St.-Michael-Kirche (Bremen-Grohn)
Die St.-Michael-Kirche ist das Gotteshaus der gleichnamigen evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde der Bremischen Evangelischen Kirche in dem im Norden Bremens gelegenen Stadtteil Grohn.
Geschichte
Durch die seit Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt einsetzende Industrialisierung stieg die Einwohnerzahl des ehemals selbständigen Fischerdorfes Grohn an der Lesum erheblich an. Für die kirchlich bis dato zur Gemeinde der St.-Martini-Kirche in Lesum zählenden Grohner protestantischen Glaubens war der Bau eines eigenen Kirchengebäudes erforderlich geworden.
Nach Genehmigung der Gründung einer selbständigen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Grohn durch das zuständige Konsistorium der Generaldiözese Bremen-Verden in Stade und der Gemeindekonstituierung am 31. März 1906 wurde der Bau der Kirche von 1906 bis 1908 nach Entwurf des Architekten und Konsistorialbaumeisters der Landeskirche Hannovers Karl Mohrmann realisiert. Bereits am 1. Oktober 1905 war mit der Errichtung des Pfarrhauses begonnen worden, das am 1. Juli 1906 bezogen wurde. Der Grundstein für die Kirche wurde am 30. September 1906 gelegt, die Einweihung erfolgte am 2. Februar 1908.
Auf dem Grundstück einer ehemaligen Mühle im Grohner Ortskern entstand nach dem Vorbild rheinischer Kirchenbauten der Spätromanik und unter Einfluss des Wiesbadener Programms ein kreuzförmiger Bruchsteinbau vorwiegend aus Ibbenbürener Sandstein mit Vierungsturm nebst Konfirmandensaal und Pfarrhaus im neuromanischen Stil. Die ornamentale Ausmalung wurde durch den Maler Karl Bohlmann (1877–1929[1]) aus Hannover vorgenommen und ist ebenso wie die Ausstattung aus der Erbauungszeit vollständig erhalten. Die Buntglasfenster stammen von dem Bremer Glasmaler Georg Karl Rohde[2]. Der 55 Meter hohe viereckige Turm ist bis in die Spitze massiv gehalten und oberhalb des Glockengeschosses mit Kupferplatten verkleidet. Aus architektonischer und kunstgeschichtlicher Sicht ist die Kirche wegen der erhaltenen Einrichtung aus der Bauzeit, der flächendeckenden Ausmalung, des verwendeten Baumaterials und des Baustils bemerkenswert, wurden doch in der Zeit des Historismus im nordwestdeutschen Raum, insbesondere auch in der Region Bremen, Kirchenbauten ganz überwiegend in Backsteinbauweise unter Verwendung neugotischer Stilformen errichtet.
2016/2017 wurde das Bauensemble um den Neubau eines Gemeindehauses ergänzt[3].
Die Kirche steht nebst Pfarrhaus, Konfirmandensaal und Grundstücksumfriedung seit 1977 unter Denkmalschutz.[4]
Orgel
Die erste Orgel wurde 1908 von dem Orgelbauer Faber (Salzhemmendorf) erbaut. Dieses Instrument wurde 1929 durch ein neues Instrument ersetzt, das von der Orgelbaufirma Furtwängler & Hammer erbaut wurde. Bis heute erhalten ist die Prospektfassade. 1972 wurde dieses Instrument durch einen Neubau mit 27 Registern ersetzt. Die heutige Orgel stammt von der Orgelbaugesellschaft Reichenstein, wobei Teile der Vorgängerorgel der Firma Emil Hammer Orgelbau von 1972 sowie der Prospekt von 1908/1929 verwendet worden sind. Das Instrument hat 28 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[5]
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- Koppeln: II/I (auch als Superoktavkoppel); I/P, II/P
Glocken
Das Geläut besteht aus drei Glocken in den Tönen e, gis und h. Es handelt sich um Bronzeglocken. Sie wiegen zusammen 2,1 Tonnen. Die Glocken wurden 1926 von der renommierten Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen gegossen. Sie haben die Glockenbeschlagnahme und -vernichtung des Zweiten Weltkrieges überstanden.[6][7]
Literatur
- Klaus Balz: Volle 100 – Die Geschichte St. Michaels in Bremen-Grohn, Bremen 2008
Weblinks
Einzelnachweise
- Maler Karl Bohlmann
- Tag des offenen Denkmals 2016
- https://www.weser-kurier.de/region/die-norddeutsche_artikel,-ins-zentrum-gerueckt-_arid,1652046.html
- Denkmaldatenbank des LfD
- http://www.oberlinger.de/orgeldetail/items/Ev._Kirche_in_Bremen_Grohn.html (Memento vom 11. September 2012 im Webarchiv archive.today) Beschreibung der Orgel
- Gerhard Reinhold: Otto Glocken - Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto, Selbstverlag, Essen 2019, 588 Seiten, ISBN 978-3-00-063109-2, hier insbes. S. 527.
- Gerhard Reinhold: Kirchenglocken - christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen 2019, 556 Seiten, Diss. Radboud Universiteit Nijmegen, nbn:nl:ui:22-2066/204770, hier insbes. S. 489.