Sd.Kfz. 300
Das Sd.Kfz. 300 (Sonder-Kraftfahrzeug 300) war ein Kettenfahrzeug der Deutschen Wehrmacht, das zum Minenräumen vorgesehen war.
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Borgward Minenräumwagen B I Sd.Kfz. 300
Mit Datum 19. Oktober 1939 erließ der Oberbefehlshaber des Heeres eine Forderung für einen „Beton-Wagen mit Räumwalzen“ für die Spezialpioniere des Heeres. Daraufhin beauftragte das Heereswaffenamt (HWA) am 21. November 1939 die Firma Borgward mit der Entwicklung und Herstellung vom 50 Exemplaren eines ferngelenkenten Vollkettenfahrzeugs, das als Schleppfahrzeug für einen Dreirollenminenroller dienen sollte.
Aufgrund der zu erwartenden hohen Verlustrate sollte das Fahrzeug möglichst günstig herzustellen sein. Das Ergebnis war ein 1,5 t schweres Fahrzeug, bestehend aus einer simplen rechteckige Stahlwanne mit einem Kettenlaufwerk, bestehend aus drei Laufrollen mit vierteiligen Holzauflagen anstelle der üblichen aus Gummi, Antriebsrad vorn, Leitrad hinten, angetrieben durch einen im Heck verbauten Borgward Typ 4 M 1,5 R II Vergasermotor. Der Aufbau bestand aus gegossenem Beton und nahm Antriebsstrang, Tank und Fernsteuerung auf. An der linken Fahrzeugaußenseite befand sich ein Hebel mit den drei Stellungen Halt, Fahrt 2 km/h und Fahrt 5 km/h. Dahinter befand sich die Durchführung des Abgasrohrs zum außen montierten Endschalldämpfer. Auf der Fahrzeugoberseite war eine Wartungsluke mit Lüfteröffnung, der vordere Bereich war offen und erlaubte Zugang zum elektromagnetischen Einscheiben-Kettengetriebe. Alle Fahrzeuge gingen an die Minenräum-Kompanie 1.
Beim Minenräumen in der Maginot-Linie, das primär der Erprobung und der Ausbildung des Personals dienen sollte, ging die Masse der B I verloren. Das dürfte auch dem fragwürdige Räumverfahren zuzuschreiben sein, bei dem der Wagen den Minenroller hinter sich herzog, was trotz seines relativ geringen Gewichts dazu führte, dass Minen bereits unter dem Wagen detonierten und diesen zerstörten.
Borgward Minenräumwagen B II Sd.Kfz. 300
Schon am 3. April 1940 erteilte das HWA der Firma Borgward einen Folgeauftrag über 100 weitere Sonderwagen, welche ebenfalls die Sonderkraftfahrzeugnummer 300, kurz Sd.Kfz.300 trugen. In die als Borgward Typ II, kurz B II bezeichneten Fahrzeuge, welche im Grunde eine vergrößerte Version des B I darstellten, flossen bereits mit diesem gewonnene Erfahrungen ein. Das verlängerte Fahrwerk des B II hatte vier Laufrollen, die Antriebsräder waren erhöht montiert, was Vorteile beim Überklettern von Hindernissen und dem Überschreiten von Gräben brachte. Mittig zwischen zweiter und dritter Laufrolle war eine einzelne Stützrolle ergänzt worden. Durch die Verlängerung von Fahrwerk und Wanne erhöhte sich das Gewicht auf 2,3 Tonnen, was man durch den Einbau eines stärkeren 6 Zylinder Borgward Typ 6 M 2,3l RTBV Motors mit 49 PS auszugleichen suchte. Wie beim Typ B I befand sich auf der rechten Fahrzeugaußenseite der Wahlhebel für die drei Stufen Halt, Fahrt mit 2 bzw. 5 km/h. Der Auspuff war ans Fahrzeugheck gewandert und darunter befand sich die Kühleröffnung. Auf der Fahrzeugoberseite lagen mehrere Wartungsluken, wobei im vorderen Bereich hinter Getriebe und Seitenvorgelege ein größerer Stauraum frei blieb.
Nach den nicht zufriedenstellenden Ergebnissen mit dem gezogenen Walzenanhänger ging man zu einer neuen Räummethode über. Der B II wurde hierzu mit einer Sprengladung versehen ferngelenkt in ein Minenfeld gefahren und löste er eine Mine aus, so sollte die mitgeführte Sprengladung ebenfalls umsetzen und so die benachbarten Minen zur Zündung bringen. Auch dieses Verfahren wurde ausgiebig erprobt und führte auch zur Frage des Einsatzes als Ladungsträger gegen Bunker, Hindernisse und ggf. Feindpanzer. Dabei kam das Problem auf, ein sicheres und praktikables Zündverfahren zu entwickeln. Die ebenso simple wie problematische Lösung war der Anbau einer quer zur Fahrtrichtung an der Front angebrachte Schiene, deren Halterung aus einem Loch in der linken Seitenwand kam. Über diese mechanische Verbindung wurde die Sprengladung ausgelöst, sobald die Schiene auf einen Widerstand stieß. Zwar wurden beide Verfahren im Sommer 1941 an der Ostfront unter Gefechtsbedingungen erprobt, bewährten sich jedoch ebenso wenig wie der B II selbst. Das Fahrzeug hatte diverse technische Mängel und auch die fragile Funkfernsteuerung bereitete häufig Probleme. Letztlich wurde das Minenräumen mit den Wagen B I und B II eingestellt und die Restbestände wurden als Ladungsträger im originären Sinne verwendet.
Technische Daten B I B II
Gewicht: 1,5t 2,3t
Leistung: 29PS 49PS
HG: 5 km/h 5 km/h
Ladungsgewicht: 50 kg 50 kg