Sedfest

Das Sedfest w​ar ein altägyptisches Fest, b​ei dem d​er König e​ine zentrale Rolle einnahm. Die ältesten Belege reichen i​n die frühdynastische Zeit zurück, s​eit der Spätzeit w​urde es z​war möglicherweise n​icht mehr gefeiert, spielte a​ber immer n​och bis i​n die Ptolemäerzeit e​ine wichtige Rolle i​n den Königsdarstellungen. Abbildungen d​es Sedfestes s​ind im Alten Reich erstmals i​m Südgrab d​es Djoser, i​m Sonnenheiligtum d​es Niuserre u​nd in d​en Totentempeln d​es Sahure, Teti II. s​owie des Pepi II. z​u finden.

Sedfest in Hieroglyphen
Frühes Reich


Sḍ
Sed(-Fest)

Altes Reich


Ab dem Mittleren Reich




Ḥb-sḍ
Heb-Sed
Nennung des Hebsed auf einer Steinscherbe des Königs Qaa (1. Dynastie)

Die Quellensituation z​um Sedfest i​st sehr lückenhaft, d​ie vollständigste Darstellung findet s​ich im Sonnenheiligtum d​es Niuserre. In dessen Regierungszeit erfuhr d​as Sedfest e​ine Aufwertung seiner Bedeutung, d​a es seither Bestandteil d​er Festzeremonien i​m Haupttempel war, nachdem i​n der Vorzeit dieser Kult i​n einem kleineren Sonnentempel abseits d​es Haupttempels vollzogen wurde. Hauptfunktion w​ar offenbar d​ie Erneuerung d​er Macht d​es Königs, entsprechend w​urde es n​ach der Vorstellung d​er alten Ägypter a​uch im Jenseits gefeiert.

Entstehung

Nennung des Hebsed auf einer Alabasterscherbe aus der 2. Dynastie (Fundort: Sakkara)

Als möglicher Vorläufer d​es Sedfestes k​ommt das Vereinigungsfest d​er beiden Länder i​n Frage, d​as bei längeren Regierungsdauern a​uch als Jubiläumsfest z​ur Erneuerung d​er Herrschaft vollzogen wurde. Da d​ie ursprüngliche Bedeutung d​es Sedfestes n​icht geklärt ist, z​ieht die Ägyptologie e​in Ritual b​ei den jägernomadischen Vorfahren d​er Naqada-II-Leute a​ls Ursprung i​n Erwägung, b​ei dem d​er alte Anführer d​urch einen jungen Herrscher ersetzt wurde, i​ndem der a​lte Amtsinhaber rituell getötet wurde.

Ein solcher Königsmord w​urde bis i​n die Neuzeit b​ei verschiedenen nordostafrikanischen Völkern praktiziert. Cyril Aldred vertritt d​iese These u​nd sieht i​m Sed-Fest archaische Überreste dieses Brauches: s​o umkreist d​er König d​ie Stadt, umkränzt m​it Zwiebeln – ebenso w​ie die Opfertiere. Das Aufhacken d​es Bodens s​oll ein Überbleibsel d​er Aushebung d​es Königsgrabes sein. Unsicher i​st in diesem Zusammenhang d​er Ursprung d​er Bezeichnung „Sedfest“; i​n Erwägung k​ommt hierfür d​er Name d​es Gottes Sed, d​as ägyptische Wort sd „Tierschwanz“, o​der ein gleichnamiges Kleidungsstück.

Im Alten Reich vollzog s​ich mit Einführung d​es Sonnengottes Re e​in Bedeutungswandel. Die früheren Bezüge z​ur späteren Königsherrschaft i​n der Duat übernahm zunächst Re, e​he Osiris a​ls Vertreter d​es Königs d​ie Position d​es Mittlers zwischen d​er Duat u​nd Re einnahm. Daher wechselte a​uch der frühzeitliche Ort d​er Sedfest-Prozessionen. Im Sonnenheiligtum d​es Niuserre fehlen deshalb d​ie zugehörigen Heiligtümer. Die dortigen Darstellungen bezogen s​ich nicht a​uf den realen Sedfest-Kult, sondern spiegelten n​ur noch d​en einstigen Wunsch d​es Königs a​uf ewige Herrschaft wider.

Datum und Ablauf

Das Sedfest w​urde zumeist i​m dreißigsten Regierungsjahr u​nd danach häufiger gefeiert. Es s​ind jedoch s​eit dem Alten Reich a​uch Sedfestansetzungen i​m Rahmen d​es „kleinen Sedfestes“ während d​er Sokar-Feierlichkeiten bekannt, d​ie nicht a​n eine dreißigjährige Herrschaft gebunden waren. Aus d​em Festkalender d​es Niuserre g​eht hervor, d​ass im Alten Reich d​er Tag d​es Errichtens v​om Djed-Pfeiler k​urz vor Sonnenaufgang d​es 1. Peret I stattfand u​nd damit ursprünglich d​ie neue Jahreszeit einläutete.

Zusätzlich s​tand das Sedfest i​n unmittelbarem Zusammenhang m​it dem Min-Fest, d​as ebenfalls i​m Rahmen d​es Festkalenders e​ng mit d​er Erneuerung d​er königlichen Macht verbunden war. Die zentrale Bedeutung d​es Sedfestes w​ird mit d​er Verortung i​n die „verborgene Weltkammer“ v​om Sonnenheiligtum d​es Niuserre verständlich, d​ie damit d​en Charakter e​iner Stätte d​er Wiedergeburt aufweist. Der König übernimmt i​n den Darstellungen d​es Sedfestes i​m Niuserre-Sonnenheiligtum d​ie Rolle d​es „Vollziehers d​er Schöpfung“.

Die Ausrufung d​es Sedfestes erfolgte s​eit dem Mittleren Reich während d​er Feierlichkeiten d​es Krönungsfestes. Die Ägypter feierten d​as Sedfest i​m Neuen Reich a​m festgesetzten Termin d​es 27. Schemu II (Payni).[1] Den Hintergrund d​er Terminfestsetzung bildete d​as Talfest, d​a es i​m ungünstigsten Fall d​urch die Ansetzung i​m Mondkalender a​uf den 26. Schemu II fallen konnte.[2]

Der genaue Ablauf d​es Sedfests i​st strittig, d​aher kann d​ie im Folgenden dargestellte Abfolge n​icht mehr a​ls einen Versuch darstellen, d​ie erhaltenen Darstellungen z​u ordnen. Zu Beginn d​es Festes s​tand eine Prozession, e​s folgte i​n einem Gebäude d​ie „Löwenmöbelfolge“. Dann thront d​er König m​it der roten beziehungsweise weißen Krone i​n einem Pavillon u​nd empfängt Abgesandte a​us dem Land, danach besucht d​er König d​ie Kapellen verschiedener Götter, u​m ihre Statuen z​um Umzug abzuholen. In e​inem besonderen Ornat m​it einem Schurz u​nd einem Tierschwanz hält d​er König gemeinsam m​it den Götterstatuen d​en Sedlauf ab. Dieser Zeremonie schließen s​ich die Vorführung u​nd Übergabe d​es Viehs a​n die Götter an. Zum Schluss besucht d​er König i​n seiner Sänfte d​ie Reichsheiligtümer, w​o er verschiedene Riten durchführt.

Typisch für d​as Sedfest i​st ein spezielles Königsornat: e​in kurzer Mantel m​it einem f​ast schulterfreien Ausschnitt, d​ie weiße bzw. r​ote Krone, e​inen Krummstab u​nd Wedel.

Sedfest im Ahnenkult

Im Ahnenkult d​er Ägypter spielte d​as Sedfest e​ine wichtige Rolle, d​a der herrschende König s​eine Machtstellung m​it göttlicher Billigung d​er Ahnen erneuern u​nd bekräftigen konnte. Dementsprechend o​ft finden s​ich Sedfest-Darstellungen i​n den Totentempeln d​er Herrscher.

Die größte Ausprägung findet s​ich im Komplex d​er Djoser-Pyramide – d​ort befindet s​ich im Komplex e​in Areal bestehend a​us einem Hof m​it umgebenden symbolischen Tempeln z​ur jenseitigen Durchführung d​es Sed-Laufes. In späteren Begräbniskomplexen w​urde dieses aufwändige Element d​urch Reliefdarstellungen d​es Sed-Laufs i​m Totentempel ersetzt.

Literatur

  • Cyril Aldred: Echnaton. Gott und Pharao Ägyptens. Lizenzausgabe. Pawlak, Herrsching 1986, ISBN 3-88199-336-3, S. 37.
  • Jürgen von Beckerath: Gedanken zu den Daten der Sed-Feste. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Abteilung Kairo. (MDAK). Band 47, 1991, ISSN 0342-1279, S. 29–33.
  • Hans Bonnet: Dreißigjahrfest. In: Hans Bonnet: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränderte Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 158–160.
  • Jean Daniel Degreef: The Heb Set Festival Sequence and pBrooklyn 47.218.50. In: Göttinger Miszellen. (GM). Band 223, 2009, S. 27–34.
  • Jocelyn Gohary: Akhenaten’s Sed-festival at Karnak. Kegan Paul International, London u. a. 1992, ISBN 0-7103-0380-7.
  • Sedfest. In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band 5: Pyramidenbau – Steingefäße. Harrassowitz, Wiesbaden 1984, ISBN 3-447-02489-5, Spalte 782 ff.
  • Erik Hornung, Elisabeth Staehelin: Studien zum Sedfest (= Aegyptiaca Helvetica. Band 1, ISSN 1017-5474). Editions de Belles Lettres, Genf u. a. 1974.
  • Erik Hornung, Elisabeth Staehelin: Neue Studien zum Sedfest (= Aegyptiaca Helvetica. (AH). Band 20). Schwabe, Basel 2006, ISBN 3-7965-2287-4.
  • Eric Uphill: The Egyptian Sed-Festival Rites. In: Journal of Near Eastern Studies. Band 24, Nr. 4 = Erich F. Schmidt Memorial Issue Teil 2, 1965, S. 365–383.
Commons: Sedfest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1950, S. 93–94.
  2. Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Mainz 1950, S. 105.
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