Siegfried Anger
Siegfried Anger (* 17. Oktober 1837 in Dirschau, Westpreußen; † 19. November 1911 in Graudenz, Regierungsbezirk Marienwerder, Westpreußen) war ein deutscher Theologe und Gymnasiallehrer. In Elbing und Graudenz war er Vorreiter der Archäologie.
Leben
Anger war Sohn des Pfarrers und Superintendenten Wilhelm Anger. Er besuchte die Stadtschule in Dirschau und das Städtische Gymnasium Danzig. An der Friedrichs-Universität Halle studierte er Evangelische Theologie. 1859 wurde er im Corps Teutonia Halle recipiert.[1] Zum Sommersemester 1861 wechselte er an die Albertus-Universität Königsberg. Im Herbst 1863 legte er das (zweite) Examen pro ministerio ab. Im Dezember 1863 wurde er als Vertreter eines erkrankten Lehrers an das Kgl. Gymnasium in Elbing berufen. Nach dem Examen pro facultate docendi am 1. Januar 1866 wurde er als letzter Lehrer am Alten Elbinger Gymnasium angestellt. Er war Mitbegründer und Präsident (1876–1883) der Elbinger Altertumsgesellschaft. 1878 wurde er Kurator des Stadtmuseums in Elbing. In Elbing erhielt er Ende 1880 den Titel Oberlehrer und am 27. März 1882 die 4. Oberlehrerstelle. Er erlebte 1882 den Umzug des Gymnasiums aus dem altehrwürdigen Gebäude von 1599 in den Neubau. Ihm sind die wohl einzigen Berichte über dieses historische Ereignis zu verdanken. Nach 17 Jahren in Elbing wurde er 1883 als Direktor des Kgl. Gymnasiums Graudenz berufen.[2] Im Herbst 1904 wurde er pensioniert.
Er initiierte die Gründung der Graudenzer Altertumsgesellschaft (1883) und des dortigen Stadtmuseums (1884). In der deutschen Wissenschaft wurde er durch die archäologische Erforschung des Friedhofs aus der Zeit des römischen Einflusses in Neustädterfeld (heute ein Stadtteil von Elbing) bekannt. Während seiner Tätigkeit in Graudenz betrieb er Ausgrabungen auf dem Gräberfeld in Rondsen bei Graudenz.[3] Als Erster suchte er in der Nähe von Elbing nach dem legendären Truso. Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er in den Berichten der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte und der dort herausgegebenen Zeitschrift für Ethnologie sowie in den Berichten der Anthropologischen Sektion der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. 1880 wurde er in den Vorstand des Westpreußischen Geschichtsvereins gewählt.
In Graudenz schrieb er Dramen, die in Provinztheatern aufgeführt wurden.
Schulprogramme
- Zur Versuchungsgeschichte Christi. Matth. 4, 1–11. Marc. 1. 12. 13. Luc. 44, 1–13. Elbing 1873. 39 S.[4]
- Schluß des alten und Eröffnung des neuen Gymnasiums in Elbing. Elbing 1883. 28 S.[4]
- Rückblick auf die ersten 25 Jahre des Bestehens der Anstalt. Graudenz 1891. S. 16–24.[5]
- Bericht über die Feier des 25-jährigen Jubiläums der Anstalt. Graudenz 1892. S. 9–13.[5]
- Iphigenie in Delphi. Ein Schauspiel in drei Akten. Graudenz 1898. 48 S.[5]
- Lehrpläne für den einzelnen Unterricht. Graudenz 1902. S. 5–23.[5]
Siehe auch
Einzelnachweise
- Kösener Corpslisten 1930, 65/65
- Kösslers Lehrerlexikon
- Siegfried Anger: Das Gräberfeld zu Rondsen im Kreise Graudenz. Graudenz 1890. (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern)
- Programm Elbing Gymnasium
- Programm Graudenz Gymnasium