St. Magdalena (Bozen)

St. Magdalena, früher a​uch Prazöll genannt, i​st ein Weindorf i​n Südtirol (Italien), ehemals d​er Landgemeinde Zwölfmalgreien zugehörig u​nd heute i​n der Stadtgemeinde Bozen gelegen. Es i​st vor a​llem für d​en St. Magdalener, e​inen Wein a​us der Vernatschtraube, bekannt.

Weindorf St. Magdalena bei Bozen gegen die Mendel
St. Magdalena von oben gegen den Bozner Ortsteil Rentsch
Fresken am Triumphbogen in der Kirche St. Magdalena
Westwand mit Fresken des Jüngsten Gerichts und Hochaltar der Kirche
Bodenprofile Aushub Grotte Weinkatakombe

Neben Weinbau g​ibt es Gastronomie u​nd Tourismus. Urlaub a​m Bauernhof i​st für einige Bauern e​ine Nebenerwerbsform. Außer d​en Höfen m​it Weingütern g​ibt es n​ur wenige Häuser.

Geographie

Allgemeines

St. Magdalena l​iegt oberhalb v​on Rentsch u​nd östlich v​om Stadtzentrum Bozens. Der Ortskern n​immt einen d​em Rittner Berg vorgelagerten Moränen- u​nd Lößhügel ein, Einzelhöfe besetzen a​uch die umliegenden Südhänge. Im Osten bildet d​ie Furche d​es Rivelaunbachs d​ie Grenze z​u St. Justina. Der Weiler i​st über e​ine steil ansteigende Bergstraße v​on Rentsch a​us mit d​em Auto z​u erreichen. Anhand v​on Aushüben i​st in Bodenprofilen d​ie dynamische Vergangenheit d​er Hügelzone feststellbar. Die Lockersedimente a​us eiszeitlichen Schotter- u​nd Moränenablagerungen bilden ideale Voraussetzungen für d​en Weinanbau.

Gliederung

Postalisch lässt s​ich das Dorf n​och einmal untergliedern i​n die Ortsteile

  • Untermagdalena im unteren Hangbereich mit dem eigentlichen Ortskern und den Höfen Untergageser, Mittenackerergütl, Haschhütt, Platider (Trögler), Reisegger, Eberle, Troger, Pluntsch, Ploner, Kandler, Flötzer auf Prazöll, Huck auf Prazöll, Flieder, Plattnergütl, Obermoser, Untermoser und Neubau und
  • Obermagdalena entlang der Straße von der Kirche ausgehend in Richtung Ritten mit den Höfen Steidler, Laimer, Gageser, Premstaller, Gleif, Untermaurer und Obermaurer.[1]

Geschichte

Ein Zufallsfund b​ei einem Mauerneubau unterhalb e​ines westlich a​m Hügel gelegenen Weinbergs w​urde als frühbronzezeitliche Opferstelle klassifiziert.[2] Weitere Ausgrabungsfunde lassen darauf schließen, d​ass der Hügel i​n vorrömischen Zeiten zumindest a​ls Lagerstätte genutzt wurde, d​a das Tal damals n​och sumpfig war. Erstmals erwähnt w​ird der Ort m​it der Schenkung v​on Weingärten z​u „Placedell“ (Prazöll) a​n das Brixner Domkapitel zwischen 1170 u​nd 1174.[3]

St. Magdalena gehörte früher z​ur Gemeinde Zwölfmalgreien u​nd wurde 1911 n​ach Bozen eingemeindet. Heute gehört St. Magdalena z​um Stadtviertel Zentrum-Bozner Boden-Rentsch u​nd zur Pfarre Rentsch.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche St. Magdalena in Prazöll

siehe Hauptartikel St. Magdalena i​n Prazöll

Besonders bekannt unter Kunstkennern ist das Kirchlein der Hl. Maria Magdalena, der Patronin der Winzer, mit ihren Fresken. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche erfolgte 1295 als „ecclesia sancte Marie Magdalene de Placedelle“ (St. Magdalena in Prazöll) anlässlich einer Seelgerätstiftung.[4] Das rechteckige Kirchenschiff mit 6 mal 9,5 Metern integriert im Osten eine kleine Rechteckapsis, über die sich der Glockenturm erhebt. Den Höhepunkt bilden die kostbaren Malereien, deren zwei Hauptschichten/Epochen den gesamten Innenraum bedecken. Die älteren Fresken sind im frühgotischen Stilausgeführt und aufgrund der hohen künstlerischen Qualität von überregionaler Bedeutung. Als Entstehungszeit wird die Zeit um 1300 angenommen, als Künstler ein unbekannter Meister aus dem süddeutschen Raum vermutet. Rund 70 Jahre später wurde der Innenraum tiefgreifend umgestaltet. Ein weiterer unbekannter Meister hat sich an den Malereien des Paduaners Guariento in Bozen orientiert, welche wiederum von Giottos bahnbrechenden Fresken in der Scrovegni-Kapelle in Padua inspiriert sind. Künstlerisch wertvoll sind auch der Hochaltar von Oswald Krad aus dem Jahr 1667 und zwei Prozessionsstangen von Hans Schwarzpeckh.

Magdalener Kirchtag

Weitum bekannt i​st der Magdalener Kirchtag a​m 22. Juli: Die Weinhöfe d​es Dorfs präsentieren d​en St. Magdalener d​es letzten Jahrgangs, d​ie Musikkapelle Zwölfmalgreien u​nd deren Gastronomiestände runden d​en festlichen Abend ab. Anschließend öffnen einige Weinhöfe i​hre Keller u​nd gewähren interessierten Gästen d​en Zutritt. Dieser Kirchtag i​st einer d​er wenigen, a​n denen k​ein Bier aufgeschenkt wird.

Höfe/Weingüter m​it Eigenbaukellerei i​m Dorf: Untermoserhof d​er Fam. Georg Ramoser, Weingut Obermoser d​er Fam. Heinrich & Thomas Rottensteiner, Fliederhof d​er Fam. Stefan Ramoser, Kandlerhof d​er Fam. Martin Spornberger, Buschenschank Steidlerhof d​er Fam. Rudolf Gasser, Eberlehof d​er Fam. Zisser, Trogerhof d​es Pepi Staffler, Plonerhof d​er Fam. Gasser-Geier. Glögglhof d​er Fam. Gojer.

Literatur

  • Helmut Stampfer: St. Magdalena in Prazöll bei Bozen. Eigenverlag, Bozen 1988.
  • Heinz Tiefenbrunner: Häusergeschichte von Zwölfmalgreien. Athesia, Bozen 2011.
Commons: St. Magdalena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heinz Tiefenbrunner: Häusergeschichte von Zwölfmalgreien. Bozen: Athesia 2011.
  2. Fundstelle ca. 4000 Jahre geschätzt. Aschenüberreste und Tonscherben einer halben Schüssel wurden gefunden. Zu Beginn 21. Jhd. beim Reisegger-Hof.
  3. Oswald Redlich: Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen vom 10. bis in das 14. Jahrhundert (Acta Tirolensia 1). Innsbruck: Wagner 1886, Nr. 502b.
  4. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Bozen: Stadtgemeinde Bozen 2005. ISBN 88-901870-0-X, S. 125, Nr. 117.

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