Schwanenflügel (Adelsgeschlecht)
Von Schwanenflügel (auch von Schwanenflug, früher Swanenflogel) ist der Name eines alten niedersächsischen Adelsgeschlechtes, hervorgegangen aus einem Göttinger Patriziergeschlecht, das im 13. Jahrhundert zuerst urkundete.[1]
Geschichte
Herzog Wilhelm zu Braunschweig und Lüneburg überließ als Oberlehnsherr den Swanenflügeln zu Göttingen 1482 eine Hufe Landes und einen Sattelhof zu Niedern Iesa, die von den Edelherren von Bovenden zu Lehen gingen, als freies Erbgut.[2] Die von Schwanenflügel hatten auch, als Afterlehen, Lehen derer von Westernhagen inne.[3] 1532 entfachte sich ein Streit zwischen der Göttinger Familie Swanenflogel und dem Kloster Weende um den sogenannten Swanenflogelschen Hof, der erst 1591 damit beigelegt wurde, dass das Kloster auf seine Ansprüche an dem Hof verzichtete.[4] Das redende Stammwappen, ein Schwanenflügel, ist heute noch an der Junkernschänke in Göttingen zu sehen. Das spätgotische Haus hatte der Ratsherr und Bürgermeister Giseler Swanenflogel (Giselher Schwanenflügel) 1541 erworben und mit reichen Fassadenschnitzereien versehen lassen.[5] 1618 wurden die Schwanenflügel zu Göttingen, Duderstadt und Uslar von den von Uslar mit einer halben Hufe Landes vor Groß Schneen belehnt.[6] 1663 wurden die Schwanenflügel zu Duderstadt mit dem Zehntbesitz an der Wüstung Lerne belehnt, ehemals Besitz derer von Hanstein, wie auch zu Duderstadt selbst.[7] Ab Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich ein Zweig derer von Schwanenflügel auch in Kopenhagen.[8]
Die Linie des sächsischen Bahnhofsinspekteurs Wilhelm von Schwanenflügel (1832–1896) wurde 1911 als „von Schwanenflug“ in den sächsischen Adelstand erhoben. Der sächsische Sanitätsrat Dr. Arno von Schwanenflug, Sohn des zuvor genannten, wurde 1913 ins sächsische Adelsbuch eingetragen (Nr. 430).
Ein Mitglied des Schwanenflügelschen Hauses hinterlegte im Jahr 1932 ein Depositum im seinerzeitigen Hauptstaatsarchiv Hannover, das insbesondere aus Lehens-Urkunden und Akten der Familie aus dem Raum Südhannover für den Zeitraum von 1393 bis 1889 besteht. Die etwa 0,3 Regalmeter umfassenden Lehnsurkunden teilen sich in 234 Urkunden und 14 Aktenfaszikel auf.[9] Anlässlich einer Neuordnung der als Depositum 51 bezeichneten Stücke unter dem Obertitel „Familie von Schwanenflügel: Urkunden und Akten“ im Jahr 1948 unter dem Staatsarchivdirektor Adolf Diestelkamp resümierte der seinerzeitige Staatsarchivreferendar Herbert Mundhenke:
„In Druck- oder Regestenwerken ist bislang keine der im Schwanenflügelschen Archiv befindlichen Urkunden verarbeitet.[9]“
Angehörige
- Herman Heinrich Louis Schwanenflügel (1844–1921), dänischer Historiker[10]
- Angelika von Schwanenflügel-Krogmann (1919–1978), auch: Angelica Krogmann und Namensvarianten, deutsche Autorin, Journalistin und Schriftstellerin
Wappen
Das Stammwappen zeigt einen silbernen (Schwanen-)Flügel auf rotem Grund. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein offener silberner Flug. (Siegel vom 16. Juni 1422 erhalten.)[11]
Schwanenflug (1911): In Blau über einem erniedrigten schrägen silbernen Wellenbalken schrägrechts hintereinander fliegend zwei silberne Schwäne. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein sitzender silberner Schwan, die Brustfedern ordnend.
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, C. A. Starke Verlag, Limburg/Lahn
- Adelslexikon, Band XIII, Band 128 der Gesamtreihe, 2002, S. 186
- Genealogisches Handbuch der adeligen Häuser, B 2, Band 12 der Gesamtreihe, 1956, S. 431–434
- Joachim Meier, Origines et antiqitates Plessenses, 1713, S. 120 ff. („Von Heiso Schwanenflügel und denen Schwanenflügeln unter den Patriciis in Göttingen“)
- Johann Christian von Hellbach: Adels-Lexikon, Band 2, Ilmenau 1826, S. 453
- Ernst Heinrich Kneschke (Hrg.): Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 8, Leipzig 1868, S. 385
- Schwaneflügel oder Schwanenflögel. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 35, Leipzig 1743, Sp. 1848 f.
Weblinks
- Herbert Mundhenke: Familie von Schwanenflügel: Urkunden und Akten / Laufzeit 1393-1889, Vorstellung des Depositums im Niedersächsischen Landesarchiv (Standort Hannover), Archivsignatur NLA HA Dep. 51
Einzelnachweise
- Ahnenforschung in Preussen und Lippe
- Daniel Eberhard Baring: Clavis diplomatica, 1754, S. 585.
- Die Geschichte des Eichsfeldes - Die Geschichte einer Familie.
- Ernst Böhme: Dorf und Kloster Weende, Göttingen 1992, S. 86.
- Göttingen: Von den Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, S. 558.
- Carl Philipp Emil von Hanstein: Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von Hanstein in dem Eichsfeld in Preußen (Provinz Sachsen). Kassel, Bohne, 1856/1857, S. 120 und 261.
- Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen, 1842, S. 1767.
- Herbert Mundhenke: Familie von Schwanenflügel: Urkunden und Akten / Laufzeit 1393-1889, Vorstellung des Depositums im Niedersächsischen Landesarchiv (Standort Hannover), Archivsignatur NLA HA Dep. 51
- Kraks Blå Bog, Kopenhagen 1910, S. 399.
- Stadtarchiv Göttingen, Findbuch