Semele (Schiller)
Semele. Eine lyrische Operette von zwei Szenen. ist ein Singspiel von Friedrich Schiller. Es wurde im Musen-Almanach Anthologie auf das Jahr 1782 veröffentlicht. Anhand eines Raubdruckes aus dem Jahr 1800 redigierte Schiller das Stück, rückte jedoch von einer Neuveröffentlichung ab. Nach seinem Tod veröffentlichte der Freund und Förderer Christian Gottfried Körner die überarbeitete Fassung 1807 im fünften Band der Reihe Theater von Schiller im Cotta-Verlag.
Daten | |
---|---|
Titel: | Semele |
Gattung: | Schauspiel |
Originalsprache: | Deutsch |
Autor: | Friedrich Schiller |
Erscheinungsjahr: | 1782 |
Uraufführung: | 10. November 1900 |
Ort der Uraufführung: | Schauspielhaus Berlin, Berlin |
Ort und Zeit der Handlung: | Schauplatz ist der Palast der Semele zu Theben |
Personen | |
|
Die Vorlage für das Werk bildet das dritte Buch der Metamorphosen des Ovids. Die eifersüchtige Juno überredet in der Gestalt der Amme Beroe die thebanische Königstochter Semele zu einer Begegnung mit dem Liebhaber. Nachdem Zeus seiner Geliebten den Wunsch ihn sehen zu dürfen erfüllt, wird diese augenblicklich von seinem Glanz vernichtet.
Inhalt
1. Szene
Juno will sich an Semele, der Geliebten ihres Gatten Zeus rächen. Dafür nimmt sie die Gestalt der Amme Beroe an. Semele soll Zeus wahre Gestalt erfahren, um sich zu vergewissern, dass es sich bei ihrem Geliebten wirklich um den Göttervater handelt. Semele willigt ein und erzählt, dass sich der Gott auch über die Eifersucht seiner Gattin mokiert. Schließlich macht sich die Prinzessin über die scheinbar abwesende Gattin lustig und maßt sich an, die Götter zu verspotten.
2. Szene
Der verliebte Zeus gebietet seinem Sohn Hermes den Griechen für ihre Opfergaben mit reicher Ernte zu danken. Als er Semele trifft, unterstellt sie ihm Betrug. Obwohl Zeus einen Regenbogen zaubert und den Wechsel von Tag zu Nacht beschleunigt, zeigt sich Semele weiterhin unberührt. Nachdem sie Zeus einen Wunsche sowie dessen unbedingte Erfüllung entlockt hatte; der Gott schwor es beim Fluss Styx, fordert sie ihn auf, sich zu zeigen. Zeus kommt der Bitte nach.
Rezeption
Schiller selbst verwarf 1789 in einem Brief an seiner späteren Ehefrau Charlotte von Schiller das Werk[1]: „Dass Sie der Semele erwähnen, hat mich ordentlich erschreckt. Mögen mir`s Apoll und seine neun Musen vergeben, dass ich mich so gröblich an ihnen versündigt habe!“[2] Ursprünglich hätte Johann Rudolf Zumsteeg das Stück vertonen sollen. Johann Andreas Streicher verfasste in seiner Schrift Schillers Flucht von Stuttgart nach Mannheim und Aufenthalt in Mannheim von 1782-1785 eine Erinnerung, darin er Schillers Semele wegen der technischen Möglichkeiten des Theaters als unaufführbar betrachtete. 1887 vertonte Franz Curti das Libretto.
Nachfolgende Autoren übernahmen teilweise Schillers negative Einschätzung. Gustav Schwab wertete die Weigerung Schillers, die Operette Semele in der Ausgabe seiner Dramen aufzunehmen, als Konsequenz einer ästhetischen Reife.[3] In seinem Werk Friedrich Schiller als Mensch, Geschichtschreiber, Denker und Dichter meinte der Journalist Karl Grün: „Das ganze ist durchaus eine Mißgeburt, aus einer griechischen Statue und einer Schiller`schen Gefühlsfratze zusammengewachsen, ungenießbar und abschreckend.“[4] Dagegen urteilte der Biograph Peter-André Alt: „Mag der Text auch durch eine dramaturgisch einfache Grundkonstruktion getragen werden, so hat er doch seinen künstlerischen Reiz. Schiller gelingt es, dem mythischen Stoff eine eigene Handschrift einzuprägen. [...] Mit der Semele hat der junge Schiller sein erstes literarisches Meisterstück vorgelegt, das die anderen Arbeiten der Anthologie in den Hintergrund drängt.“[5] Günter Oesterle sieht Schillers spätere Ablehnung in dessen Hinwendung zur Klassik begründet.[6]
Die Uraufführung im Königlichen Schauspielhaus Berlin fand eine gute Resonanz.[7] Laut Richard von Kralik habe es sich aber lediglich um ein Achtungserfolg gehandelt.
Literatur
Textausgaben
- Friedrich Schiller: Theater von Schiller. Band 5. Cotta, 1807, S. 389–420.
- Friedrich Schiller: Semele. In: Schiller. Werke in drei Bänden. Bd.2. Hanser, München 1966, S. 1033–1052.
Sekundärliteratur
- Ludwig Finscher: Was ist eine lyrische Operret? Anmerkungen zu Schillers "Semele". In: (Hrsg.) Achim Aurnhammer: Schiller und die höfische Welt. Gruyter, Tübingen 1990, ISBN 3-484-10649-2, S. 152–155.
- Ingo Müller: Dramatische Intrige und musikalische Gegenwärtigkeit. Zur Frage der Intermedialität von Friedrich Schillers "lyrischer Operette" "Semele". In: (Hrsg.) Wilfried Barner: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft. Internationales Organ für Neuere Deutsche Literatur. Band 57. Wallstein Verlag, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1322-4, S. 75–104.
- Günter Oesterle: Exaltationen der Natur. Friedrich Schillers "Semele" als Poetik tödlicher Ekstase. In: Georg Braungart (Hrsg.): Schillers Natur, Leben, Denken und literarisches Schaffen. Meiner, Hamburg 2005, ISBN 3-7873-1770-8, S. 209–220.
- Karl Pestalozzi: Dichtung als verborgene Theologie im 18. Jahrhundert. Lavaters religiöses Drama "Abraham und Isaak" und Schillers Operette "Semele". Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-029448-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Vgl. Peter-André Alt: Schiller. Eine Biographie. In: C.H.Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58681-1, S. 236.
- Schiller: Briefe An Charlotte von Lengfeld, Weimar den 50. April 1789 In: Heinrich Doering (Hrsg.) Friedrich von Schiller`s auserlesene Briefe in den Jahren 1781-1805. Jena 1834, S. 117.
- Vgl. Gustav Schwab: Schillers Leben in drei Büchern. S. G. Liesching, Stuttgart 1840. S. 91.
- Karl Grün: Friedrich Schiller als Mensch, Geschichtschreiber, Denker und Dichter. In: Brockhaus, Leipzig 1844, S. 497.
- Peter-André Alt: Schiller. Eine Biographie. In: C.H.Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58681-1, S. 238.
- Vgl. Günter Oesterle: Exaltationen der Natur. Friedrich Schillers "Semele" als Poetik tödlicher Ekstase. In: Georg Braungart (Hrsg.): Schillers Natur, Leben, Denken und literarisches Schaffen. Meiner, Hamburg 2005, ISBN 3-7873-1770-8, S. 220.
- Vgl. Peter-André Alt: Schiller. Eine Biographie. In: C.H.Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58681-1, S. 237.