St. Lambert (Bechtheim)
Die katholische St. Lambertus Basilika ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Bechtheim.[1]
Geschichte
Die Lambert von Lüttich geweihte Kirche gehörte ursprünglich dem Bistum Lüttich, das den Chorherren zu Lüttich das Recht verlieh, die Pfarrei in Bechtheim zu besetzen. Bis in die Zeit der Reformation wurden die Pfarrer von Lüttich gestellt.
Die Größe der Basilika lässt den Schluss zu, dass sie als Wallfahrtskirche genutzt wurde. Der Ort liegt an einem ehemaligen Pilgerpfad, der von Speyer und Worms in Richtung Bingen verlief.
Die in der Art der Wormser Schule errichtete Bau hat die Andreaskirche in Worms zum Vorbild. Der Gründungsbau aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts war eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit fünf Arkaden und flacher Decke. Zum quadratischen Chor im Osten führen vom Langhaus sechs Stufen empor.
Während der zweiten Bauperiode um die Mitte des 12. Jahrhunderts wurde an das alte Chorquadrat ein neues angesetzt, dessen Orientierung von der des Hauptschiffes abweicht. Die Seiten des alten Chores wurden mit je zwei Arkaden durchbrochen; so wurde der frühere Apsisbogen zum Triumphbogen. Im gleichen Bauabschnitt wurde die Turmvorhalle eingewölbt, die Langhauswände höher gemauert, die Seitenschiffe etwas vorgezogen und neue Fenster geschaffen. Die Außenwände des Langhauses und des Chores wurden um 1200 mit Bogenfriesen und Lisenen und neu gestaltet. 1979 wurde von der Windesheimer Orgelbauwerkstatt Oberlinger im Langhaus eine mechanische Schwalbennestorgel eingebaut. Die Orgel ist hinterspielig und fügt sich mit ihrer geringen Tiefenausdehnung sehr harmonisch in den romanischen Bau ein.
Turm
Der im Westen vorgesetzte quadratische Turm wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut und 1570 teilweise erneuert.
Stollenkrypta
In der so genannten Stollenkrypta, einem gewölbten Gang unterhalb des Altarraumes, sind Reste gotischer Wandmalereien zu sehen. Der Gang war wohl ursprünglich ein Prozessionsgang. Auf der Bühne des Ganges stand wahrscheinlich einst ein Reliquienschrein.
Friedhof
Ursprünglich stand die Kirche auf einem befestigten Friedhof und bildete mit diesem eine Kirchenburg. Fragmente der Befestigung sind noch vorhanden ebenso wie barocke Grabsteine.[2]
Simultankirche
Ab etwa 1700 war die Basilika Simultankirche für die evangelischen wie katholischen Gläubigen. Ein großes Eisengitter trennte den lutherischen vom katholischen Kirchenteil ab, die Katholiken feierten ihren Gottesdienst im Hochchor.
Trivia
An der benachbarten Bundesautobahn 61 weisen Touristische Hinweisschilder auf die „Basilika Bechtheim“ hin.
Literatur
- Hans Huth: Die romanische Basilika zu Bechtheim bei Worms. In: Der Wormsgau 4, 1959/60, S. 9–97.
- Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz/Saarland. Deutscher Kunstverlag, München 1972, S. 80 f.
- Reclams Kunstführer Deutschland III, Rheinlande Westfalen, 1975, ISBN 3-15-008402-4, S. 53.
- Johannes Sommer: Bechtheim – St. Lambertus. Königstein i. Ts. 1980, ISBN 978-3-7845-0202-1.
- Ulrike und Joachim Glatz: Basilika St. Lambertus Bechtheim. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2019, ISBN 978-3-95976-224-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreis Alzey-Worms. (Memento vom 19. Oktober 2020 im Internet Archive)Mainz 2018, S. 20 (PDF; 458 kB).
- Reclams Kunstführer, Deutschland III, 1975, ISBN 3-15-008401-6, S. 53.