Serge Maschewski
Serge Maschewski (russisch Сергей Иванович Машевский Sergei Iwanowitsch Maschewski, wiss. Transliteration Sergej Ivanovič Maševskij, ukrainisch Сергій Машевський Serhij Maschewskyj; * 1975, Pawlodar, Kasachische SSR, Sowjetunion) ist ein russlanddeutscher lutherischer Theologe. Er war von 2013 bis 2018 Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine (DELKU).
Leben
Ausbildung und Pfarrtätigkeit
Serge Maschewski wurde in einer russlanddeutschen Familie in Kasachstan geboren. Er studierte Evangelische Theologie und Philosophie in Kasachstan. Später besuchte er das Concordia Theological Seminary der Missouri-Synode in Fort Wayne in den USA.
Seit 2009 war er Pfarrer der Gemeinde der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine in Dnipropetrowsk.
Bischofsamt und Auseinandersetzungen
2013 wurde er zum ersten Bischof der Kirche gewählt, der nicht aus Deutschland kam und der von den Mitgliedern selbst bestimmt wurde. Seitdem rief er heftige Auseinandersetzungen hervor. Seine Kritiker werfen ihm einen despotischen Führungsstil und finanzielle Intransparenz vor. Maschewski wechselte das gesamte 15-köpfige Personal der DELKU-Kanzlei in Odessa aus. Die Entsendungsverträge der kritisch eingestellten Pfarrer Haska (Kiew) und Hamburg (Odessa) wurden trotz Zustimmung der EKD, welche die Pfarrstellen finanziert, nicht verlängert. Maschewskis wegen haben elf Gemeinden die DELKU verlassen. „Maschewski hat ein diktatorisches System installiert, das mit lutherischem Kirchenverständnis nichts zu tun hat“, so sein Amtsvorgänger Uland Spahlinger.[1][2][3]
Außerdem wollte Maschewski als Bischof die Kirche den Positionen der Lutheran Church – Missouri Synod aus den USA annähern, die ultrakonservative Ansichten vertritt und nicht dem Lutherischen Weltbund angehört.[4] Eine Ordination von Pfarrerinnen lehnte er ab. Maschewski wies die Vorwürfe zurück, er wolle die Kirche anderen theologischen Richtungen öffnen. Seinen Vorgängern warf er finanzielle Bereicherung vor.
Der Präsident der Synode der DELKU, Konstantin Burlow-Wasiljew, verlangte im Juni 2016 eine schriftliche Erklärung von Maschewski; er sei alkoholisiert zur Einweihung einer Kapelle in Kiew gekommen und habe deshalb seine Rede nicht halten können. Im Juli 2016 entließ Maschewski Burlow samt seiner Kiewer Heimatgemeinde aus der ukrainischen Kirche. Mit juristischen Mitteln stritt er um den Zugriff auf Kirchengebäude und Immobilien von Gemeinden, die die DELKU verließen.[5]
Am 9. Oktober 2018 entzog die DELKU-Synode Bischof Serge Maschewski mehrheitlich das Vertrauen und die Vollmachten und wählte satzungsgemäß als Nachfolger für ein Jahr („bischöflicher Visitator“) Pawlo Schwarz, Pfarrer der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Auferstehungsgemeinde Charkiw.[6]
Trotz seiner Abwahl durch die Synode sieht Maschewski sich weiterhin im Amt, nennt sich inzwischen „Bischof der gesamten Ukraine“ und hat einen Teil der Gemeinden auf seiner Seite. Maschewski konnte Pawlo Schwarz’ staatliche Registrierung als Verwaltungsvorsitzender der DELKU rückgängig machen und hat deshalb noch Zugang zu deren Finanzen, Immobilien und Autos. Seit Maschewskis Amtsantritt ist die Mitgliederzahl der DELKU stark geschrumpft: 2013 hatte sie noch 2000 bis 2500 Mitglieder, im Frühjahr 2019 waren es – Schwarz’ und Maschewskis Gemeinden zusammen – noch etwa tausend.[7]
Familie
Serge Maschewski ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Weblinks
- Florian Kellermann: Protestanten in der Ukraine – Ideologische Grabenkämpfe in der evangelischen Kirche. Deutschlandfunk, 22. April 2016, abgerufen am 21. März 2017.
Anmerkungen
- Evangelischer Pressedienst: Lutherische Kirche in der Ukraine in der Krise. UNSERE KIRCHE (UK) – Evangelische Zeitung für Westfalen und Lippe, 12. Juli 2016, abgerufen am 21. März 2017.
- Thomas Greif: Lüge und Einschüchterung – Die bayerische Partnerkirche in der Ukraine zerfällt unter Bischof Maschewski. (Nicht mehr online verfügbar.) Evangelisches Sonntagsblatt für Bayern, 17. Juli 2016, archiviert vom Original am 30. September 2016; abgerufen am 21. März 2017.
- Achim Schmid (Fragen): „Eine Katastrophe“ – Oberkirchenrat Michael Martin: „Wir haben die Partnerschaft auf Eis gelegt“. (Nicht mehr online verfügbar.) Evangelisches Sonntagsblatt für Bayern, 17. Juli 2016, archiviert vom Original am 27. September 2016; abgerufen am 21. März 2017.
- Ukraine: DELKU vereinbart Partnerschaft mit Missouri Synod. Gustav-Adolf-Werk e. V. – Diasporawerk der evangelischen Kirche in Deutschland, 19. August 2016, abgerufen am 22. März 2017.
- Helmut Frank: »Ihre Gemeinde ist annulliert« – Ukraine: Bischof Serge Maschewski setzt seinen Konfrontationskurs fort. Evangelisches Sonntagsblatt für Bayern 38/2016, 18. September 2016, abgerufen am 22. März 2017.
- 1. DELKU-Synode 2018 wählt Pawlo Schwarz bischöflichen Visitator. DELKU, 11. Oktober 2018, abgerufen am 20. Oktober 2019.
- Philipp Demling: Pawlo Schwarz über den Machtkampf in der deutschen lutherischen Kirche der Ukraine. Evangelisches Sonntagsblatt für Bayern 18/2019, 12. Mai 2019, abgerufen am 20. Mai 2019.