St.-Pius-Kirche (Mannheim)
Die St.-Pius-Kirche ist eine katholische Kirche im Mannheimer Stadtteil Neuostheim. Sie wurde zwischen 1954 und 1956 nach den Plänen von Hans Rolli erbaut.
Geschichte
Neuostheim entstand ab 1905 auf ursprünglich Feudenheimer Gemarkung südlich des Neckars. Die katholischen Einwohner gehörten zur Feudenheimer St.-Peter-und-Paul-Pfarrei, besuchten aber aufgrund der Barriere, die der Fluss darstellte, die Gottesdienste der Heilig-Geist-Kirche in der Oststadt. Nach dem Bau der St.-Peter-Kirche wurde Neuostheim 1930 Teil der Kuratie in der Schwetzingerstadt. Bereits 1927 hatte die Gesamtkirchengemeinde einen Bauplatz für eine Kirche in Neuostheim gekauft, zum Bau kam es aber vor dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Während des Kriegs wurde auf dem Grundstück ein Bunker gebaut, was danach die Planungen für einen Kirchenbau auf dem Restgelände erheblich erschwerte.
Schließlich wurde 1954 mit dem Bau begonnen. Die Pläne stammten von Hans Rolli, die Bauleitung hatte Josef Freienstein inne. Als Patron wurde Papst Pius X. gewählt, als Zweitpatrone Karl Borromäus und Elisabeth von Thüringen. Nach zwei Jahren konnte die St.-Pius-Kirche am 18. März 1956 von Missionsbischof Augustin Olbert konsekriert werden.
Die Pfarrkuratie St. Pius war bereits 1955 eingerichtet worden. 1969 erhob Erzbischof Hermann Schäufele die Kuratie zur eigenständigen Pfarrei. 1971 wurde der Altarraum umgestaltet. Im selben Jahr wurde begonnen, das ökumenische Zentrum Kyrill und Methodius aufzubauen, ein ostkirchliches Informations- und Begegnungszentrum. 1977 wurde die Kirche innen und 1981 außen renoviert. 2004 schlossen sich die Gemeinden St. Peter, Heilig-Geist und St. Pius zur Seelsorgeeinheit „Am Luisenpark“ zusammen.
Beschreibung
Die St.-Pius-Kirche steht im Zentrum von Neuostheim. Nach den Kirchenneubauten in Mannheim nach dem Zweiten Weltkrieg, die noch dem traditionellen Stil verhaftet waren, war sie die erste katholische Kirche, die zur Moderne vermittelte. Als Vorbild diente die Pforzheimer Matthäuskirche von Egon Eiermann. Das Betonpfeilerskelett ist sichtbar belassen. Die Wände dazwischen sind mit gelbem Klinker verkleidet. Mit einem einfachen rechteckigen Grundriss hob der Architekt die klassische Trennung zwischen Chor und Gemeindebereich im Innenraum auf. Bedeckt ist die Kirche mit einem flachen Satteldach. Der freistehende, offene Glockenturm hat eine Höhe von 32,8 Metern und ist an der nordwestlichen Ecke platziert.
Anstatt herkömmlicher Fenster befinden sich nach dem Prinzip der diaphanen Wand an den Längsseiten 391 Glasbausteine, die zum Altar hin heller werden. Mehrere Fenster wurden von Harry MacLean künstlerisch gestaltet. Den Taufstein schuf 1960 Siegfried Fricker. Er ist aus Muschelkalk-Blaubank und mit Symbolen der Dreifaltigkeit verziert. Den Kreuzweg mit 14 Stationen gestaltete 1964 Paul Gisbert Rautzenberg. Er schuf auch 1966 das reliefartige Tafelbild des Pius und eine Marienplastik. Die Orgel baute Peter Vier 1991. Das Instrument hat 19 Register auf zwei Manualen und Pedal und 2016 Pfeifen.
Die 220 kg schwere Glocke mit dem Schlagton cis'' stammt von der Kirche in Leuthen. Sie wurde im Jahr 1783 gegossen und im Zweiten Weltkrieg eingezogen. Bei Kriegsende befand sie sich noch in einem Glockenlager in Hamburg. Sie wurde 1954 der St.-Peter-Kirche zugeteilt, von wo sie in die St.-Pius-Kirche kam.
Literatur
- Karl Anton Straub: Mannheimer Kirchengeschichte: Katholische Vergangenheit und Gegenwart. Mannheim 1957.
- Werner Wolf-Holzäpfel: Katholische Kirchen. In: Mannheim und seine Bauten 1907–2007. Band 3: Bauten für Bildung, Kultus, Kunst und Kultur. Mannheim 2002, ISBN 3-923003-85-4.
- Andreas Schenk: Architekturführer Mannheim. Berlin 1999, ISBN 3-496-01201-3.