Sei gesegnet ohne Ende
Sei gesegnet ohne Ende, auch bekannt als die Kernstock-Hymne, war von 1929 bis 1938 die Bundeshymne der Ersten österreichischen Republik sowie des Ständestaats.
Sei gesegnet ohne Ende | |
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Alternativer Titel | Kernstock-Hymne |
Land | Österreich |
Verwendungszeitraum | 1929–1938 (Bundeshymne) |
Text | Ottokar Kernstock |
Melodie | Joseph Haydn |
Geschichte der Hymne
Zur Hymne der Ersten Republik wurde, wenngleich nie offiziell, im Jahr 1920 zunächst die sogenannte Renner-Kienzl-Hymne Deutschösterreich, du herrliches Land. Sie konnte sich aber letztlich gegen die seit Generationen vor allem den bürgerlichen Schichten wohlvertraute, in verschiedensten Fassungen im Kaisertum Österreich als Volkshymne gesungene Kaiserhymne mit der Melodie von Joseph Haydn nicht durchsetzen. Dies gelang ihr selbst dann noch nicht, als am 11. August 1922 der deutsche Reichspräsident Friedrich Ebert das Deutschlandlied mit derselben Melodie von Haydn offiziell zur deutschen Nationalhymne erklärte.
Zur zweiten Hymne der Ersten Republik sowie des austrofaschistischen Ständestaats wurde 1929 an ihrer Stelle – nachdem es bereits 1922 Vorstöße gegeben hatte, sie zur Nationalhymne zu erheben – auf Antrag des christlich-sozialen Heeresministers Carl Vaugoin die Kernstock-Hymne, die 1920 von Ottokar Kernstock verfasst worden war. Sie wurde wie die Volkshymne zur Haydn-Melodie gesungen, die dritte Strophe („Osterland bist du geheißen“) wurde allerdings nicht Teil der Hymne.
„Sei gesegnet ohne Ende“ war nicht der einzige Vorschlag für eine österreichische Nationalhymne. Anton Wildgans etwa schlug im Februar 1929 Richard Strauss vor, eines seiner Gedichte als Österreichisches Lied zu vertonen, was Richard Strauss zwar tat (Trenner 259, Asow op. 78; Uraufführung am 10. Januar 1930 im Großen Saal des Wiener Musikvereins), allerdings in einer wenig volkstümlichen, da nicht leicht singbaren Weise:[1]
Wo sich der ewige Schnee | |||
Die Bestimmung der Kernstockhymne als zur Haydn-Melodie zu singender Nationalhymne führte allerdings bis 1938 zu einem österreichischen Hymnenchaos, da die Tendenz dieser polarisierten Zeit dahin ging, parteipolitische Lieder statt patriotischer Gesänge anzustimmen. Dekretierte etwa der Wiener Stadtschulrat, dass „Deutschland über alles“ zu singen sei, so konterte das Unterrichtsministerium mit einem Erlass, dass ausschließlich die Kernstockhymne verwendet werden dürfe. Je nach politischer Ausrichtung der Singenden konnte der Haydn-Melodie die Kernstock-Hymne, die francisco-josephinische Volkshymne oder „Deutschland, Deutschland über alles“ unterlegt werden, so dass das Singen der Hymne zu öffentlichen Anlässen unter Umständen in mehr als einer Hinsicht in Dissonanzen enden konnte.
Ab 1936 war es im Zuge des Märtyrerkults um Engelbert Dollfuß üblich, vor allem bei schulischen Gelegenheiten gleich nach der Nationalhymne mit derselben Ehrenbezeugung das Lied der Jugend zu singen.
Populär ist die Kernstock-Hymne jedoch ebenso wenig geworden wie die Renner-Kienzl-Hymne. Die eine wie die andere war nach dem Ende des Dritten Reiches obsolet, und es wurden keine Versuche zu ihrer Wiederbelebung unternommen.
Text der Hymne
1. Sei gesegnet ohne Ende, |
2. Keine Willkür, keine Knechte, |
3. Osterland bist du geheißen, |
4. Lasst, durch keinen Zwist geschieden, |
Der ursprüngliche Text Kernstocks unterschied sich in einigen Formulierungen von der als Nationalhymne übernommenen Fassung. So fand sich in der ersten Strophe anstatt Heimaterde die Formulierung deutsche Heimat, und an der Stelle des Wortes ehrlich stand redlich. In der ersten wie auch in der zweiten Strophe wurde in der Urfassung außerdem anstatt der Worte mein Österreich die Bezeichnung Deutschösterreich verwendet, wie es in der obenstehenden Fassung auch in der nicht übernommenen dritten Strophe zu sehen ist. Die Formulierung mein Österreich in der vierten Strophe ist jedoch authentisch.
Siehe auch
- Liste ehemaliger Nationalhymnen
- Österreichische Kaiserhymnen
- Ihr Jungen, schließt die Reihen gut (Dollfuß-Lied)
- Land der Berge, Land am Strome – die Hymne der Zweiten Republik
Literatur
- Peter Diem: Die Symbole Österreichs. Zeit und Geschichte in Zeichen. Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00594-9.
Einzelnachweise
- Eintrag zu Österreichisches Lied im Austria-Forum, Autor/Redaktion: Peter Diem.