Sophus Ruge
Sophus Ruge (* 26. März 1831 in Dorum, Königreich Hannover; † 23. Dezember 1903 in Klotzsche, Königreich Sachsen) war ein deutscher Geograph.
Leben und Wirken
Ruges Vater Christoph August Ruge (1790–1834) aus Neuhaus/Oste war Doktor der Medizin. In der Schlacht bei Waterloo war er englischer Feldarzt, nach den Befreiungskriegen wirkte er erst in Cuxhaven und ab 1817 als Kreisphysikus in Dorum. Dort heiratete er die Advokatentochter Elise Hennings (* 1804).
Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter nach Stade, wo Sophus Ruge das Gymnasium besuchte. Er studierte anschließend von 1850 bis 1854 erst Theologie, wandte sich jedoch den Fächern Geschichte, Geografie und klassische Philologie zu, die er in Göttingen und Halle/Saale studierte. Er fand eine Hauslehreranstellung im Forsthaus Seelzerthurm bei Einbeck und kehrte 1857 als Lehrer nach Stade zurück. Dort heiratete er Anna Caecilie (1830–1903), Tochter des Leipziger Eisenbahndirektors Friedrich Busse. Aus der Ehe sollten vier Kinder hervorgehen: Frieda Elisa (* 1860), Reinhold Friedrich (* 1862), Walther Karl Theodor (* 1865; Geograph, Vater des Marineinspekteurs und Militärschriftstellers Friedrich Ruge) und Elsbeth Sophie (* 1870).
Im Jahr 1859 siedelte Ruge nach Dresden über und trat eine Lehrerstelle an der Handelsschule der Kaufmannschaft an.
Mit Karl Andree gründete Sophus Ruge 1863 den Verein für Erdkunde zu Dresden, dem er von 1874 bis 1903 vorstand und dessen Jahresberichte als Herausgeber zu Ansehen führte.
Er promovierte 1864 an der Universität Leipzig bei Heinrich Wuttke über alte Geographie (Der Chaldäer Seleukos, 1865). Ruge war seit 1870 Oberlehrer an der Annen-Realschule in Dresden und habilitierte sich 1872 (Das Verhältnis der Erdkunde zu den verwandten Wissenschaften, 1874) am Polytechnikum Dresden, einem der Vorläufer der heutigen Technischen Universität. An dieser Lehranstalt hatte er im gleichen Jahr eine Privatdozentenstelle und erhielt 1874 die neu eingerichtete Professur für Geographie und Ethnographie, die er bis zu seiner krankheitsbedingten Beurlaubung im Jahr 1903 innehatte.
Im Jahr 1877 war er einer der Gründer des Gebirgsvereins für die sächsisch-böhmische Schweiz, dessen erster Vorsitzender bis 1885 und späteres Ehrenmitglied er war. Insbesondere in den Anfangsjahren schrieb er Beiträge für das 1878 von ihm mitbegründete Vereinsorgan Über Berg und Thal.
Seine wissenschaftliche Hauptarbeiten bezogen sich auf die Geschichte der Geo- und Kartographie, der Schwerpunkt lag dabei auf dem Zeitalter der Entdeckungen und der Darstellung der kartographischen Erschließung der Neuen Welt. Durch eine stoffliche Systematisierung formte er die Geographie dabei zu einem akademischen Lehrfach. Außerdem war er mit eingehenden Quellenstudien maßgeblich an der Überarbeitung und Neubearbeitung mehrerer Lehrbücher beteiligt. Ab 1878 überarbeitete er Die Geschichte der Erdkunde (begründet von Oscar Ferdinand Peschel) und ab 1887 Die Erdbeschreibung (begründet von Franz Heinrich Ungewitter). In der sächsischen Regionalgeographie war die Ethnologie einer seiner Schwerpunkte. Mit dem Maler Ludwig Richter unternommene Wanderungen, unter anderem in die Sächsische Schweiz und in den Böhmerwald, resultierten in weiteren Werken, die auch Jahrzehnte nach seinem Tod noch Neuauflagen erfuhren.
Ruge war Mitglied in zahlreichen weiteren Vereinen und wissenschaftlichen Institutionen. Seit 1894 war er ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, ab 1897 auch im Verein für Sächsische Volkskunde in Dresden. Er gehörte der Königlichen Kommission für Geschichte an, war korrespondierendes Mitglied der geografischen Gesellschaften zu Berlin, Amsterdam und Lissabon sowie Ehrenmitglied der geografischen Gesellschaften zu Dresden, Leipzig, Hamburg und München. Auch außerhalb dieser Vereine und Gesellschaften hielt er zahlreiche öffentliche Vorträge, die nicht selten geographisch-kartographisches Wissen aus interdisziplinärer Sicht vermittelten.
Sophus Ruge starb am 23. Dezember 1903 in Klotzsche bei Dresden, wo er im Ortsteil Königswald an der Bahnhofstraße (jetzt Wolgaster Straße) die Villa „Wilhelmsheim“ besaß. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof zu Klotzsche. In der Dresdner Südvorstadt ist ihm zu Ehren die ehemalige Bendemannstraße nach 1945 in „Rugestraße“ umbenannt worden. Noch zu Lebzeiten wurden ihm das Ritterkreuz Erster Klasse des sächsischen Albrechts-Ordens und das Ritterkreuz des mecklenburgischen Ordens der Wendischen Krone verliehen, des Weiteren trug er seit 1902 den Titel Hofrat.
Schriften (Auswahl)
- Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen, Berlin 1881–83 (= Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen).
- Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte der Erdkunde, Dresden 1888.
- Dresden und die Sächsische Schweiz, Bielefeld 1903 (Digitalisat).
Literatur
- Werner Stams: Ruge, Sophus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 234 (Digitalisat).
- Marianne und Werner Stams: Das Lebenswerk des Geographen und Historikers Sophus Ruge, des Begründers der geographischen Hochschullehre in Dresden. Mit einem Werkverzeichnis und einem Verzeichnis biographischer Veröffentlichungen. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte 73 (2002), S. 113–150.
Weblinks
- Literatur von und über Sophus Ruge im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Brigitte Emmrich: Ruge, Sophus. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.