisenberg, abgerufen am 2. Juni 2021.
- Die historischen Glocken: Rex Gloriae (1415). Evangelischer Kirchenkreis Eisenberg, abgerufen am 2. Juni 2021.
- Friedhofskapelle Kahla. Evangelischer Kirchenkreis Eisenberg, abgerufen am 7. April 2021.