Sion Longley Wenban
Sion Longley Wenban (* 9. März 1848 in Cincinnati, Vereinigte Staaten; † 20. April 1897 in München) war ein in München lebender amerikanischer Landschaftsmaler.
Leben
Nach einer Ausbildung zum fotografischen Retuscheur in Cleveland[1] hatte sich Wenban mit Gleichgesinnten autodidaktisch die Technik der Radierung beigebracht.[2] Für die Ausbildung zum Künstler ging er zunächst nach New York und kam 1878 über England und Paris nach München, wo er sich im Dezember des Jahres in der Akademie der Bildenden Künste einschrieb und Schüler von Gabriel Hackl wurde sowie sich besonders Frank Duveneck[3] anschloss.[4][5] Er wendete sich jedoch von der Ausbildung ab und zog 1880 von der Schwanthalerstraße 15/II in das Dorf Schleißheim, wo er in einem Nebengebäude des Schlosses wohnte. 1883 heiratete er Bertha von Langenmantel und lebte mit ihr in äußerst prekären Verhältnissen.[6] 1886 zog er in die Türkenstraße 85/II und begab sich zum Landschaftsstudium in die Umgebung Münchens: 1887, 1888, 1889 am Schliersee, 1890 in Neubeuern am Inn, 1891 und 1895 am Starnberger See, 1892 und 1893 nach Schleißheim.
Werk
Wenban widmete sich der Landschaftszeichnung, -malerei und vor allem ab 1883 der Radierung von kleinformatigen Landschaftsmotiven auf mit Kupfer überzogenen Zinnplatten.[7] Bei der Konstituierung des Münchner Vereins für Originalradierung 1891, zu dem sich Münchner Grafiker zusammengeschlossen hatten, war ihm das Amt des Kassiers übertragen und seine Radierung "Blick auf die Bahnhofshallen in München" für die erste Jahrespublikation angekauft worden. Als am 4. April 1892 der Verein bildender Künstler Münchener "Secession" gegründet wurde, findet sich auch Wenbans Name unter den fast 100 Gründungsmitgliedern. 1895 bis 1900 verlegte die Zeitschrift PAN Originalgrafiken von ihm in einer Auflage von 1200 bis 1600 Exemplaren. Zwei Jahre nach seinem Tod erwarb die Neue Pinakothek in München das Gemälde "Weiden am Bach" und Kupferstichkabinette in Berlin, Bremen, Dresden und München ergänzten ihre Sammlungen um seine Blätter (die Staatliche Graphische Sammlung München besitzt über 100 Zeichnungen und Radierungen von Wenban). 1913 erschien von Otto A. Weigmann ein umfassendes Werkverzeichnis, das 371 Radierungen umfasst.[8] 1931 wurde ihm auf der Kunstausstellung im Münchner Glaspalast eine Sonderschau gewidmet, die jedoch samt dem Ausstellungsgebäude einem Brand zum Opfer fiel: 31 Gemälde, 36 farbige Arbeiten und 32 Radierungen. Heute verfügt die Stiftung der Raiffeisenbank München-Nord über eine Sammlung von 125 Radierungen.
Weblinks
Einzelnachweise
- Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg. Nr. 243, 24. Oktober 1911, S. 8.
- Eine Liebeserklärung an das alte München (la24muc.de)
- Eberhard Ruhmer: Die Münchner Schule, 1850-1914. Ausstellung Bayerische Staatsgemäldesammlungen und Ausstellungsleitung Haus der Kunst München e.V., 28. Juli bis 7. Oktober 1979. 1979, S. 84.
- Matrikelbuch der Akademie der bildenden Künste. Abgerufen am 2. September 2022.
- Ulla Krempel: Deutsche und französische Aquarelle und Zeichnungen, 1870-1930: Ausstellung 26. April-17. Juli 1968. Hrsg.: Staatliche Graphische Sammlung. München 1968, S. 40.
- Robin Lenman: Die Kunst, die Macht und das Geld: zur Kulturgeschichte des kaiserlichen Deutschland 1871-1918. Campus Verlag, 1994, S. 131.
- Sion Longley Wenban - Unsere Künstler. In: Gailer Fine Art Chiemsee. Abgerufen am 9. Februar 2022.
- Otto A. Weigmann: Sion Longley Wenban, 1848-1897. Kritisches Verzeichnis seiner Radierungen, mit einer biographischen Einführung von Otto A. Weigmann. Mit einem Bildnis und 76 Abbildungen auf 30 Lichtdrucktafeln. 1913.