St. Johannis (Arbergen)
Die Kirche St. Johannis wurde benannt nach Johannes dem Täufer und steht in Bremen-Arbergen, Arberger Heerstraße 69. Sie ist eine der ältesten Dorfkirchen im Bremer Umland.
Geschichte
Arbergen wurde urkundlich erstmals 1230 erwähnt. Die Innenwand des Turmes der heute evangelisch-lutherischen Dorfkirche St. Johannis entstand um 1000, die Außenwand um 1100 zur Zeit der Romanik. Das 1719 neu erbaute Kirchenschiff der Saalkirche mit vier Jochen wird durch ein Satteldach überdeckt. Der romanische Westturm hat ein Zeltdach. Das Gebäude befand sich Anfang des 18. Jahrhunderts in einem sehr schlechten Zustand. Eine Renovierung scheiterte, da das das Herzogtum Bremen beherrschende Königreich Schweden durch seine Schwierigkeiten beim verlustreichen Nordischen Krieg keine finanziellen Hilfen gewährte. Erst als das Herzogtum Bremen an Chur-Hannover fiel bahnte sich ab 1718/19 ein Wandel an und konnte eine finanzielle Unterstützung erreicht werden.
Pastor Daniel Gerhard Heisius, Pastor in Arbergen von 1705 bis 1747, betrieb – anders als seine an führenden Männern der landwirtschaftlichen Dorfhierarchie gescheiterten Vorgänger Johannes Heseler und Augustin Holstein – erfolgreich einen Neubau für das Kirchenschiff statt einer Erweiterung. Unterstützt wurde er durch den schwedisch/hannoverischen Generalleutnant Balthasar von Klinkowström, der im nahen Uphusen residierte. Anfang 1719 wurden die Kosten für einen Neubau veranschlagt. Nachdem das Konsistorium in Hannover schließlich zustimmte, wurde im April 1719 das alte Kirchenschiff abgerissen und von Mai bis zum November 1719 das neue Kirchenschiff in einer Rekordzeit von 30 Wochen für 2194 Reichstaler errichtet. Durch den Neubau nach Plänen von Georg Vick erhielt die Kirche viele Stilelemente aus der Zeit des Barocks und des Rokokos.
Im 18. Jahrhundert war Johann Georg Olbers (1716–1772), der Vater des Arztes und Astronomen Wilhelm Olbers, von 1747 bis 1760 Pastor an der Kirche.
Die heute bremischen Gemeinde Hastedt gehörte früher zum Sprengel Arbergen; Hemelingen war bis 1890 beim Sprengel Arbergen.
Glocken
Nachdem die einzige infrage kommende Glocke der St.-Johannis-Kirche im Jahr 1917 beschlagnahmt und eingeschmolzen worden war, lieferte die Glockengießerei Otto Hemelingen auf Antrag des aus „Deutschen Christen“ bestehenden Arberger Kirchenvorstandes 1936 eine neue Glocke mit Christuskreuz, Eisernem Kreuz und Hakenkreuz. Diese Glocke wurde im Zweiten Weltkrieg wieder eingeschmolzen. Heute verfügt die Gemeinde über drei Glocken, deren älteste nach wie vor aus dem 13. Jahrhundert stammt. Zwei OTTO-Glocken aus dem Jahr 1956, gestimmt auf es’ und as’, Durchmesser 1305 mm und 977 mm sowie die historische Glocke unbekannter Herkunft mit dem Schlagton ges″.[1][2]
Friedhof
Der kleine (~2 ha) Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde, Arberger Heerstraße 77, wird genutzt.
Denkmalschutz
1973 wurde die Kirche in Arbergen unter Denkmalschutz gestellt.[3]
Kirchgemeinde
Die Evangelische Kirchengemeinde St. Johannis Arbergen unterhält einen Halbtags-Kindergarten, eine Bastel- und Handarbeitsgruppe, eine Singschule, zwei Chöre, die Pfadfinder des Stammes Heinrich von Zütphen, einen Literaturkreis, einen Gesprächskreis u. a.
Literatur
- Friedhelm Blüthner: Der Bauer und der Pastor. Versuch einer Landwirtschafts- und Kirchengeschichte vom Mittelalter bis zur Industrialisierung am Beispiel des Arberger Kirchspiels. Bremen 2003.
- Friedhelm Blüthner: Das Arberger Kirchspiel im „Dritten Reich“. Versuch einer historisch-kritischen Untersuchung. Bremen 2009.
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
- Rudolf Stein: Dorfkirchen und Bauernhäuser im Bremer Lande, Bremen 1967.
- Georg Dehio (Hrsg.): Bremen/Niedersachsen, Deutscher Kunstverlag, 1977.
- Wilhelm Berner: Daniel Gerhard Heisius und Der Kirchenneubau. In: Bremisches Jahrbuch, Bd. 52, S. 113 ff und S. 118 ff, Schünemann Verlag, Bremen 1972.
Weblinks
Einzelnachweise
- Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, insbesondere Seiten 535, 554.
- Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, insbesondere S. 495, 509, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
- Denkmaldatenbank des LfD Bremen