Sonik Rainer
Sonik Rainer, eigentlich Antonia Steinkleiber (* 26. April 1907[1]; † nach 1935) war eine deutsche Bühnenschauspielerin und Synchronsprecherin, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aktiv war.
Leben
Bühne
Der künstlerische Schwerpunkt Sonik Rainers lag zeitlebens auf der Bühne. Bereits bei der Eröffnung des vom Wiener Burgtheater genutzten Theaters im Redoutensaal der Hofburg am 13. September 1922 spielte sie unter der Regie von Max Reinhardt in Goethes Clavigo „Carlos“, den Freund des damals von Alexander Moissi verkörperten Titelhelden.[2] Über eine Bühnenstation in Prag kam sie 1924 an das Preußische Staatstheater in Berlin. Ab 1926 trat sie als freischaffende Schauspielerin an verschiedenen Berliner Bühnen wie dem Deutschen Theater auf.[3] Am DT spielte sie beispielsweise 1926/27 unter der Regie von Heinz Hilpert die Marketenderin in Wolfgang Goetz' Neidhardt von Gneisenau und 1928 in Ferdinand Bruckners Verbrecher.[4] Im Januar 1929 wurde sie an das Zürcher Schauspielhaus engagiert.[5]
Synchronisation
1933 wurde Sonik Rainer bei einer unter großem Medieninteresse erfolgten vom Regisseur und Dialogbuchautor Helmut Brandis geleiteten Suche nach einer geeigneten deutschen Stimme für den schwedischen Filmstar Greta Garbo als deren Synchronsprecherin im Historiendrama Königin Christine ausgesucht.[6] Sonik Rainer synchronisierte Greta Garbo in mindestens zwei weiteren Filmen (Der bunte Schleier (1934), Anna Karenina (1935)).[7]
Privates
Sonik Rainer war mit Walter Engelmann, dem Direktor der Ersten Böhmischen Kunstseidenfabrik AG in Theresienthal, verheiratet. Aus der Ehe ging ein Sohn, der später durch seine Grafiken bekannt gewordene Michael Engelmann, hervor. Nach der Scheidung der Eltern lebte Engelmann bis 1934 bei seiner Mutter in Berlin, ehe das Vormundschaftsgericht dem Vater das Sorgerecht übertrug. Im Oktober 1935 entführte Sonik Rainer in Abwesenheit des Vaters ihren Sohn in Hohenelbe, was vor allem aufgrund des jüdischen Glaubens des Vaters ein großes Medienecho hervorrief und politisch instrumentalisiert wurde.[8] Dennoch blieb das Sorgerecht beim Vater, der 1940 mit dem Sohn vor den Nationalsozialisten floh und 1941 in die USA emigrierte.
Kritik
Joseph Roth lobte Rainers Darstellung der „Thekla“ in Schillers Piccolomini:
„Dieser Schauspielerin aber gelang es, Sentimentalität zu vermeiden, ohne offenbar liegende Leidenschaft vermissen zu lassen.“[9]
Herbert Ihering lobte ebenfalls ihre Darstellung der „Thekla“ sowie die der „Natalie“ in Heinrich von Kleists Prinz von Homburg[10]
Rainers Interpretation der „Toni“ in Hilperts Inszenierung von in Gina Kaus' Toni. Ein Schulmädchendrama im März 1927 führte hingegen zu negativer Resonanz sowohl bei Kritikern[11] als auch bei Gina Kaus selbst, die Rainer zwar nicht die schauspielerische Qualität absprach, sie jedoch für eine Fehlbesetzung hielt.[12]
Anmerkungen
- Deutsche Digitale Bibliothek: Sammlung Berlin Document Center (BDC): Personenbezogene Unterlagen der Reichskulturkammer (RKK) R 9361 V/124931
- Acta Universitatis Carolinae: Philologica, Universita Karlova (Hrsg.), 1962, S. 58
- Alfred Kerr: So liegt der Fall: Theaterkritiken 1919-1933 und im Exil, Günther Rühle (Hrsg.), S. Fischer 2001, S. 830.
- Rollenverzeichnis von Mathias Wieman von Dieter Leitner.
- Friedemann Beyer: Schöner als der Tod: das Leben der Sybille Schmitz, Belleville 1998, S. 27.
- Spricht die Garbo deutsch? , in: Film Kurier 22, vom 26. Januar 1935, Dreimal Deutsch, in: Wochenschau Nr.4, Tagesschau – Gute Synchronisation täuscht Filmkritiker, in: Film Kurier 87, vom 12. April 1935; alle zitiert nach Miika D. Blinn: Dubbed or Duped? Path Dependence in the German Film Market. An Inquiry into the Origins, Persistence and Effects of the Dubbing Standard in Germany, Berlin 2009, S. 162, online veröffentlicht unter
- Zürcher Illustrierte, Nummer 48, 27. November 1936. Doppelseitiger Beitrag über Filmsynchronisation. I love you. Ich liebe Dich. Filmsynchronisation. "In den letzten Garbo-Filmen wurde Greta Garbos Stimme durch die der deutschen Schauspielerin Sonik Rainer ersetzt." S. 1508
- Neue Entführungsaffaire in der Tschechoslowakei: Die Schauspielerin Sonik Rainer raubt ihr Kind - Folgen einer Ehescheidung zwischen "Nichtarier" und "Arierin", in: Pariser Tageblatt, Jg. 3. (1935), Nr. 681 vom 24. Oktober 1935, S. 2
- Joseph Roth: Wallensteins Tod im Staatstheater, in Vorwärts vom 12. Oktober 1922, zitiert nach: Nicole Frank: „Mich zu fixieren, ist unmöglich.“ Schreibstrategien von Joseph Roth. Eine Analyse neu entdeckter Zeitungsartikel aus seiner Berliner Zeit 1920 bis 1923, 2007, S. 264; online veröffentlicht unter unifr.ch (PDF; 5,7 MB)
- Herbert Ihering: Von Reinhardt bis Brecht: Vier Jahrzehnte Theater und Film: 1924-1929, Aufbau-Verlag 1961, S. 55. 90.
- Deutsche Rundschau, Band 211, Gebrüder Paetel 1927, S. 88
- Gina Kaus: Und was für ein Leben ... , Knaur 1979, S. 173.