Spacenet
Die SpaceNet AG ist ein deutscher Internetprovider mit Sitz in München. Das Unternehmen zählt historisch zu den ersten kommerziellen Internetprovidern in Deutschland[3][4].
SpaceNet AG | |
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Rechtsform | AG |
Gründung | 1993 |
Sitz | München, Deutschland |
Leitung | Sebastian von Bomhard (Vorstand), Michael Emmer (Vorstand), Alexander Grundner-Culemann (Aufsichtsratsvorsitzender) |
Mitarbeiterzahl | 125 (Stand 2020)[1] |
Umsatz | 16,2 Mio. EUR[2] |
Branche | Informations- und Kommunikationstechnologie |
Website | space.net |
Geschichte
Die Firma SpaceNet wurde am 20. Dezember 1993 als GmbH von Sebastian von Bomhard, Axel Bauer und Martin Twickler gegründet. Der Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 12. Januar 1994[5]. Unternehmensziel der SpaceNet GmbH war zunächst die Vernetzung von Unternehmen via Satellit. Die Vernetzung via Satellit fiel bald weg und es blieb das Angebot, Unternehmen ans Internet anzubinden.[6] 1999 erhielt das Unternehmen als erster deutscher Internetprovider IPv6-Internet-Adressen. Am 28. August 2000 wurde aus der SpaceNet GmbH eine Aktiengesellschaft, mit Sebastian von Bomhard als Vorstand. Neben Sebastian von Bomhard ist seit dem 1. April 2018 Michael Emmer weiterer Unternehmensvorstand[7].
Der Unternehmensschwerpunkt der SpaceNet AG liegt heute im Bereich des hochverfügbaren Hostings von Anwendungen und IT-Infrastrukturen, IT-Outsourcing und dem Betrieb von ISO-zertifizierten Rechenzentren. Im Jahr 2020 hatte die SpaceNet AG 125 Mitarbeiter. Der Jahresbericht 2018 verzeichnete einen Rohertrag von 16,2 Millionen Euro.
Die SpaceNet AG betreibt seit 2008 drei Hochsicherheitsrechenzentren in München, an weiteren Standorten im Bundesgebiet ist sie mit Knotenpunkten zu anderen Providern vertreten, an denen keine Mitarbeiter beschäftigt sind. 2018 ist Baubeginn für ein neues Hochsicherheitsrechenzentrum in Kirchheim bei München[8], mit über 5000 m² Fläche und Platz für ca. 2.000 Racks mit 47 Höheneinheiten, was rund 113.000 Servern entspricht[9].
Produkte
Als unabhängiger Internetprovider versorgt die SpaceNet AG im süddeutschen Raum Unternehmen und öffentlich-rechtliche Institutionen. Ihr strategischer Geschäftsschwerpunkt liegt nach eigenen Aussagen im Highend-Bereich von Managed-Hosting-Anwendungen und damit im Zusammenhang stehenden Dienstleistungen.
Ihr Produktportfolio umfasst Rechenzentrumsflächen, Internetanbindungen, Unternehmensvernetzungen, Netz- und Datensicherheit, Cloudlösungen, E-Mail-Services mit Backup- und Archivierungslösungen sowie netzgestützte Anwendungen und Webauftritte. Ihr eigenes Backbone ermöglicht eine unabhängige Infrastruktur mit Schnittstellen zu internationalen Knotenpunkten.[2]
- 1994: Einführung von SpaceNet Mail
- 2003: Der Unified Communications Manager soll für lückenlose Kommunikation sorgen.
- 2004: Zur Spam-Abwehr wird Greylisting eingeführt.
- 2005: Einmalige Token-Passwörter sollen für erhöhte Sicherheit sorgen.
- 2006: SpaceNet startet Netzheimer auf Antenne Bayern.[10][11]
- 2007: Eröffnung des dritten Rechenzentrums.
- 2008: Entwicklung von „Climate Partner“: klimaneutrale Internetdienstleistungen; im selben Jahr erstmals Erhalt der ISO-27001-Sicherheits-Zertifizierung.
- 2009: Der Stromverbrauch des Unternehmens wird ab sofort aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt.
- 2011: Launch des „Mailofants“ zur Mailarchivierung und erneut ISO-27001-Zertifizierung (Re-Audit).
- 2013: Einführung der Dropbox-Alternative „Sync’N’Share“. Zum zwanzigjährigen Bestehen des Unternehmens wird erstmals der SpaceNet Award ausgelobt.
- 2014: Neue SpaceNet-Webseite mit interaktivem Lösungsfinder.
- 2015: Launch von „Cloudissimo“, einer Office Cloud für den Mittelstand.
- 2016: Testsieger des Magazins com! mit „SpaceNet Mail 4.0“ in der Kategorie E-Mail-Hosting-Lösungen.[12]
Forschung und Entwicklung
Die SpaceNet AG forscht laut Unternehmensbericht 2016 insbesondere in den Bereichen digitale Markttrends und Produktinnovationen. Einer der Forschungsschwerpunkte lag 2016 auf der weiteren Steigerung der Nutzerfreundlichkeit des Produkt- und Dienstleistungsprogramms. Eine der Maßnahmen soll die Steigerung der Flexibilität bei der Bereitstellung virtualisierter Ressourcen (Cloud Pool) erreichen. Hierüber sollen Kunden in die Lage versetzt werden, eigenständig virtuelle Maschinen auf Grundlage eines Ressourcenkontingents zu provisionieren. Ende 2016 wurde im Bereich der dedizierten Server ein neues Entrylevelprodukt entwickelt. Hierbei wurde durch ein besonderes Maß an Standardisierung eine starke Kostenreduktion erzielt.
Neben internen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten kooperiert die SpaceNet AG auch mit Forschungsinstitutionen, Clustern und Unternehmen und beteiligt sich an wissenschaftlichen IT-Projekten. Im Rahmen des Programms INTERREG V-A Programm Österreich-Bayern 2014-2020[13] trat die SpaceNet AG als technischer Dienstleister innerhalb des Projektes „Nachhaltige Wohnstandorte“ auf. Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer IT-gestützten Entscheidungshilfe zur nachhaltigen Wohnstandortwahl.
Für ihre Forschungsaktivitäten hat die SpaceNet AG vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. den Stifterpreis 2016/17 mit dem Siegel „Innovativ durch Forschung“ erhalten.[14]
Der Gesamtaufwand im Geschäftsjahr 2016 betrug für Forschung und Entwicklung rund 500.000 EUR, was einem Anteil von 3 % des Umsatzes entspricht.[2]
Netzpolitik
- 1995: Mitgründung der Bundesdatenautobahn (BDA)
- 1997: Die SpaceNet GmbH erhält als Gründungsmitglied der DENIC eG die Mitgliedsnummer 1.
- 2009: zusammen mit anderen Internetprovidern das Forum Provider gegen Kindermissbrauch im Internet (FGMB) technischer Berater für Politik (z. B. mit dem fgmb (Forum gegen Missbrauch)) gegen Zensur!
- 2016: Die SpaceNet AG reicht am 25. April zusammen mit dem Internetverband Eco Klage gegen die Vorratsdatenspeicherung ein.[15]
- 2017: Am 22. Juni beschließt das Oberverwaltungsgericht Münster, dass das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung gegen EU-Recht verstößt. Die SpaceNet AG wird zunächst als einziger deutscher Provider von der Speicherpflicht ausgenommen. Sechs Tage später setzte die Bundesnetzagentur die Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung im Rahmen des zum 1. Juli 2017 in Kraft getretenen Gesetzes bis zur Entscheidung einer Klage im Hauptsacheverfahren vorläufig bundesweit aus.[16]
- 2018: : Am 20. April 2018 entscheidet das Verwaltungsgericht Köln (im Parallelverfahren der Telekom), dass die anlasslose Vorratsdatenspeicherung nicht mit EU-Recht vereinbar ist[17][18]. Die Bundesrepublik, vertreten durch die Bundesnetzagentur, hatte gegen die Entscheidung des VG Köln Sprungrevision eingelegt. Die SpaceNet hat der Sprungrevision zum Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zugestimmt.
- 2019: Am 25. September 2019 setzte das Bundesverwaltungsgericht Leipzig das Verfahren zur Vorratsdatenspeicherung der SpaceNet aus und legt dem Europäischen Gerichtshof eine Frage zur Auslegung der Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation (Richtlinie 2002/58/EG) vor. Die europäischen Richter müssen nun entscheiden, ob die deutsche Regelung, die eine anlasslose und flächendeckende Speicherpflicht von Verkehrs- und Standortdaten aller Nutzer vorsieht, mit der EU-Grundrechte-Charta vereinbar ist. Erst danach wird es Rechtssicherheit für die Internet- und Telekommunikationsbranche geben. Bis zur endgültigen Klärung bleibt die Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung weiterhin ausgesetzt.[19][20][21]
Einzelnachweise
- Angabe auf der Unternehmenswebseite in der Rubrik Team. Abgerufen am 9. Januar 2020.
- SpaceNet AG – München – Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2018 bis zum 31.12.2018. Lagebericht – I. Grundlagen des Unternehmens. In: Bundesanzeiger. Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz, 15. August 2019, abgerufen am 9. Januar 2020.
- Vgl. hierzu geschichtlichen Abriss zur Entwicklung des Internets in Deutschland: Das Internet in Deutschland. In: netplanet.org. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
- Vgl. hierzu auch den Eintrag zu Sebastian von Bomhard
- handelsregister.de. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
- Vgl. hierzu: Sebastian von Bomhard, in: World Wide Was? Anekdoten und Skurrilitäten aus der Pionierzeit des deutschen Internet, hrsg. von Sebastian von Bomhard u. a., München (SpaceNet-Verlag) 15. Dezember 2009, S. 52 ff.
- Karl-Erich Weber: Führungsduo bei der SpaceNet AG: Michael Emmer wird Vorstand. In: Channelpartner. 5. April 2018, abgerufen am 28. August 2018.
- Gerhard Fuhrmann: In Kirchheim entsteht ein hochmodernes Rechenzentrum. In: hallo-muenchen.de. 22. Februar 2017, abgerufen am 12. Juni 2017.
- Webseite des Rechenzentrums in Kirchheim SDC - SpaceNet Datacenter. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
- Netzheimer-Blog Neues aus der Welt der IT von Felix Netzheimer. In: netzheimer.de. Abgerufen am 10. Januar 2020.
- IT News von Felix Netzheimer und SpaceNet. In: spacenet.de. Abgerufen am 16. Dezember 2017.
- Thomas Bär: Unternehmen im Fokus. SpaceNet Mail 4.0 im Test. In: com-magazin.de. 5. Februar 2016, abgerufen am 16. Dezember 2017.
- Programminhalte. In: Webseite von Interreg. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
- SpaceNet erhält Auszeichnung des Stifterverbands für seine Forschungsaktivitäten. In: perspektive-mittelstand.de. 18. Juli 2016, abgerufen am 16. Dezember 2017.
- Stefan Krempl: Spacenet und Eco klagen vor Verwaltungsgericht gegen die Vorratsdatenspeicherung. In: Heise Online. 9. Mai 2017, abgerufen am 16. Dezember 2017.
- Martin Holland: Bundesnetzagentur setzt Vorratsdatenspeicherung aus. In: Heise Online. 28. Juni 2017, abgerufen am 16. Dezember 2017.
- Marvin Strathmann: Richter lassen Vorratsdatenspeicherung keine Chance. Abgerufen am 4. Februar 2020.
- Vorratsdatenspeicherung verstößt gegen EU-Recht. Abgerufen am 4. Februar 2020.
- Grundsatzentscheidung: Verstößt die Vorratsdatenspeicherung gegen Grundrechte? In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 4. Februar 2020]).
- ZEIT ONLINE: Bundesverwaltungsgericht: Vorratsdatenspeicherung wird Fall für Europäischen Gerichtshof. In: Die Zeit. 25. September 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 4. Februar 2020]).
- Vorratsdatenspeicherung: Deutsche Gerichte verweisen auf den EuGH. Abgerufen am 4. Februar 2020.