St.-Bartholomäus-Kirche (Wolkenstein)
Die evangelisch-lutherische St.-Bartholomäus-Kirche in Wolkenstein geht auf einen spätmittelalterlichen Vorgängerbau zurück und befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Burg Wolkenstein. Sie wurde in ihrer heutigen Gestalt nach dem Stadtbrand von 1687 im Stil des sächsischen Spätbarock errichtet. Der 1648 erbaute Chorraum im Osten ist als ältester Teil vom Vorgängerbau erhalten geblieben. Das rechteckige Kirchenschiff wurde 1689, der 35 m hohe Turm 1710 vollendet. Der Innenraum der Kirche ist klassizistisch.
Geschichte
Vermutlich befand sich seit dem 12. Jahrhundert eine Kirche in Wolkenstein, deren Entstehung mit der Erbauung der dortigen Burg in Zusammenhang stand und durch die Einführung der Reformation in den Ämtern Freiberg und Wolkenstein 1537 durch Herzog Heinrich von Sachsen evangelisch-lutherisch wurde. Das nach Osten ausgerichtete Bauwerk erhielt 1648 im Auftrag des Amtmanns Johann Rechenbergk einen Chorraum im Osten mit einem Altar aus Marmor, Alabaster und Porphyr, der von Johann Heinrich Böhme gestaltet wurde. Stifter Rechenbergk und seine Frau liegen im Altarraum begraben.
Der Stadtbrand von 1687 beschädigte die Kirche schwer. Das rechteckige Langhaus musste neu erbaut werden (Fertigstellung 1689). 1710 wurde der Turm angefügt, dessen älteste Glocke 1712 gegossen wurde. An der Außenwand des Turmes befestigte man ein steinernes Relief des Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen, das vermutlich um 1450 entstanden ist. Das stark verwitterte Relief wurde 1986 ins Innere der Kirche umgehängt. In der Zeit des Wiederaufbaus (1702) wurde das in der Kirche befindliche Kruzifix gestiftet, wenig später (1755) der Taufstein aus Zöblitzer Serpentinstein.
Innenraum
Der Altar, der den Stadtbrand unbeschädigt überstanden hat, zeigt die Pfingstgeschichte mit reliefartig herausgearbeiteten Figuren: in der Predella das Abendmahl, darüber die Apostel bei der Ausgießung des Heiligen Geistes und darüber Gottvater mit der Weltkugel und den sieghaften Christus. Die Darstellung wird von den vier Evangelisten und ihren Symbolen flankiert. Ab 1843 wurde das Altarbild für einige Jahrzehnte durch ein Ölbild, das Jesus im Gespräch mit der Samariterin zeigt, verdeckt. Um das Ölbild in den Altar einpassen zu können, wurden Teile des ursprünglichen Altarreliefs (Apostel im unteren Bereich) abgeschlagen.
Im Kircheninneren befinden sich schmuckvolle, zweigeschossige hölzernen Emporen, die sich über drei Seiten des Langhauses erstrecken und die bis zur kürzlich erfolgten Entfernung einiger nicht mehr restaurierbarer Teile das Langhaus praktisch komplett umschlossen haben. In der zweiten Etage der Empore an der Westseite befindet sich die zweimanualige Orgel mit 26 Registern (12-9-5) und etwa 1500 Pfeifen, die als drittes Werk des Orgelbauers Christian Gottlob Steinmüller aus Grünhain gilt und 1817/18 erbaut wurde. Der schmuckvolle Kronleuchter aus Messing wurde 1857 gestiftet und zu DDR-Zeiten durch weitere kupferne Hängeleuchter ergänzt.
Geläut
Das Geläut besteht aus drei Bronzeglocken, der Glockenstuhl ist aus Eichenholz gefertigt.[1] Im Folgenden eine Datenübersicht des Geläutes:
Nr. | Gussdatum | Gießer | Durchmesser | Masse | Schlagton |
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1 | 1786 | Glockengießerei J.G. Gräfe | 1230 mm | 1100 kg | e′ |
2 | 1712 | Glockengießerei M. Weinhold | 1040 mm | 600 kg | g′ |
3 | 1908 | Glockengießerei C.A. Bierling | 770 mm | 280 kg | h′ |
Weblinks
Einzelnachweise
- Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen: Klang zwischen Himmel und Erde. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, ISBN 978-3-374-02871-9, S. 371.