Schwarzfäule der Rebe
Der Schlauchpilz Phyllosticta ampelicida (Synonym: Guignardia bidwellii) ruft die Pilzkrankheit Schwarzfäule der Rebe[1] (englisch Black rot) hervor. Die Schwarzfäule breitet sich nur bei milder und feuchter Witterung aus. Sie kann Ertragseinbußen von 5 bis 80 % verursachen. Der Gattungsname ist dem französischen Apotheker und Botaniker Jean Louis Léon Guignard (1852–1928) gewidmet.[2]
Schwarzfäule der Rebe | ||||||||||||
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Schwarzfäule der Rebe (Phyllosticta ampelicida) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Phyllosticta ampelicida | ||||||||||||
(Engelm.) Aa |
Verbreitung
Die ursprünglich nur in den USA sowie Kanada vorkommende Krankheit wurde mit befallenem Pflanzenmaterial weltweit verbreitet.
Erstmals beschrieben wurde die Krankheit Ende des 18. Jahrhunderts von André Michaux. Aufsehen erregte sie jedoch erst im Jahr 1848, als sie den Weinbau in Ohio zumindest im Süden nahezu vollständig zum Erliegen brachte. Nachdem die Schwarzfäule in Südamerika ideale Bedingungen vorfand, ist sie in Europa seit 1885 bekannt.
Am 7. September 1885 veröffentlichten Viala und Ravaz das erstmalige Auftreten der Krankheit in Frankreich. Geschädigte Pflanzen wurden damals in Cazilhac bei Ganges entdeckt. Seitdem tritt der Pilz regelmäßig in einigen Gebieten Frankreichs und Italiens sowie seit 1989 im Kanton Tessin in der Schweiz auf. In Deutschland trat die Krankheit zwar bereits im Jahr 1933 im Weinbaugebiet Baden in Erscheinung, starker Befall ist jedoch erst seit dem Jahr 2002 an Mosel, Nahe und Mittelrhein zu beobachten. Besonders ökologisch bewirtschaftete Weinberge sind verstärkt betroffen.
Biologie
Der Pilz kann in vielen Pflanzenteilen am Rebstock überwintern, oft und gerne in sogenannten 'Mumien' (eingetrockneten Trauben). Während des Winters bilden sich Fruchtkörper, von denen dann auf geschlechtliche Weise Ascosporen hervorgebracht werden. Schon bei geringen Niederschlägen werden diese im Frühjahr ausgestoßen und durch den Wind verbreitet. Zur Keimung benötigen sie allerdings Nässe und höhere Temperaturen. Die optimale Keimtemperatur liegt bei 26,5 °C bei einer Keimdauer von 6 Stunden. Die Ascosporen können sowohl das Laub, als auch alle anderen grünen Pflanzenteile infizieren. In den so befallenen und abgestorbenen Pflanzenteilen bilden sich innerhalb weniger Tage asexuelle Sporen in sogenannten Pyknidien, die wiederum zu weiteren Infektionen führen können. In der Regel bleibt die Infektionsgefahr für die Rebe bis zum Beginn der Reife bestehen. Erst mit dem dann einsetzenden Wachstumsstop der Pflanze und den in der Regel fallenden Temperaturen, geht die Infektionsgefahr zurück.[3]
Krankheitsbild
Die Blätter zeigen maximal 9 mm große Flecken, die durch einen dunkelbraunen Rand vom gesunden Gewebe abgegrenzt sind. Auf den Sommertrieben bilden sich schwärzliche Nekrosen. Befallene Beeren färben sich dunkelgrau und trocknen meist völlig ein (Fruchtmumien).[4]
- frische Beerensymptome nach Ablauf der Inkubationszeit
- junge Infektionsstellen und eingetrocknete Beeren
- später Beerenbefall – bereits weiche Beeren trocknen nicht mehr vollständig ein und können zu negativen geschmacklichen Beeinträchtigungen im Wein führen
- befallener Trieb und Stielgerüst eines Gescheins
- Triebbefall, Befallsstelle mit Pyknidien
- eingetrocknete Beeren
- Pyknidien auf einer Beere
- Fruchtmumien als Folge von Infektionen unmittelbar nach der Blüte
- Fruchtmumien verbleiben am Rebstock
- Fruchtmumien verbleiben am Rebstock
- Fruchtmumien
- Blatt und Stielbefall
- rechtes Blatt mit extremer Schädigung
- Blattsymptome
- Blattsymptome
- Blattsymptome
- hell- bis dunkelbraune Flecken mit dunkler Umrandung – typische Blattbefallsstellen
- Blattsymptome
- Blatt- und Beerenschädigung
Bekämpfung
Befallene Reborgane sind als Ausgangsinokulum für weitere Infektionen aus den Rebanlagen zu entfernen. Weiterhin müssen nicht mehr bewirtschaftete Drieschen konsequent gerodet werden. Im integrierten Weinbau haben sich Pflanzenschutzmittel aus den Wirkstoffklassen der Strobilurine, Triazole und Dithiocarbamate als sehr wirkungsvoll herausgestellt. Ein besonderes Problem stellt die Schwarzfäule im ökologischen Weinbau dar. Die Grundlage für eine erfolgreiche Schwarzfäule-Bekämpfungsstrategie bilden hier kulturtechnische Maßnahmen. Von den direkten Bekämpfungsmaßnahmen hat sich der wöchentliche Einsatz der Kombination Schwefel-Kupfer als am Wirkungsvollsten herausgestellt.
Literatur
- Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon. Hallwag, Gräfe und Unzer, München 2006, ISBN 3-8338-0691-5.
- Pierre Galet: Les maladies et les parasites de la vigne. Band 1. Imprimerie du Paysan du Midi, Montpellier 1977, ISBN 2-87777-038-9.
- Daniel Molitor: Untersuchungen zur Biologie und Bekämpfung der Schwarzfäule (Guignardia bidwellii) an Weinreben (= Geisenheimer Berichte. Band 65). Geisenheim 2009, ISBN 978-3-934742-54-3.
- Karl Bauer, Ferdinand Regner, Barbara Schildberger: Weinbau. 9. Auflage. avBuch im Cadmos Verlag, Wien 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4.
- Horst Diedrich Mohr (Hrsg.): Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Eugen Ulmer, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4148-5.
Weblinks
- Schwarzfäule der Rebe – Rebschutzdienst NÖ
Einzelnachweise
- J. Hallmann, A. Quadt-Hallmann, A. von Tiedemann: Phytomedizin. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8252-2863-7.
- Lotte Burkhardt 2022: Eine Enzyklopädie zu eponymischen Pflanzennamen: Von Menschen & ihren Pflanzen – Berlin: Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin. – https://doi.org/10.3372/epolist2022, Berlin 2022.
- Karl Bauer, Ferdinand Regner, Barbara Schildberger: Weinbau. 9. Auflage. avBuch im Cadmos Verlag, Wien 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4, S. 369–370.
- Karl Bauer, Ferdinand Regner, Barbara Schildberger: Weinbau. 9. Auflage. avBuch im Cadmos Verlag, Wien 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4, S. 369–370.