St. Elisabeth (Georgenthal)

Die Kirche St. Elisabeth i​st die Pfarrkirche i​n der thüringischen Gemeinde Georgenthal i​m Landkreis Gotha.

St. Elisabeth

Geschichte

1235 b​is 1257 w​urde die Kirche u​nter der Leitung d​es Klosterbaumeisters Wigandus errichtet.[1] Sie g​ilt zusammen m​it der Marburger Elisabethkirche (erbaut 1235–1283) a​ls eine d​er ältesten Kirchen, d​ie der Hl. Elisabeth gewidmet sind.[1] 1235 w​ar das Jahr d​er Heiligsprechung v​on Elisabeth. 1257 w​urde die Kirche i​n einem Ablassbrief d​es Bischofs z​u Hebron i​m damaligen Palästina a​n den Abt Bartholomäus v​on Georgenthal erstmals erwähnt. Vermutlich w​urde die später mehrfach umgestaltete Kirche bereits Anfang d​es 13. Jahrhunderts errichtet. Um 1500 s​ind größere spätgotische Um- u​nd Ausbauten a​n der Kirche festzustellen.[1] In d​en Jahren 1505 b​is 1507 w​ar der Weggefährte Luthers, Georg Spalatin, a​n der Kirche a​ls Novizenlehrer tätig.[1] 1525, während d​es Deutschen Bauernkriegs w​urde ein Großteil d​er Gebäude d​es Klosters Georgenthal zerstört, d​amit auch s​eine romanische Klosterkirche, d​ien zum Steinbruch u​nd weitgehend abgetragen wurde.

Die heutige Kirche, die seinerzeit als Kapelle (Laienkirche) für die Klosterbediensteten und Bauern aus den umliegenden Klosterdörfern diente und in die Mauerumfriedung des Klosters integriert war, entging den Zerstörungen. Auch in den nachfolgenden Wirren behielt die Kirche ihr Patronat, vermutlich aufgrund der Verehrung Elisabeths, der ehemaligen Landgräfin, von Luther.[1] Die Bediensteten, Bauern und Frauen aus den Klosterdörfern hatten zur Abteikirche keinen Zugang. 1602 wurde die Kirche unter Herzog Johann fast vollständig erneuert, wobei die Kirchenmauern um etwa 3 m aufgestockt wurden, was man heute noch sieht (siehe Foto oben).[2] 1603 wurde auf Herzogs Betreiben wieder ein regelmäßiger Gottesdienst.[1] 1604 wurde die Kirche modernisiert, die Georgenthaler waren allerdings noch über 100 Jahre nach Gräfenhain eingepfarrt. Von 1640 bis 1675 diente St. Elisabeth als Residenzkirche. 1718 erhielt die Kirche mit Tobias Merbach den ersten eigenen Pfarrer, der allerdings in Ermangelung eines Pfarrhauses bis 1725 im "Schloss Georgenthal" wohnte. Das instand gesetzte Schloss war bis 1675 Sommerresidenz von Herzog Ernst dem Frommen. Er besuchte die Kirche über einen nicht mehr sichtbaren überdachten Gang durch eine heute zugemauerte Tür an Westseite der Kirche in der oberen Empore, um in die Fürstenloge zu gelangen, die heute auch nicht mehr zu sehen ist. 1719 wurde der Turm abgetragen und 1786 wieder errichtet.[2] 1786 errichtete man den 15 m hohen, geschweiften Dachreiter.[1] Weitere Erneuerungsarbeiten erfolgten in den Jahren 1891 bis 1917 unter Pfarrer Paul Baethcke.[1] 1959 liefert die Chronik weitere Umbauten und Renovierungen.[1]

Fenster

Der Einbau großer rechteckiger Fenster u​nd andere Erneuerungen erfolgte 1780.[1] Die v​on der Gastwirtsfamilie Schlenk gestifteten Fenster s​ind eine besondere Kostbarkeit. Sie wurden n​ach Entwürfen v​on Paul Baethcke, Georgenthaler Pfarrer u​nd Erforscher d​er Klosterruine, v​on Wilhelm Francke i​n Naumburg geschaffen. Die beiden Buntglasfenster i​m östlich gelegenen Altarraum beinhalten einerseits Darstellungen d​es Klosterstifters Graf Sizzo III. v​on Käfernburg u​nd den Gründungsabt Graf Eberhard v​on Berg, andererseits Martin Luther u​nd den Herzog Ernst d​er Fromme. Die Schlenks bewirtschafteten b​is 1892/93 i​n der Ortsmitte e​inen Gasthof, d​er aus d​em ehemaligen Klosterhospiz d​es Zisterzienserklosters entstanden war. Er w​ar das älteste, 1528 gegründete Gasthaus Thüringens.

Orgel

Erst 1767 w​urde die e​rste Orgel beschafft, s​ie stammte v​on der Schlosskapelle z​u Reinhardsbrunn. 1894 lieferte d​ie Orgelbauerwerkstatt Rudolf Böhm a​us Gotha e​ine neue Orgel. 1786/87 erhielt d​ie Kirche d​en charakteristischen, 15 m h​ohen Dachreiter z​ur Aufnahme d​er Kirchenglocken.

Kirchenfenster

Besondere Kostbarkeiten stellen d​ie 1902 eingebauten farbigen Schlenckschen[3][4] Fenster m​it Motiven a​us der Georgenthaler Geschichte dar, d​ie nach Entwürfen d​es Georgenthaler Pfarrers u​nd Forschers d​er Klosterruine Paul Baethcke (1850–1936) b​ei Wilhelm Francke i​n Naumburg entstanden. Die Fenster zeigen u. a. Graf Sizzo III. v​on Käfernburg, d​en Klosterstifter, d​en Gründungsabt Graf Eberhard v​on Berg, Martin Luther u​nd Herzog Ernst d​en Frommen.

Glocken

Anfang d​es 20. Jahrhunderts besaß d​ie Kirche e​in Dreiergeläut a​us Bronze, d​as der Kunsthistoriker Paul Lehfeldt w​ie folgt beschrieb:

1. 1887 von Karl Friedrich Ulrich in Apolda gegossen, „als Kaiser Wilhelm I. unter Deutschland Jubel eben sein 90. Lebensjahr vollendet hatte“.
2. 1825 von Jacob Bitorf (Bittorph) in Seligenthal, mit schlecht gegossenem, aber interessant gedachtem Fries [...] und mit figurenreichem Relief der Kreuzigung am Mantel
3. 1893 beim Trauerläuten für Herzog Ernst II. gesprungen, von Gebrüder Ulrich in Apolda umgegossen

Die Glocken wurden für d​en Ersten Weltkrieg abgegeben u​nd eingeschmolzen. Vor d​er Kirche s​teht ein hölzernes Gestühl m​it drei Eisengussglocken, d​ie 1924 a​ls deren Nachfolgerinnen i​hrer Bestimmung übergeben wurden. Ihre Stilllegung w​egen Materialverschleißes erfolgte 2004, 2008 wurden s​ie zur Erinnerung i​n diesem Gestühl aufgestellt, nachdem i​m November 2007 z​uvor die d​rei Bronzeglocken „Glaube“, „Hoffnung“ u​nd „Liebe“ i​m Kirchturm i​hren Einbau erlebten. Sie w​aren vom Gräfenhainer Künstler Gert Weber gestaltet.[5][3] u​nd i​n der Karlsruher Glockengießerei Bachert gegossen worden[1]

Kirchgemeinde

Die Kirchgemeinde gehört z​um Kirchspiel Tambach-Dietharz i​m Kirchenkreis Waltershausen-Ohrdruf d​er Evangelischen Kirche i​n Mitteldeutschland.

Impressionen

Commons: St.-Elisabeth-Kirche (Georgenthal) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Flyer der Kirche
  2. Lehfeldt bei digitale Sammlungen der Uni Weimar
  3. Ellrich/Heinke/Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera, Wartburg Verlag Weimar, 2005, ISBN 3-86160-167-2
  4. Die Schlencks hatten bis 1892/1893 den aus dem einstigen Klosterhospiz des Zisterzienserklosters entstandenen Gasthof in der Ortsmitte inne. Es war 1528 gegründet worden und galt als das älteste Gasthaus Thüringens
  5. Infotafel an der Kirche
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