Schloss von Govone
Das Schloss von Govone (italienisch Castello di Govone) befindet sich in der Gemeinde Govone, in der italienischen Region Piemont.
Das Schloss war von 1792 bis 1849 in Besitz der Könige von Piemont-Sardinien. Seit 1997 gehört es mit deren anderen Residenzen zum Weltkulturerbe Residenzen des Königshauses Savoyen. Das erste Obergeschoss, die Beletage, ist der Öffentlichkeit zugänglich. Ein Bürgerverein organisiert die Besichtigungen und Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung.
Geschichte
Im Mittelalter erhob sich an der Stelle des heutigen Schlosses eine Wach- und Wehranlage, die zusammen mit umfangreichen Ländereien den Grafen Solaro zu Lehen gegeben war.
Ende des 17. Jahrhunderts beauftragten diese den Architekten Guarino Guarini, einen Plan für eine barocke Schlossanlage zu erstellen. Guarinos Entwurf wurde Jahrzehnte später mit einigen Abänderungen realisiert; die Bauaufsicht hatte Benedetto Alfieri, der die Nordfassade gestaltete. Die Anlage wurde 1783 fertiggestellt.
Als 1792 die männliche Linie der Solaro erlosch, kam das Schloss in den Besitz des Königshauses Savoyen. Bis zum Ende der napoleonischen Ära wurde es jedoch kaum genutzt, erst König Carlo Felice und seine Frau Maria Cristina wählten es zu ihrer Sommerresidenz und ließen einen Teil der Räume des Obergeschosses im Geschmack ihrer Zeit renovieren. In die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts fiel die Umgestaltung der Garten- und Parkanlagen.
Nach dem Tod Maria Cristinas 1849 wechselte das Schloss mehrfach den Besitzer, bis die Gemeinde Govone es 1898 ankaufte, um es als Amts-, Schul- und Wohnräume zu nutzen. Heute dienen die Räumlichkeiten als Rathaus, als Gemeindebibliothek und zu Veranstaltungen. In den früheren Pferdeställen und Lagerräumen ist ein Restaurant untergebracht.
Beschreibung
Das Schloss von Govone liegt im Zentrum der Gemeinde Govone auf einer Hügelkuppe, mit weitem Blick auf das Tanaro-Tal. Etwas unterhalb davon befinden sich die ehemalige Orangerie und die Schlosskirche Santo Spirito, die einst baulich mit dem Schloss verbunden war.
Der Schlossbau selbst ist eine mehrgeschossige Anlage, deren Seitenflügel einen gegen Süden gerichteten Hof umschließen. Nur der Mittelteil ist verputzt und mit zahlreichen Marmorreliefs und -skulpturen dekoriert. Die Eingänge sind von großen Atlanten flankiert, eine mächtige zweirampige Ehrentreppe aus Marmor führt zum Eingang des oberen Geschosses.
Der Ostflügel beherbergt die ehemaligen königlichen Gemächer, erhalten sind die neuklassizistischen Trompe-l’oeil-Malereien an den Decken und die hölzernen Parkettböden mit geometrischen Mustern. Der zentrale Bau mit dem großen Festsaal präsentiert sich wie zu seiner Entstehungszeit um 1815. Die Wände sind vollständig bedeckt mit Malereien, die Architektur und Skulpturen der Antike vortäuschen. Thema ist die griechische Sage der Niobe. Die Bildidee stammt von Carlo Felice selbst, ausführende Maler waren Fabrizio Sevesi und Luigi Vacca.
Das Innere des Westflügel hat das Aussehen des 18. Jahrhunderts bewahrt und ist von der damaligen Chinamode geprägt. Zwei der vier Räume weisen eine bestimmte Art chinesischer Tapeten aus Reispapier auf, die höchst selten ist. Auf ihnen sind die Produktionsprozesse der zu jener Zeit wichtigsten chinesischen Erzeugnisse geschildert: Porzellan, Tee, Reis und Seide. Diese gut erhaltenen Tapeten bestechen auch heute noch durch die Genauigkeit der Darstellung und die liebevolle Ausgestaltung von Genreszenen und Landschaft.
Der Garten
Der gegen Osten gerichtete Garten besteht aus einem Parterre in italienischem Stil. Im Norden und Westen erstreckt sich ein an englische Vorbilder angelehnter Park, dessen Entwurf auf Xavier Kurten zurückgeht. Ende März blühen dort Tausende Exemplare von tulipa oculis solis, einer leuchtendroten Wildtulpenart. Im Jahr 2001 wurde unterhalb des Schlosses, hinter dem Chor der Schlosskirche, ein Rosengarten angelegt, in dem zahlreiche antike Rosensorten zu sehen sind.
Veranstaltungen
Schloss und Park bieten Raum für mehrere größere Veranstaltungen im Laufe des Jahres: Zur Tulpenblüte Ende März das Fest Tulipani a corte, zur Rosenblüte im Mai Regalmente Rosa. Von April bis Ende Oktober finden regelmäßig Kunstausstellungen und Konzerte statt. Am bedeutendsten ist die Beteiligung am Art Site Fest von Mitte September bis Ende Oktober. Den Abschluss des Jahres bildet ein überregional bekannter Weihnachtsmarkt im Park mit zahlreichen Begleitveranstaltungen.
Literatur
- Moro Laura, 1997, Il castello di Govone – L’architettura, Celid, Torino, ISBN 88-7661-289-0
- Moro Laura, 2000, Il castello di Govone – Gli appartamenti, Celid, Torino, ISBN 88-7661-400-1