St. Jürgen (Grube)
Die Kirche St. Jürgen ist ein backsteingotischer Kirchenbau im Kirchspieldorf Grube im Kreis Ostholstein.
Geschichte
Die Kirche wurde erstmals in einer Urkunde von 1232 erwähnt. Darin wird ein Priester „Johannes de Grobe“ als Zeuge der Bestätigung des Klosters Preetz durch den Lübecker Bischof Johannes genannt. Der Sage nach wurde die Kirche von König Waldemar II. von Dänemark gestiftet. Der König als Landesherr hatte das Kirchenpatronat bis 1864 inne. Vor der Reformation war die Kirche dem heiligen Georg geweiht, der niederdeutsch auch Jürgen genannt wird.
Die ältesten Baubestandteile entstammen dem frühen 13. Jahrhundert, der Großteil des heutigen Gebäudes wurde jedoch um 1460 neu errichtet. Die Saalkirche, deren gotisches Kirchenschiff mit flacher Holzbalkendecke gedeckt ist, verfügt über keinen Chor. In der östlichen Abschlusswand befinden sich jedoch die drei typischen Fenstern, allerdings, wie auch die anderen Fenster des Kirchengebäudes von ungewöhnlicher Form. Sie sind sehr groß und oben nur wenig spitz, eher gerundet. Zu erwähnen sind weiter die ungewöhnlichen Rundfenster an der Nord- und Südseite.
Der Kirchturm wirkt von der Proportion her für eine Landkirche passend, war aber bis zum Einsturz 1718 wesentlich höher. So drängt sich ein Vergleich mit der Dorfkirche Hohenkirchen auf der gegenüber liegenden, mecklenburgischen Seite der Lübecker Bucht auf, die früher auch als Seezeichen diente; Grube selbst hatte früher einen Hafen am Gruber See, der schiffbar war und über den Oldenburger Graben mit der Ostsee verbunden war. Der Dachreiter ist barocken Ursprungs.
Die Kirche, die alten Grabmale auf dem Kirchhof, der Kirchhof selbst samt Einfriedung aus Feldstein und der umgebende Baumkranz aus Linden stehen unter Denkmalschutz.
Ausstattung
Das geschnitzte, dreiflüglige Retabel des Altars der Kirche wurde im späten 15. Jahrhundert vermutlich in einer Lübecker Werkstatt gefertigt und stellt die Passionsgeschichte dar. Die Tafelmalereien auf den Außenseiten zeigen Szenen aus dem Leben der Heiligen Gertrud, Maria, Jürgen und Katharina und gelten für Schleswig-Holstein als herausragend. Die steinerne Taufe mit darüber hängendem Taufengel (von 1768) ist ein Werk des Barock und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die Kirche verfügt über zwei Patronatslogen, eine Gutsloge mittig an der Nordseite, die andere im Altarbereich an der Südseite ist der Herrenstuhl des Amtmannes von Cismar aus dem Jahre 1657 und ist nur über die im Süden vorgebaute Sakristei der Kirche zu erreichen. Die Orgel wurde im 1859 von dem Orgelbauer Marcussen aus Apenrade gebaut und befindet sich auf der hufeisenförmigen Empore an der Westseite. Sie verfügt über 2 Manuale und 16 Register. Der barocken Kanzel von 1760 gegenüber befindet sich ein Pastorenbild.
An der Kirche wirkte im 16. Jahrhundert Johannes Stricker als Prediger. Das für seinen Bruder und Amtsvorgänger Jeremias Stricker 1569 erbaute ehemalige Pfarrhaus wurde in das Schleswig-Holsteinische Freilichtmuseum in Molfsee transferiert, wo es das älteste Haus ist.
Literatur
- Werner Neugebauer: Schönes Holstein, Lübeck 1957, S. 192
- Hartwig Beseler: Die Kunstdenkmäler des Landes Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 1974, S. 503–505
Weblinks
- Gruber St. Jürgen-Kirche auf der Homepage der Kirchengemeinde
- St. Jürgen-Kirche auf der Homepage der Ortsgemeinde