St-Julien-le-Pauvre (Paris)
Saint-Julien-le-Pauvre ist eine der wenigen in Paris erhaltenen romanischen Kirchen.[1] Sie steht im Zentrum der Stadt an der Rive Gauche gegenüber Notre-Dame.
An der Kirche treffen zwei strategisch wichtige Römerstraßen zusammen: die Rue Saint-Jacques als Teil des Cardo und die Rue Galande, der vermutliche Beginn der Straße nach Burgund. Die Saint-Julien wurde im 6. Jahrhundert als ein Julianus Hospitator gewidmetes Hospiz mit Kapelle gegründet; bereits im Jahr 582 wird sie von Gregor von Tours erwähnt. Zur Zeit der Merowinger wurde sie als Begräbniskapelle genutzt.
Bei dem Normannen-Überfall 886 wurde Saint-Julien zerstört. König Heinrich I. schenkte sie 1045 – noch in Ruinen – dem Domkapitel von Notre-Dame, das sie um 1120 an die Abtei Longpont weitergab. Die Mönche von Longpont richteten hier ein Priorat ein und stellten das Gebäude zwischen 1170 und 1225 wieder her: die Apsis stammt aus dem Jahr 1175, das Mittelschiff aus dem 13. Jahrhundert.
In der Folgezeit spielte Saint-Julien-le-Pauvre eine wichtige Rolle im intellektuellen Leben des Quartier Latin. Hier wurden die Rektoren der Sorbonne gewählt, und bis zur Plünderung von 1524 fanden hier die Versammlungen der Universität statt.
1651 wurde die Kirche dem Hôtel-Dieu zugewiesen. Die Kirche war zu dieser Zeit in einem derart schlechten Zustand, dass sie teilweise abgerissen und umgebaut wurde. Während der Französischen Revolution wurde die Kirche als Salzlager genutzt, 1826 wieder dem Gottesdienst geweiht. Seit 1889 finden hier Messen nach dem griechisch-katholischen Ritus statt. 1901 wurde eine Bilderwand eingebaut, die den Chor vom Schiff trennt.
An der Seite der Kirche befindet sich im Square René-Viviani der älteste Baum von Paris, eine 1601 gepflanzte Robinie.
Weblinks
- Église Saint-Julien-le-Pauvre in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Fotos von Saint-Julien-le-Pauvre
Einzelnachweise
- Weitere romanische Kirchen in Paris sind St. Germain-des-Prés, St-Martin-des-Champs und Saint-Pierre de Montmartre