Simon Batz
Simon Batz, genannt Simon von Homburg, Simon Baechcz de Homburg und weitere Varianten (* um 1420 in Hombourg-Haut; † 3. August 1464 in Lübeck) war ein deutscher Jurist, Ratssyndikus und Frühhumanist in der Hansestadt Lübeck.
Leben
Simon Batz stammte aus Oberhomburg (heute Hombourg Haut, Département Moselle, im Mittelalter auch „Bischofshomburg“ genannt) unweit von Metz und wurde um 1420 geboren. Vermutlich besuchte er eine Diözesanschule im Bistum Metz. Im Herbst 1438 wurde er an der Universität Erfurt immatrikuliert, offenbar als Stipendiat des Bischofs von Metz Konrad Bayer von Boppard. 1440/41 bestand er das Bakkalaureats- und 144? das Magisterexamen. 1448 ist er als Kollegiat des neugegründeten Juristenkollegs nachweisbar, blieb jedoch auch in der Artistenfakultät tätig und war hier 1453 Dekan. 1455 wurde er Lizentiat und 1457 zum Doktor beider Rechte promoviert. Im selben Jahr 1457 war er Rektor der Universität.
Anfang 1458 wurde er als Nachfolger des Syndicus Arnold Sommernat von Bremen, der als Professor nach Erfurt ging,[1] zum Ratssyndicus in Lübeck berufen. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte die diplomatische Vertretung der Stadt im Lüneburger Prälatenkrieg. 1459 war er Vertreter Lübecks beim Fürstentag von Mantua und in den folgenden Jahren oft am Hof von Kaiser Friedrich III. in Wien.
Im Frühjahr 1464 kam er nach Lübeck zurück und erneuerte seinen Vertrag, starb jedoch schon Anfang August an der Pest. Sein Nachfolger als Syndicus wurde der aus Erfurt stammende Johannes Osthusen († 1506).
Batz wurde in der Lübecker Marienkirche begraben. Die Grabplatte enthielt sein Vollbild und wurde 1633 von dem Marienpastor Jacob Stolterfoht zweitverwendet. Der Stein war vor dem Ersten Weltkrieg bereits abgetreten und ist heute nicht mehr nachweisbar.[2]
2013 erhielt das neue Schulzentrum in Ober-Homburg den Namen Groupe scolaire Simon Batz.[3]
Bibliothek
In seinem (zweiten) Testament von 1464 räumte Batz der Stadt Lübeck ein Vorkaufsrecht an seiner Handschriftensammlung ein, das diese gegen Zahlung von 300 Rheinischen Gulden an seine Schwestern auch wahrnahm. Seine Sammlung wurde zur Keimzelle der Ratsbibliothek und damit später der Stadtbibliothek. Die Sammlung enthielt laut der dem Testament beiliegenden Aufstellung 397 Titel, vor allem juristische Schriften, aber auch lateinische Klassiker. Etwa ein Drittel davon lässt sich heute noch in der Stadtbibliothek nachweisen. Zu ihren Spitzenstücken zählt eine Briefsammlung, die Batz 1449 erworben und laufend ergänzt hatte und aus der Wilhelm Wattenbach 1873 einzelne Stücke veröffentlichte,[4] sowie eine Handschrift des Kommentars zum Römischen Recht von Bartolus de Saxoferrato.[5]
Literatur
- Olof Ahlers: Batz, Simon (van Homborch). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 630 (Digitalisat).
- Friedrich Bruns: Die Lübecker Syndiker und Ratssekretäre bis zur Verfassungsänderung von 1851 in ZVLGA Band 29 (1938), S. 91–168.
- Robert Gramsch: Erfurter Juristen im Spätmittelalter: die Karrieremuster und Tätigkeitsfelder einer gelehrten Elite des 14. und 15. Jahrhunderts. Brill, Leiden 2003, ISBN 90-04-13178-7.
- Klaus Wriedt: Schule und Universität: Bildungsverhältnisse in norddeutschen Städten des Spätmittelalters; gesammelte Aufsätze. Brill, Leiden 2005, ISBN 90-04-14687-3.
- Robert Schweitzer, Ulrich Simon: „Boeke, gude unde böse“. Die Bibliothek des Lübecker Syndikus Simon Batz von Homburg: Rekonstruktionsversuch anhand seines Testaments und der Nachweise aus dem Bestand der ehemaligen Ratsbibliothek in der Stadtbibliothek Lübeck. In: Rolf Hammel-Kiesow, Michael Hundt (Hrsg.): Das Gedächtnis der Hansestadt Lübeck. Festschrift für Antjekathrin Graßmann zum 65. Geburtstag. Lübeck 2005, ISBN 3-7950-5555-5, S. 127–158.
- Ulrich Simon: Metz oder Lübeck – Heimat oder Karriere? Interpretationsversuche zu einigen Schreiben aus dem Briefbuch des Lübecker Syndikus Simon Batz. In: Robert Schweitzer, Bernd Dohrendorf (Hrsg.): Bibliotheca publica – Civitas Lubecensis – Mare Balticum. Bibliothek – Hansestadt – Ostseeraum. Festschrift für Dr. Jörg Fligge zum Ausscheiden aus dem Amt des Direktors der Bibliothek der Hansestadt Lübeck. Lübeck 2005, ISBN 3-933652-25-1, S. 94–117.
- Alken Bruns, Ulrich Simon: Batz (Gen. de Homburg, van Homburch), Simon. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Bd. 12, S. 30; auch in: Alken Bruns (Hrsg.): Neue Lübecker Lebensläufe. Wacholtz, Neumünster 2009, ISBN 978-3-529-01338-6, S. 23–26.
- Thomas Haye: Simon Batz von Homburg (ca. 1420–1464) – ein Frühhumanist in Lübeck ? in: Zeitschrift für Lübeckische Geschichte, Band 93 (2013), S. 9–34
- Jan Ciglbauer: Habent sua fata libelli. Das Lübecker Troparium und mögliche musikalische Interessen des Simon Batz von Homburg, in: Archiv für Musikwissenschaft, Jg. 73, Bd. 3 (2016), S. 220–240
Einzelnachweise
- Er kehrte später als Syndicus nach Hamburg zurück.
- Klaus Krüger: Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmäler in Lübeck, Schleswig, Holstein und Lauenburg 1100–1600. Jan Thorbeke Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7995-5940-X, S. 911–912.
- Siehe Ulrich Simon, Robert Schweitzer: Eine neue französische Schule ehrt einen mittelalterlichen Büchersammler Lübecks. Einweihung des Simon-Batz-Schulzentrums in Ober-Homburg. In: Lübeckische Blätter. 178 (2013), S. 218–221.
- Stadtbibliothek Lübeck, Ms. hist 8° 1a, ex Cod. 152, siehe dazu besonders Simon: Metz oder Lübeck ... (Lit.) und https://archivalia.hypotheses.org/5479.
- Stadtbibliothek Lübeck, Ms jur.gr. 2° 6