Sinologisches Seminar
Sinologisches Seminar oder Institut für Sinologie nennen sich die sinologischen Institute der Universität Bonn, der Universität Freiburg, der Universität Heidelberg sowie der Universität Kiel.
Sinologisches Seminar der Universität Bonn
An der Universität Bonn lehrte der Geograf Ferdinand Freiherr von Richthofen (1833–1905), der mit einer Reihe von geografischen Werken über China hervortrat. Ein Lehrstuhl für Sinologie wurde unter Einwirkung des Orientalisten Paul Kahle (1875–1964) geschaffen. 1913 richtete man das Orientalische Seminar ein. In den Universitätschroniken von 1914 bis 1926 finden sich allerdings keine Angaben über sinologische Vorlesungen. Erst 1926/27, war es möglich, am Orientalischen Seminar eine Chinesischabteilung einzurichten und den Sinologen Erich Schmitt (1893–1955) als Professor zu verpflichten. Zusammen mit Lou You veröffentlichte Professor Schmitt 1939 in Shanghai ein deutsches Lehrbuch als Einführung in das moderne Hochchinesisch. Das Studium selbst stieß in seinem ersten Jahr mit 14 Studierenden auf reges Interesse. Für die Jahre 1938/39 betrug die Zahl der Studenten im Sommersemester 1938 nur 6, im Wintersemester 1938/39 nur noch 2 Studenten. Als einer der ersten in der Nachkriegszeit zu Bedeutung gelangenden Sinologen habilitierte sich Werner Eichhorn (1899–1990) im Jahre 1937 in Bonn. Eichhorn lehrte später in Göttingen und Frankfurt und machte sich während seiner Tübinger Professur mit Arbeiten wie Kulturgeschichte Chinas (1964), Die Religionen Chinas (1973) und Die alte chinesische Religion und das Staatskultwesen (1976) einen Namen. Im Jahre 1955 verstarb Professor Schmitt. Sein Nachfolger wurde 1956 Peter Olbricht (geb. 1909–2001). 1963 schließlich wurde an der Universität Bonn ein selbständiges Sinologisches Seminar gegründet, erster Inhaber Lehrstuhls war Professor Olbricht. Die Zusammenarbeit mit dem wenige Jahre zuvor in unmittelbarer Nachbarschaft wiedererrichteten Seminars für Orientalische Sprachen, führte dazu, dass die dort tätigen Lektoren Liu Mau-Tsai (1914–2007) und Otto Ladstätter (* 1933) im akademischen Jahr 1963/64 in der Sinologie Übungen zur klassischen chinesischen Prosa, zu buddhistischen und konfuzianischen Schriften sowie über Romane des 17. und 18. Jahrhunderts abhielten. Nach Professor Olbrichts Emeritierung 1975 wurde der Lehrstuhl für Sinologie mit Rolf Trauzettel besetzt, der zuvor seit 1972 das Sinologische Seminar der Universität Göttingen mehrere Jahre geleitet hatte. Professor Trauzettel erlangte über die Sinologie hinaus Bekanntheit, als er 1968 zusammen mit Herbert Franke Das Chinesische Kaiserreich vorlegte.
Professoren:
- 1928–1955: Erich Schmitt
- 1957–1975: Peter Olbricht
- 1975–1995: Rolf Trauzettel
- seit 1985: Wolfgang Kubin
Institut für Sinologie der Universität Freiburg
Die Freiburger Sinologie ist historisch-sozialwissenschaftlich geprägt und verbindet die interdisziplinäre Erforschung des Gegenstandes China mit der Ausbildung in der chinesischen Sprache. Starker Gegenwarts- und Praxisbezug gehören zu den herausragenden Merkmalen der Sinologie in Freiburg. Sinologie kann in Freiburg als Bachelor im Haupt- und Nebenfach studiert werden. Ein Masterstudiengang in Kooperation mit der Universität Nanjing ist im Jahr 2013 angelaufen. Themenschwerpunkt in Forschung und Lehre ist das moderne China des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Bachelor-Studiengang verbindet ein intensives Sprachstudium mit einem strukturierten Überblick über Kernthemen der chinesischen Politik, Geschichte, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Eine Besonderheit der Freiburger Sinologie ist die Möglichkeit, im Nebenfach zwischen den Schwerpunkten „Chinesische Sprache und Fachkompetenz China“ sowie „Fachkompetenz China“ zu wählen. Die Ausrichtung „Fachkompetenz China“ richtet sich an Geistes- und Sozialwissenschaftler, die sich ohne Spracherwerb einen differenzierten Zugang zu chinabezogenen Fragestellungen aneignen möchten.
Professoren:
- 1980–2005: Peter Greiner
- 1989–2009: Harro von Senger
- seit 2010: Nicola Spakowski
- seit 2011: Daniel Leese
Institut für Sinologie der Universität Heidelberg
Am 1962 gegründeten Institut für Sinologie der Universität Heidelberg wird China in einer in Deutschland einzigartigen Vielfalt und thematischen Breite behandelt. An fünf verschiedenen Lehrstühlen erforschen Wissenschaftler China in historischer Tiefe und aus verschiedenen Perspektiven. Als Teil des Zentrums für Ostasienwissenschaften (ZO), welches sich übergeordnet an das Centre for Asian and Transcultural Studies (CATS) angliedert, finden die Einbettung Chinas in der Welt und die damit einhergehenden, vielfältigen Austauschprozesse besondere Rücksicht. Das Institut besitzt eine der größten Asien-Bibliotheken in Deutschland.
Es wird ein Bachelorstudiengang Ostasienwissenschaften mit Schwerpunkt Sinologie (B.A., mit Lehramtsoption) und ein Masterstudiengang Sinologie (Chinese Studies) (M.A. + M.Ed.) angeboten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zur Promotion.
Professoren:
- 1962–1966: Wolfgang Bauer
- 1968–1986: Günther Debon
- 1987–2012: Rudolf G. Wagner
- 1989–2002: Susanne Weigelin-Schwiedrzik
- 1994–2000: Barend ter Haar
- 2003-: Barbara Mittler
- 2004-: Gotelind Müller-Saini
- 2009-: Joachim Kurtz
- 2012-: Enno Giele
- 2014-: Anja Senz
Sinologisches Seminar der Universität Kiel
Die Sinologie der Universität Kiel hatte folgende Forschungsschwerpunkte: Sozialgeschichte des modernen und vormodernen Chinas sowie „gender studies“. Das sinologische Seminar der Universität Kiel wurde im Jahr 2008 geschlossen.
Professorin:
- seit 1990: Gudula Linck
Weblinks
- Universität Bonn - Institut für Orient- und Asienwissenschaften
- Universität Freiburg - Institut für Sinologie
- Universität Heidelberg - Institut für Sinologie
- Universität Heidelberg - Bereichsbibliothek Ostasien
- Sinologie Heidelberg Alumni Netzwerk (SHAN) e.V.
- Universität Kiel - Sinologisches Seminar